Es ist die erste deutsche Serie, die vom US-Anbieter Netflix produziert wurde. Auf Festivals feierte "Dark" bereits Premiere, nun startet sie für alle. Damit reiht sich "Dark" in jüngste deutsche Serienerfolge ein.
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Start der Netflix-Serie "Dark"
Deutsche Serien sind en vogue. "Babylon Berlin" läuft beim Anbieter Sky. Amazon Prime und jetzt auch Netflix bieten deutsche Serien für ein internationales Publikum. Über "Dark" und andere erfolgreiche deutsche Serien.
Bild: Netflix
Deutsche Netflix-Serie "Dark"
Anfang Dezember ist es soweit: Beim US-Streaming-Anbieter "Netflix" läuft die erste deutsche Serie an, die das weltweit erfolgreiche Portal für den internationalen Markt produziert hat. Die erste Staffel umfasst zehn Folgen und erzählt von vier Familien in der deutschen Provinz. Zu Beginn verschwinden zwei Kinder, das löst Ermittlungen aus, die zurück bis in die 1980er Jahre reichen.
Bild: Netflix
Düstere Welten in "Dark"
Regisseur Baran bo Odar hat die Serie inszeniert und mit seiner Frau Jantje Friese das Drehbuch geschrieben. Der Schweizer hatte vor ein paar Jahren eine ganz ähnliche Geschichte fürs Kino inszeniert: "Das letzte Schweigen" - Auch das ein Familiendrama in der deutschen Provinz, das zwei Generationen miteinander verknüpft. "Dark" nun ist wesentlich düsterer, die Szenerie mutet klaustrophobisch an.
Bild: Netflix
Hans-Christian Schmids "Das Verschwinden"
Auch die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland mischen beim Serien-Poker mit. Vor kurzem lief bei der ARD "Das Verschwinden", ebenfalls eine düstere Geschichte aus der deutschen Provinz. Auch hier geht es um das Verschwinden einer Jugendlichen - und das Drama, das sich daraus entwickelt. In der Hauptrolle überzeugte eine großartige Julia Jentsch.
Während "Das Verschwinden" auf soziale Gegenwart und Psychologie setzte, entfaltete die teuerste deutsche Serie, "Babylon Berlin", ein historisches Tableau. Sie ist derzeit beim privaten Anbieter "Sky" zu sehen. Drei Regisseure haben mit großem Aufwand das Berlin der 1920er Jahre in einem opulenten Bilderreigen wiederauferstehen lassen. "Babylon Berlin" wurde in viele Länder verkauft.
Bild: 2017 X Filme/Frédéric Batier
Deutsche Amazon-Serie "You Are Wanted"
Die erste deutsche Serie, die vom US-Giganten "Amazon Prime" speziell auch für den hiesigen Markt entwickelt wurde, war "You Are Wanted", die ab März 2017 lief. Inszeniert wurde sie von Matthias Schweighöfer, der auch die Hauptrolle spielt. Die Serie, die unter anderem das Thema digitale Überwachung behandelt, stieß auf ein geteiltes Echo. Doch eine zweite Staffel ist bereits in Arbeit.
Bild: picture alliance / Stephan Rabold/Amazon/dpa
Fortsetzung für "Deutschland 83"
Ebenfalls eine zweite Staffel erlebt die zeithistorische Spionageserie "Deutschland 83", die 2015 beim Privatsender RTL zu sehen war. Dann allerdings unter dem Titel "Deutschland 86". "Deutschland 83" sammelte weltweit Preise ein und wurde in zahlreiche Länder verkauft, hatte bei RTL aber schlechte Quoten - und läuft deshalb 2018 zunächst bei "Amazon Prime".
Bild: picture alliance/dpa/R. Hirschberger
Berliner Clan-Kämpfe: "4 Blocks"
Auch "4 Blocks" von Regisseur Marvin Kren darf als Erfolg gelten - und wird deshalb ebenfalls fortgesetzt. Premiere feierte die Serie um die Auseinandersetzungen verschiedener Familienclans in Berlin-Neukölln 2017 bei der Berlinale, anschließend liefen die sechs Folgen beim Anbieter "TNT Serie". "4 Blocks" erhielt hervorragende Kritiken und wurde mit der amerikanischen Serie "Sopranos" verglichen.
Bild: picture-alliance/dpa/Handout/2017 Turner Broadcasting System Europe Limited & Wiedemann & Berg Television GmbH & Co.
Deutsche Geschichte in "Weißensee"
Dass sich deutsche Serienmacher besonders gut auf zeithistorische Sujets verstehen, beweist die seit 2010 gedrehte ARD-Serie "Weißensee". In inzwischen drei Staffeln geht es um zwei Familien in Ost-Berlin in den 1980er Jahren. Auch "Weißensee" wird aufgrund guter TV-Quoten fortgesetzt, eine vierte Staffel ist in Produktion. Verkauft wurde die Serie unter anderem nach Italien und Russland.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Pedersen
Grandioser künstlerischer Erfolg: "Im Angesicht des Verbrechens"
Die beste deutsche Serie der letzten zehn Jahre ist "Im Angesicht des Verbrechens". Regisseur Dominik Graf inszenierte das Epos um zwei Berliner Polizisten, die im Mafia-Milieu der Hauptstadt ermitteln, 2010. Die rasant entwickelten Szenenfolgen, das düstere Tableau und die formalen Experimente überforderten allerdings viele Zuschauer. "Im Angesicht des Verbrechens" erzielte enttäuschende Quoten.
Bild: ARD/Julia von Vietinghoff
Hoffen auf "Dark"
"Netflix" hofft jetzt, dass mit "Dark" der deutsche Marktanteil ausgebaut werden kann. Mit vielen in den USA produzierten Serien ist "Netflix" bereits weltweit erfolgreich. Doch alle internationalen Anbieter wie "Sky", "Amazon" oder eben auch "Netflix", setzen auf eine noch engere Zuschauerbindung, indem sie nationale Serien in Auftrag geben und damit spezifische Publikumsinteressen abdecken.
Bild: Netflix
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Zwei Kinder verschwinden plötzlich aus einer deutschen Kleinstadt. Keiner weiß, wieso. Eltern, Verwandte, Freunde rätseln. Das Geschehen nimmt seinen Lauf. Auf der Suche nach des Rätsels Lösung kommt die Vergangenheit der Eltern der Verschwundenen sowie die befreundeter Paare ins Spiel. Die Serie blendet zurück. Familienkonstellationen und -konflikte kommen an die Oberfläche. Was hat das Verschwinden der Kinder im Hier und Jetzt mit der Vergangenheit zu tun?
"Dark" orientiert sich an großen Vorbildern
Verkürzt erzählt ist das die Ausgangssituation der ersten deutschen "Netflix"-Serie "Dark", die am 1. Dezember startet. In den zehn Teilen der ersten Staffel nähern sich die Protagonisten und damit auch die Zuschauer immer mehr der Auflösung des Plots.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Dann liegen sie richtig. Die Story von "Dark" erscheint als Variante anderer Serien - aus Deutschland und aus dem Ausland.
Gerade noch hat das deutsche Publikum die acht Teile der Serie "Das Verschwinden" von Regisseur Hans-Christian Schmid verdaut. Die ARD-Serie, die das erfolgreiche Grundmuster sogar schon im Titel trägt, begann ähnlich. Ein junges Mädchen verschwindet. Die Eltern, in diesem Falle vor allem die alleinerziehende Mutter, begeben sich auf die Suche. Fragen stellen sich natürlich auch alle anderen, die beiden Freundinnen des Mädchens, Verwandte, Freunde aus dem kleinen Ort, die Polizei. Denn: auch "Das Verschwinden" spielt in der Provinz. Ist es in "Dark" eine Region in der Pfalz, so spielt sich das Geschehen bei Schmid in der deutsch-tschechischen Grenzregion ab.
Erprobte dramaturgische Muster - variiert und mit deutschen Zutaten
Sie ähneln sich, die Grundmuster der deutschen Serien, die in diesen Wochen zu sehen sind. Und das ist wohl kein Zufall. Das Verschwinden meist jugendlicher Protagonisten, die Ermittlungen, die dann folgen, das Rätselraten der Zuschauer, das daraufhin einsetzt - all das sind beliebte und vielfach erprobte Muster amerikanischer Vorbilder.
Wir erinnern uns: Die legendäre US-Serie "Twin Peaks" (1990) begann damals zwar nicht mit dem Verschwinden einer jungen Frau, sondern mit deren Tod in den Wäldern der tiefsten amerikanischen Provinz, brachte dann das beschauliche Leben von Familien, Angehörigen, Bekannten und Freunden aus dem Lot. Ein ganzes Städtchen geriet ins Wanken.
Auch die seit 2016 gedrehte US-Serie "Stranger Things" beginnt mit dem Verschwinden eines Jugendlichen. Mit beiden Serien, "Twin Peaks" und "Stranger Things", wurde die erste deutsche "Netflix"-Produktion "Dark" jetzt schon verglichen. Und tatsächlich: die Parallelen sind auffallend, wie auch die zu Schmids "Das Verschwinden". Vor allem die Szenerie der vermeintlichen Kleinstadtidylle, in die sich der Schrecken einschleicht.
"Das Verschwinden" war ein TV-Ereignis, "Dark" muss sich noch beweisen
Das muss kein Fehler sein. Ist so eine deutsche Serie gut gemacht, ist ein solches Wiederholungsschema durchaus legitim. Auch US-Serien kupfern ja ab, meist lehnen sie sich an Vorbilder aus Hollywood an. Und im Kino ist solch ein "Ideenklau" sowieso schon seit Jahren bekannt.
Wichtig ist nur, dass Varianten eingebaut werden. "Dark" und "Das Verschwinden" unterscheiden sich ja schon dadurch von US-Vorbildern, dass sie die deutsche Provinz zeigen, deutsches Zeitgeschehen. Bei Hans-Christian Schmids Serie ist das hervorragend gelungen. "Dark" muss die Zuschauer ab dem 1. Dezember noch überzeugen.