Düstere Aussichten für die Konjunktur
23. April 2009Die Institute rechnen mit einem Verlust von mehr als einer Million Arbeitsplätzen in diesem Jahr. Damit werde die Arbeitslosigkeit im Herbst die Vier-Millionen-Marke überschreiten. Im Durchschnitt rechnen die Forscher mit 3,7 Millionen Arbeitslosen in diesem Jahr und knapp 4,7 Millionen im Jahr 2010.
Experten gegen weiteres Konjunkturpaket
Es sei die tiefste Rezession seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland vor 60 Jahren, sagte Kai Carstensen vom Münchner Ifo-Institut bei der Vorstellung des Gutachtens am Donnerstag (23.04.2009). Die Krise habe sich auf die gesamte deutsche Wirtschaft ausgeweitet. "Wir rechnen nicht mit einer Stabilisierung vor Mitte 2010", sagte er. Bei Investitionen, beim Export und beim privaten Konsum sei mit einem weiteren Rückgang zu rechnen. Dennoch wenden sich die Institute gegen ein drittes Konjunkturpaket der Bundesregierung.
Das gemeinschaftliche Gutachten wird im Auftrag der Bundesregierung erstellt. Mit der Prognose beauftragt sind das Ifo-Institut München, das Institut für Weltwirtschaft Kiel, das Institut für Wirtschaftsforschung Halle, das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung und die Konjunkturforschungsstelle der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich.
Keine Aussicht auf rasche Besserung
Auch im nächsten Jahr sei noch keine deutliche Besserung zu erwarten, heißt es in dem Gutachten. Vielmehr rechnen die Institute mit einer schleppenden Erholung. Das Bruttoinlandsprodukt werde auch im Jahr 2013 noch nicht wieder das Niveau von 2008 erreicht haben. Die Bundesregierung wird ihre Prognose in der kommenden Woche der Wirtschaftsleistung anpassen. Finanzminister Peer Steinbrück bezeichnete angesichts der aktuellen Wirtschaftsdaten eine "fünf vor dem Komma" als "nicht unwahrscheinlich". Die Bundesregierung ging in ihrer bisherigen Prognose noch von einem Wirtschaftsrückgang von 2,25 Prozent aus.
Minister Scholz: "Kurzarbeit statt Kündigung"
Arbeitsminister Olaf Scholz appellierte an die Unternehmen in Deutschland, trotz des Konjunktureinbruchs auf Entlassungen zu verzichten. Im Zweiten Deutschen Fernsehen empfahl Scholz den Firmen stattdessen, in der Krise auf Kurzarbeit zurückzugreifen. Dies rechne sich oftmals auch finanziell, denn Kündigungen seien teuer. Außerdem werde der Bedarf an Fachkräften möglicherweise schon im kommenden Jahr wieder steigen, sagte der sozialdemokratische Politiker. (mm/se/dpa/ap/afp)