Dürre: Iran führt landesweite Wasserrationierung ein
9. November 2025
Die Wasserkrise im Iran erreicht ein alarmierendes Ausmaß. Mehrere Stauseen des Landes stehen laut einem Bericht der staatlichen Tageszeitung Ettelaat kurz vor dem vollständigen Austrocknen. "Der Countdown zu einer nationalen Katastrophe hat begonnen", warnte das Blatt in einem Leitartikel.
In der Hauptstadt Teheran sowie in den zentralen Provinzen ist das Wasserniveau vieler Stauseen demnach bereits auf das sogenannte tote Volumen gesunken - jene Restmenge, die technisch nicht mehr genutzt werden kann. Damit droht dem Land ein Zusammenbruch der Grundwasserreserven und eine "verheerende Dürre", so der Bericht.
Menschen sollen Wasser in Badewannen speichern
Wie Energieminister Abbas Ali Abadi mitteilte, wird in mehreren Landesteilen - darunter auch in der Millionenmetropole Teheran - das Wasser abends abgestellt und erst am nächsten Morgen wieder aufgedreht. Die Bevölkerung solle Wasserbehälter und Pumpen verwenden, um die Versorgungslücken zu überbrücken. Mit dieser Maßnahme solle der Verbrauch gesenkt und Verschwendung vermieden werden, sagte der Minister weiter.
Die Wasserabschaltungen seien notwendig, "auch wenn dies zu Unannehmlichkeiten führen kann", erklärte Ali Abadi. Nach Angaben iranischer Medien verbrauchen die Bewohner Teherans täglich rund drei Millionen Kubikmeter Wasser. In den vergangenen Monaten sei die Wasserversorgung in einigen Stadtteilen bereits zeitweise unterbrochen worden, um Ressourcen zu sparen.
In größeren Wohnkomplexen haben die Behörden die Bewohner aufgefordert, Wasser in Badewannen und Behältern zu speichern. Die nächtlichen Wasserabschaltungen sind in mehreren Vierteln Teherans bereits Realität. Das Anlegen von Vorräten gehört inzwischen zum Alltag, insbesondere für die Toilettenspülung.
Präsident droht mit der Evakuierung Teherans
Irans Präsident Massud Peseschkian warnte in dieser Woche vor einer drastischen Rationierung der Wasserversorgung, sollte es bis zum kommenden Monat keinen Regen geben. Doch selbst im Falle einer Rationierung drohe der Hauptstadt "das Wasser auszugehen", sagte er im Staatsfernsehen. Sollte es bis zum Jahresende nicht regnen, "müssten wir Teheran evakuieren", fügte er hinzu. Wie eine Evakuierung der Millionenstadt konkret ablaufen könnte, erläuterte er nicht.
Beobachtern zufolge ist eine solche Evakuierung jedoch eine rhetorische Ankündigung ohne konkretes Umsetzungspotenzial. Eine Verlegung der Hauptstadt würde Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern, da sämtliche zentralen Behörden sowie die Arbeitsplätze der Mehrheit der Bevölkerung in Teheran liegen. Ein Umzug wäre daher für die meisten Teheraner kaum möglich.
Zu wenig Niederschlag im ganzen Land
Im gesamten Iran hat es in diesem Jahr außergewöhnlich wenig geregnet. In 15 der 31 Provinzen fiel laut der Nachrichtenagentur Isna seit Oktober überhaupt kein Niederschlag. Besonders betroffen ist Teheran: Der regionale Wasserversorger warnt, der Hauptspeicher der Stadt reiche nur noch für etwa zwei Wochen.
Nach Angaben der Agentur Tasnim fielen im Iran in diesem Jahr bisher nur 152 Liter Regen pro Quadratmeter - rund 40 Prozent weniger als im langjährigen Durchschnitt. Bereits im Oktober sprach ein örtlicher Vertreter von einem Niederschlagsstand, der "seit einem Jahrhundert nahezu beispiellos" sei.
Kritiker werfen der Führung in Teheran vor, statt in nachhaltige Wasser- und Infrastrukturprojekte zu investieren, Milliarden in regionale Konflikte gesteckt zu haben. Angesichts der sich verschärfenden Krise wächst nun die Sorge, dass Wasserknappheit und Versorgungsengpässe zu neuen Protesten und sozialen Unruhen im Land führen könnten.
pgr/pg (afp, dpa)
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