Da Costa: "Einfach nur Vollidioten"
29. August 2013Fußball-Profi Danny da Costa erinnert sich genau an die Vorkommnisse beim Zweitligaspiel seines Vereins FC Ingolstadt bei 1860 München am 18. August. Der gebürtige Deutsche hat sowohl die deutsche als auch die angolanische Staatsbürgerschaft.
DW: Das Spiel gegen 1860 München, bei dem sie rassistisch beleidigt wurden, liegt nun eine gute Woche zurück. Wie blicken sie jetzt auf das, was passiert ist?
Danny da Costa: Ich versuche eigentlich, mir kaum noch Gedanken darüber zu machen. Ich denke, dass schon in der letzten Woche sehr viel und sehr ausführlich darüber gesprochen wurde. Für mich persönlich ist das Ganze jetzt auch abgehakt.
Welche Reaktionen gab es von Ihren Freunden, Kollegen und Fans? Haben Sie viel Unterstützung erhalten?
Grundsätzlich war das schon sehr viel an Unterstützung. Mir haben auch viele Leute geschrieben, durch die Bank weg waren alle Reaktionen positiv. Man hat schon gemerkt, dass es sehr viele Menschen gibt, die das genauso sehen wie ich und auch auf meiner Seite stehen. Mich persönlich hat das gefreut, und es bekräftigt einen einfach in seinem Tun.
Welche Nachrichten bekamen Sie, zum Beispiel?
Mir haben auch viele Fans von 1860 München geschrieben, dass es ihnen Leid tut, was vorgefallen ist. Und dass es nur eine Handvoll Leute gewesen sei und eben nicht ganz 1860 München betreffe. Sie distanzieren sich ganz klar von den rassistischen Beleidigungen. Auch von unserem Verein, dem FC Ingolstadt, haben mir sehr viele geschrieben: `Kopf hoch, nicht so viel darüber nachdenken!`"
Beim letzten Spiel gegen Arminia Bielefeld hat Ihre Mannschaft beim Aufwärmen T-Shirts gegen Rassismus getragen. Redet man über das Thema unter den Spielern?
Bei uns in der Mannschaft hat das Thema vorher eigentlich keine große Rolle gespielt, weil so etwas noch nie vorgekommen ist. Durch den Vorfall in München und dadurch, dass der Schiedsrichter betont hat, dass das gar nicht gehe, dass das nicht auf den Fußballplatz und ins Stadion, eigentlich nirgendwohin gehöre, sind wir bestärkt worden. Deswegen standen wir jetzt auch alle dahinter, noch mal ins Gewissen zu rufen, dass so etwas in Deutschland nichts zu suchen hat.
Wie war es, diese Anti-Rassismus-T-Shirts beim Aufwärmen zu tragen?
Ich fand das schon ganz cool. Vor allen Dingen, weil viele Fans diese T-Shirts gekauft hatten und dann auch getragen haben.
Was geschah da noch mal an dem Tag? Wie war es am 18. August während des Spiels in München gegen 1860?
Es war einfach so, dass mich mit Beginn der zweiten Halbzeit, wenn ich in Hörweite war oder einen Einwurf gemacht habe, eine Handvoll Leute immer wieder rassistisch beleidigt haben. Und weil mir das persönlich zu viel wurde, bin ich zum Schiedsrichter gegangen und habe ihn darauf hingewiesen.
Nach dem Spiel, als Sie im Umkleideraum waren, was ging in Ihrem Kopf vor?
Ich war schon erst einmal geschockt. Gleich nach dem Spiel habe ich mich aber auch erst einmal mit der Niederlage [0:1 beim TSV 1860 München (Anm. d. Red.)] beschäftigt. Ich habe mich kurz mit Ralph Gunesch [Spielerkollege von Ingolstadt (Anm. d. Red.)] darüber ausgetauscht, was da vorgefallen ist. Und daraufhin hat Ralph via Facebook ein Statement dazu abgegeben.
Jetzt läuft eine Untersuchung. Was erwarten Sie davon?
So wie ich es mitbekommen habe, läuft gerade eine polizeiliche Ermittlung. Und ich gehe erst einmal davon aus, dass man da schon konsequent durchgreifen wird. Dass man dann denjenigen, den man jetzt gefasst hat, auch bestrafen wird.
Haben Sie hier in Deutschland solche rassistischen Kommentare vorher schon einmal erlebt?
Mich persönlich hat so etwas bisher noch nie betroffen. Ich hatte bisher nie irgendwie Probleme damit.
Was halten sie davon, dass Sie auf der einen Seite für die deutsche U21-Nationalmannschaft spielen und auf der anderen Seite diese rassistischen Kommentare erlebt haben?
In meinen Augen sind das einfach nur Vollidioten, die mit dem Fußball eine Bühne gefunden haben, auf der sie ihre Gedanken kundtun können. Ich denke aber, dass man von solchen Menschen nicht mehr allzu viele hat hier in Deutschland. Aber auch, dass man sich um diejenigen, die es noch gibt, auch kümmert.
Das Interview führte Guilherme Correia da Silva.