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Düstere Aussichten für Afrikas Wirtschaft

Isaac Kaledzi
17. Januar 2022

Die Volkswirtschaften des Kontinents erholen sich nur langsam von den Einbrüchen durch die Corona-Pandemie. Für dieses Jahr deuten sich Besserung an, aber auch neue Unsicherheiten.

Nigeria | Hafen in Apapa
Stau im Hafen von Apapa, Nigeria. Auch das war zu Beginn des Jahres 2021 eine Folge von CoronaBild: Benson Ibeabuchi/AFP/Getty Images

Die afrikanischen Volkswirtschaften kämpfen seit Beginn der Pandemie mit deren Folgen. Dazu zählt nicht nur die weltweite Wirtschaftskrise, sondern auch Lockdowns und weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus. Das führte zu Einschnitten in Produktion, Handel, Investitionen, Tourismus und anderer Einnahmequellen für die afrikanischen Staaten. Und doch gab es auch 2021 Anlass zur Hoffnung.

Als die ersten Impfstofflieferungen endlich auch Afrika erreichten, hatten sie auch die Hoffnung auf ein Zurückdrängen des Virus im Gepäck. Allerdings haben laut Weltgesundheitsorganisation WHO weniger als zehn Prozent der afrikanischen Länder das Ziel erreicht, bis Ende 2021 jeweils mindestens 40 Prozent ihrer Bevölkerung zu immunisieren.

Wirtschaftlich ging es, verglichen mit dem Krisenjahr 2020, vielerorts wieder bergauf. Statistiken der Weltbank für 2021 weisen 6,3 Prozent Wirtschaftswachstum für die Gruppe der Schwellen- und Entwicklungsländer auf. Nimmt man jedoch nur Subsahara-Afrika in den Fokus, sind die Zahlen weniger zufriedenstellend: In der Region wuchsen die Volkswirtschaften 2021 nur um 3,5 Prozent - hauptsächlich aufgrund von teureren Verbrauchsgütern und gelockerten Kontaktbeschränkungen. Die Weltbank rechnet damit, dass das regionale Wachstum 2022 ähnlich gedämpft ausfallen wird.

Courage Martey, Wirtschaftsanalyst beim ghanaischen Dienstleister Databank Financial Service, erwartet, dass vor allem die rohstoffreichen Länder dieses Wachstum erwirtschaften werden. "Volkswirtschaften, die auf das Exportieren von Rohstoffen angewiesen sind - wie Nigeria, das Öl produziert; Angola und Sambia, die Kupfer fördern und Ghana, das Gold abbaut - werden wohl einen Teil der Herausforderung stemmen und zur Erholung der afrikanischen Wirtschaften beitragen können", sagt Martey im DW-Gespräch.

Verschiedene Bedrohungen für afrikanische Volkswirtschaften

Die Entwicklungsländer des afrikanischen Kontinents sind besonders anfällig für die Gefahren, die auf dem Weg wirtschaftlicher Erholung lauern: Neue Corona-Varianten zählen laut einer Analyse der Weltbank ebenso dazu wie steigende Inflation und Staatsverschuldung sowie die aufklaffende Schere zwischen Arm und Reich. Die Omikron-Variante hat unter Beweis gestellt, das die Pandemie wohl weiter die Wirtschaft beeinträchtigt - und das, obwohl Impfstoffe vielerorts bereitstehen.

Impfen unterm Mangobaum

12:30

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Auch regionale Konflikte gefährden den Aufschwung: Obwohl es zuletzt Signale der Entspannung gab, scheint der Tigray-Konflikt im Norden Äthiopiens keineswegs ausgestanden. Auch die instabile Lage im benachbarten Sudan, in Guinea und Mali und die sich verschlechternde Sicherheitslage in der gesamten Sahelzone geben Anlass zur Sorge.

"Wir müssen die Sicherheitslage kritisch im Auge behalten, weil sie essenziell für die wirtschaftliche Entwicklung ist, sagt Louis Yaw Afful, Geschäftsführer des AfCFTA-Netzwerks Ghana im DW-Gespräch.

Hoffnung auf den Freihandel

Das Kürzel AfCFTA steht für den vielleicht größten panafrikanischen Hoffnungsschimmer: die vor einem Jahr eingerichtete Afrikanische Freihandelszone, die bis auf Eritrea alle Länder des Kontinents umfasst. Das Abkommen soll mittelfristig einen freien Binnenmarkt für Waren und Dienstleistungen schaffen, in dem auch Menschen und Kapital sich ohne größere Hürden bewegen können.

Das AfCFTA-Sekretariat in der ghanaischen Hauptstadt AccraBild: Ghana Presidency/Xinhua News Agency/picture alliance

Langfristig wird erwartet, dass die Freihandelszone die Produktion ankurbelt, Armut reduziert und für nachhaltiges Wachstum sorgt - und dabei sogar die Ungleichheit verringert.

2021 haben sich die großen Erwartungen noch nicht erfüllt. Für das gerade begonnene Jahr hofft Afful jedoch auf Fortschritte: "Für AfCFTA ist wichtig, dass die Herkunftsregeln in Kraft treten." Gemeint ist die Zertifizierung von Produkten aus afrikanischer Herkunft - ein Produkt, das dieses Herkunftssiegel trägt, kann zollfrei innerhalb der Zone gehandelt werden. "Das würde inner-afrikanische Produktion, inner-afrikanischen Konsum und inner-afrikanischen Handel beflügeln", sagt Afful.

Noch fehlt vielen Ländern allerdings die technische Infrastruktur, um Vorgänge im Rahmen des AfCFTA-Abkommens abzuwickeln. Doch Afful bleibt hoffnungsvoll: "Die Aussichten sind gut, dass wenn 2022 die digitale Abwicklung Einzug erhält, auch die Lieferketten an Fahrt aufnehmen", sagt er der DW.

Schulden und Inflation

Die meisten afrikanischen Regierungen sitzen auf Schuldenbergen, die sie zwingen, hohe Kredite zu schlechten Konditionen aufzunehmen. 2021 waren große Geldmengen von Nöten, um die Folgen der Pandemie aufzufangen. Analyst Courage Martey sieht darin eine Hürde für Länder wie Ghana, Sambia oder Nigeria, die auf weiteres Geld angewiesen sind: Die Schulden könnten ausländische Investoren abschrecken, zumal viele Industrieländer von Inflationssorgen geplagt sind. "Die Bedingungen für Finanzierungen sind in diesem Jahr schlechter", sagt Martey. Die Schuldenlast werde dabei noch zunehmen.

Sambia hat seit August 2021 einen neuen Präsidenten - Hakainde Hichilema soll das Land aus der Krise führenBild: Salim Dawood/AFP/Getty Images

"Die Zinskosten werden dabei viel ausmachen, sofern die Regierungen nicht schaffen, interne Ressourcen anzuzapfen und Erlöse aus heimischer Wirtschaft zu erzielen", so Martey. Insgesamt gebe es große Unsicherheiten für 2022 - auch angesichts eines "zu erwartenden Währungsdrucks, der von höheren Leitzinsen aus den entwickelteren Volkswirtschaften herrührt".

Hoffnung auf Tourismus und Tech

Deshalb ruhen viele Blicke auch auf einem der wichtigsten Devisenbringer vieler afrikanischer Länder: dem Tourismus. Für die nächsten Jahre erwarten Analysten hier wieder großes Wachstum, nach den Einbrüchen der Corona-Jahre 2020 und 2021. Ob es schon in diesem Jahr in Subsahara-Afrika damit losgeht, ist angesichts niedriger Impfquoten und möglicher neuer Corona-Varianten jedoch alles andere als sicher.

Sicher Reisen wird in Corona-Zeiten zur Herausforderung - wie hier am Flughafen Entebbe in UgandaBild: Sumy Sadurni/AFP/Getty Images

Sollten Reisende aus anderen Erdteilen weiter ausbleiben, so schlägt Analyst Martey vor, könnten Länder mit starkem Tourismus ihre Angebote auf inner-afrikanische Besucher zuschneiden. Es sei jedoch wichtig für die Öffnung des Tourismus, dass mehr Menschen geimpft würden.

Ein weiterer Sektor, auf den sich viele Hoffnungen richten, ist die Digitalwirtschaft: Die Pandemie hat etwa den Online-Handel und digitale Lösungen für räumlich getrenntes Arbeiten nach vorne gebracht. "Angesichts der aktuellen Situation kann die Rolle von Technologie im wirtschaftlichen Umfeld nicht genug betont werden", sagt Martey. Afrikanische Regierungen sollten den Wirtschaftszweig unterstützen - auch, um Teile der jüngeren Arbeitslosen in Lohn und Brot zu bringen.

Adaptiert aus dem Englischen von David Ehl.

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