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Dönhoff-Preis für Navid Kermani

4. Dezember 2016

Der deutsch-iranische Autor ist mit dem Marion-Dönhoff-Preis für internationale Versöhnung geehrt worden. Bei der Preisverleihung appellierte Kermani an die Politik, Visionen für ein lebenswertes Europa zu schaffen.

Martin Schulz übergibt Kermani den Dönhoff-Preis
Bild: picture-alliance/dpa/A. Heimken

In seiner Dankesrede betonte Kermani die Rolle Europas in den aktuellen gesellschaftlichen Konflikten: "Europa ist und bleibt die positive Antwort auf die Herausforderungen der Globalisierung, der Einwanderung, des religiösen und nationalen Extremismus. Nur die Aussicht auf Veränderung kann eine Begeisterung erzeugen, die für das Zurückdrängen rechter Populisten notwendig ist", sagte der Schriftsteller und Orientalist bei der Preisübergabe im Deutschen Schauspielhaus Hamburg. Kermani sparte auch nicht mit Kritik: Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten, der Brexit in Großbritannien und der Sieg der Nationalisten in Polen seien möglich geworden, weil sich vor allem junge Menschen nicht mehr für die liberale Demokratie begeistern können. Kanzlerin Angela Merkel habe die Idee Europas auf den "ökonomischen Mehrwert" reduziert, und Deutschland habe die EU-Flüchtlingspolitik lange Zeit dafür missbraucht, um sich mit der "Dublin-Regelung" vor den Flüchtlingen abzuschotten, so der Autor des Buches "Einbruch der Wirklichkeit. Auf dem Flüchtlingstreck durch Europa".

Kermani - eine moralische Instanz

Kermani gilt mit Büchern wie "Ungläubiges Staunen" und "Dein Name" als einer der wichtigsten Fürsprecher des Dialogs zwischen Islam und Christentum. Er sei ein kritischer Geist und zugleich ein Versöhner zwischen den Kulturen, begründete der Juryvorsitzende Matthias Naß die Entscheidung, den Schriftsteller mit dem Dönhoff-Preis auszuzeichnen. In einer politisch und gesellschaftlich schwierigen Situation gilt Kermani vielen als moralische Instanz. Im Jahr 2014 machte er seine Festrede bei der Feierstunde des Bundestags zum 65. Jahrestag des Grundgesetzes zu einem flammenden Plädoyer, 2015 erhielt Kermani den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.Die Rolle des Mahners und Versöhners Kermani betonte auch Martin Schulz, Präsident des EU-Parlaments, in seiner Laudatio. Kermani sei ein Brückenbauer, der die heutige Welt weder schönreden noch polarisieren wolle, so Schulz. Er sei ein muslimischer Deutscher, "der seine beiden Töchter auf eine katholische Grundschule schicke" und ein "Liebhaber der deutschen Sprache", der jedoch im Gespräch das Persische vorziehe. Der Autor nahm den Ehrenpreis am Sonntag während einer festlichen Matinee entgegen.

Ehrenamtliches Engagement von "Hanseatic Help" gewürdigt 

Beeindruckender Auftritt im Bundestag Bild: picture-alliance/dpa

Über den ebenfalls vergebenen Förderpreis konnte sich der ehrenamtliche Hamburger Verein "Hanseatic Help" freuen, der sich für die Versorgung von Flüchtlingen engagiert. Er hat bereits mehr als drei Millionen Kleidungsstücke im Großraum Hamburg verteilt und Hilfsgüter in Krisengebiete wie Syrien und den Nordirak geliefert. Das Preisgeld werde der Verein nutzen, um Handschuhe, Mützen und warme Socken für den Winter zu kaufen und LKW-Transporte zu unterstützen, kündigte Vereinsvorstand Arne Boekhoff an und bedankte sich bei allen Helfern des Vereins. 

Gestiftet wurde der 14. Dönhoff-Preis von der Wochenzeitung "Zeit", der "Zeit"-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius und der Marion Dönhoff-Stiftung. Zur Jury zählen unter anderem Friedrich Dönhoff und die Journalistinnen und Moderatorinnen Anne Will und Astrid Frohloff. Marion Gräfin Dönhoff (1909-2002) war "Zeit"-Chefredakteurin und Herausgeberin. Die Auszeichnungen sind mit je 20.000 Euro dotiert.

suc/MM (epd/kna)

 

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