Der japanische Nationalspieler von Eintracht Frankfurt ist seit Jahren einer der stärksten Offensivspieler der Bundesliga. Im Sommer steht mit einem Wechsel zu Borussia Dortmund wohl der nächste Schritt für Kamada an.
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Es war ein undankbares Spiel für Daichi Kamada. Bei der 1:2-Niederlage Eintracht Frankfurts bei RB Leipzig am 22. Spieltag der Bundesliga hatte der Japaner wenig Gelegenheit, sich in Szene zu setzen - zu gut stand die RB-Defensive. Trotzdem arbeitete Kamada viel, bot sich immer wieder in der gefährlichen Zone an und holte sich zahlreiche Bälle tief im eigenen Mittelfeld. Oftmals ging er sogar mit zurück an den eigenen Strafraum, um die Defensive zu unterstützen, lief die Leipziger Gegner an, um den Ball zu erobern und scheute auch keine Kopfballduelle. Was Einsatz und Laufbereitschaft betraf, war Kamada einer der aktivsten Frankfurter, die insgesamt aber auf verlorenem Posten kämpften. Immerhin den 1:2-Anschlusstreffer der Eintracht durch Djibril Sow leitete Kamada mit einem gefühlvollen Pass auf den Flügel ein.
Angesichts seiner aktuellen Leistungen ist es kaum zu glauben, dass Frankfurts ehemaliger Trainer Adi Hütter den Japaner einst aus dem Kader strich und in eine separate Trainingsgruppe "strafversetzte". Kamada, der seit 2017 beim Europa-League-Sieger unter Vertrag steht, wurde damals, im August 2018, sogar verliehen. Eine Saison lang spielte er für den Klub VV St. Truiden in der belgischen Liga - und zeigte dort die Leistungen, die er mittlerweile auch bei den Frankfurtern regelmäßig abruft. Kamada war in Belgien sogar so gut, dass er im März 2019 erstmals für die japanische Nationalmannschaft auflaufen durfte und seitdem zu deren festem Stamm gehört. Auch bei der WM in Katar beim Sieg der Japaner gegen das DFB-Team stand er auf dem Platz.
Offensive Klasse, fehlende Körpersprache
Dass er an Kamada nicht mehr vorbeikam, sah nach dessen Rückkehr nach Frankfurt auch Hütter ein. Er setzte nun auf den Japaner, der sich bald zu einer Konstante im Spiel der Eintracht und einer Art offensiven "Allzweckwaffe" entwickelte. "Daichi ist ein kreativer Spieler, der mit seiner Genialität den Unterschied ausmachen kann", lobte Hütter Kamada einst, nach einem Spiel, in dem der Frankfurts Nummer 15 einmal mehr den Unterschied ausgemacht hatte. Insgesamt stand der Japaner bislang in 163 Pflichtspielen für die Eintracht auf dem Platz. Dabei erzielte er 37 Tore und gab 31 Vorlagen.
Trotzdem gab es oft Kritik - vor allem von Seiten der enthusiastischen Eintracht-Fans. Die Körpersprache des Japaners gefiel ihnen nicht. Oft schien er unbeteiligt, lethargisch und nicht bereit, sich mit vollem Einsatz in die Zweikämpfe zu werfen. "Fußballerisch gesehen werde ich von den Fans nicht ganz so geliebt werde", sagte Kamada im Dezember 2021 in einem Interview mit dem Hessischen Rundfunk. "Ich weiß, dass meine Spielweise im Frankfurter Fanumfeld eher kritisch gesehen wird." Das sei zwar nicht unerheblich, wichtiger sei aber, was Trainer und Mitspieler sagen. "Solange sie mit mir zufrieden sind, bin ich auch zufrieden", so Kamada.
Mister Europa League
Vor allem in der Europa League hatten Teamkollegen und Trainer selten einen Grund, sich über Kamada zu beklagen. Oft war er der entscheidende Mann der Eintracht. In der Europa-League-Saison 2019/2020, bis zum Aus im Achtelfinale gegen den FC Basel, erzielte Kamada sechs Tore. Als die Frankfurter den Wettbewerb 2022 gewannen und sich dadurch erstmals für die Champions League qualifizierten, traf er fünfmal ins gegnerische Tor. Beim Finalsieg gegen die Glasgow Rangers durch Elfmeterschießen war er einer der erfolgreichen Schützen.
Kamadas gute Leistungen blieben nicht unbemerkt. 2019 zeigte der FC Genua großes Interesse am Japaner, doch ein Veto von Hütter verhinderte dessen Transfer in die italienische Serie A. Vergangenen Sommer war sich Kamada dann bereits mit Portugals Rekordmeister Benfica über einen Wechsel einig. Doch wieder war es der Trainer, der nicht einverstanden war: Hütter-Nachfolger Oliver Glasner wollte lieber seinen vielseitigen Offensivspieler behalten, als mit einer Ablösesumme, die sich wohl im Bereich um die 20 Millionen Euro bewegt hätte, das Konto des Klubs zu füllen. So blieb Kamada letztlich bei der Eintracht, seinen Vertrag, der nur noch bis zum Saisonende läuft, verlängerte er aber nicht.
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Borussia Dortmund als nächster Schritt?
Offenbar ist der Japaner der Eintracht nun doch entwachsen und bereit für eine neue Aufgabe. Zwar ist der Klub drauf und dran sich erneut für den Europapokal zu qualifizieren. Sogar die Top-Vier in der Bundesliga sind trotz der Niederlage in Leipzig noch in Reichweite und damit die Möglichkeit, sich zum ersten Mal auf direktem Weg über den Tabellenplatz für die Champions League zu qualifizieren. Auch im DFB-Pokal ist Frankfurt noch dabei.
Trotzdem strebt Kamada offenbar einen Transfer zu Borussia Dortmund an. Ein Wechsel, den man wohl unter "den nächsten Schritt machen" verbuchen könnte. Laut "Bild"-Zeitung soll sich der BVB bereits auf einen Fünfjahresvertrag mit Kamada geeinigt haben. Mit dem Jahresgehalt von fünf bis sechs Millionen Euro und einem Handgeld von angeblich zwölf Millionen schnürt der BVB ein Gesamtpaket von rund 40 Millionen Euro - eine Summe, bei der die Eintracht - trotz allen Willens, den Spieler zu halten - nicht mithalten kann.
Mit der Verpflichtung eines offensiven Mittelfeldspielers aus Japan hat die Borussia bereits früher gute Erfahrungen gemacht. Von 2010 bis 2012 und - nach seiner Rückkehr von einem zweijährigen Intermezzo bei Manchester United - von 2014 bis 2019 trug Shinji Kagawa das BVB-Trikot. Kagawa lief 216 Mal für Dortmund auf. Er erzielte für die Schwarz-Gelben 60 Tore und legte seinen Mitspielern 55 Treffer auf. Große Fußstapfen für Daichi Kamada - aber er hat bei Eintracht Frankfurt bereits bewiesen, dass er sie ausfüllen kann.
Internationale Rekordspieler der Bundesliga
Viele internationale Stars - wie Claudio Pizarro, Naldo oder Robert Lewandowski - haben die Historie der Bundesliga über Jahre hinweg geprägt. Frankfurts Makoto Hasebe hat mit über 40 Jahren nun seine Karriere beendet.
Bild: HMB Media/picture alliance
Hasan Salihamidzic - 321 Spiele
Seine ersten Spiele in der Bundesliga macht "Brazzo", das "Bürschchen", ab 1995 für den HSV. Während des Bosnienkrieges schicken seine Eltern den damals 15-Jährigen 1992 zu Verwandten nach Hamburg. 1998 wechselt er zu den Bayern, später zu Juventus, bevor er 2012 in Wolfsburg seine aktive Karriere beendet. In der Bundesliga ist Salihamidzic später nochmal aktiv - als Sportvorstand des FC Bayern.
Bild: Edgar Schöpal/dpa/picture-alliance
Dede - 322 Spiele
Kaum ein Spieler ist so beliebt bei den Dortmunder Fans wie der Brasilianer mit der Nummer 17. Von 1998 bis 2011 bearbeitet er die linke Seite und wird mit dem BVB, seinem einzigen Klub in Deutschland, 2002 und 2011 deutscher Meister. Für Brasilien bestreitet er ein Länderspiel. Dort nennt man Leonardo de Deus Santos wegen seiner Vorliebe für Pünktlichkeit nur "den Deutschen".
Bild: picture-alliance/Baumann
Ole Björnmose - 323 Spiele
Der dänische Stürmer kommt 1966 aus Odense in die Bundesliga und bleibt elf Jahre. Nach fünf Saisons bei Werder Bremen wechselt er 1971 zum HSV, mit dem er 1976 den DFB-Pokal und 1977 den Europapokal der Pokalsieger gewinnt. Nach seiner Rückkehr nach Dänemark arbeitet Björnmose als Elektriker. Bis 2008 - zwei Jahre nach seinem Tod - bleibt er der Ausländer mit den meisten Bundesliga-Spielen.
Bild: Horstmüller/imago images
Sergej Barbarez - 330 Spiele
Zwischen 1996 und 2008 spielt der Bosnier für insgesamt vier Bundesligisten. Nach Stationen in Rostock und Dortmund wechselt Barbarez im Jahr 2000 zum Hamburger SV, wo er schnell zum Liebling der Fans wird. 2001 sichert er sich mit 22 Toren die Torjäger-Kanone. Als sein Vertrag in Hamburg 2006 nicht verlängert wird, geht er nach Leverkusen, wo er seine Karriere 2008 auch beendet.
Bild: Imago Images
Rafinha - 332 Spiele
Der Brasilianer (r.) macht 2005 bei der U20-WM in den Niederlanden Europas Klubs auf sich aufmerksam und wechselt im selben Jahr zum FC Schalke. Als Trainer Felix Magath ihn fünf Jahre später aussortiert, geht der Außenverteidiger nach Italien und kommt ein Jahr später in die Bundesliga zurück. Mit dem FC Bayern wird er siebenmal Meister, viermal Pokalsieger und gewinnt 2013 die Champions League.
Bild: Weller/imago images/Fotostand
Lukasz Piszczek - 332 Spiele
Er ist jahrelang der Dauerbrenner auf der rechten Abwehrseite von Borussia Dortmund. Von 2010 bis 2021 spielt Lukasz Piszczek für den BVB. Seine ersten 68 Bundesliga-Spiele bestreitet der Pole aber im Trikot von Hertha BSC. Mit den Berlinern steigt er vor seinem Wechsel nach Dortmund in die 2. Liga ab. Mit den Dortmundern gewinnt Piszczek zweimal die Meisterschaft und dreimal den DFB-Pokal.
Bild: Reuters/L. Kuegeler
Ze Roberto - 336 Spiele
1998 wechselt Ze Roberto, der zuvor schon für Real Madrid aktiv ist, von Flamengo Rio de Janeiro zu Bayer Leverkusen. 2002 folgt der nächste Schritt zum FC Bayern, mit dem er einige Titel gewinnt. 2009 - damals schon 35 Jahre alt - erhält er einen Zweijahresvertrag beim HSV. 2011 verlässt Ze Roberto Deutschland, bleibt aber bis zum endgültigen Karriereende mit fast 43 Jahren Fußball-Profi.
Bild: imago sportfotodienst
Vedad Ibisevic - 344 Spiele
Seine ersten Schritte in der Bundesliga macht der Bosnier 2006 im Trikot von Alemannia Aachen. Später geht der Stürmer auch für Hoffenheim, Stuttgart und Hertha BSC auf Torejagd. 127 Bundesliga-Tore erzielt er insgesamt. Sein letztes Engagement auf Schalke endet im November 2020 unrühmlich: Nach einem Streit mit Schalkes Co-Trainer Naldo wird Ibisevic freigestellt, sein Vertrag aufgelöst.
Bild: picture-alliance/dpa/T. Eisenhuth
Levan Kobiashvili - 351 Spiele
Ende der 1990er Jahre bildet Kobiashvili (r.) in Freiburg mit anderen georgischen Profis, deren Namen ebenfalls auf "-vili" enden, die Gruppe der "Willis", die unter Trainer Volker Finke Erfolge feiern. Kobiashvili spielt später für Schalke und Hertha. Unrühmlich: Er ist der Bundesliga-Profi, gegen den 2012 die längste Strafe verhängt wird: siebeneinhalb Monate wegen Schlagen des Schiedsrichters.
Bild: picture-alliance/dpa
Halil Altintop - 351 Spiele
Ebenso viele Bundesliga-Spiele wie Levan Kobiashvili hat Halil Altintop. Der türkische Nationalspieler wird 1982 in Gelsenkirchen geboren und besitzt auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Zwischen 2003 und 2017 stürmt er für Kaiserslautern, Schalke, Frankfurt und Augsburg und erzielt insgesamt 67 Bundesliga-Tore. Halils älterer Zwillingsbruder Hamit ist bis 2018 ebenfalls Fußball-Profi.
Bild: picture-alliance/dpa
Naldo - 358 Spiele
Der erste Bundesligaklub von Ronaldo Aparecido Rodrigues, kurz Naldo, ist ab 2005 der SV Werder Bremen. Später läuft der Abwehrspieler auch für Wolfsburg und Schalke 04 auf. Bei den Schalker Fans wird der Brasilianer zur Legende, als er im November 2017 im Derby nach 0:4-Rückstand gegen den BVB in der Nachspielzeit das 4:4 erzielt. Naldo gewinnt mit Bremen und Wolfsburg je einmal den DFB-Pokal.
Bild: picture-alliance/G. Chai von der Laage
Daniel Caligiuri - 372 Spiele
Der Mittelfeldspieler mit italienischem und deutschem Pass ist in Süddeutschland geboren und aufgewachsen. Beim SC Freiburg wird er 2007 Bundesliga-Profi. Nach Stationen in Wolfsburg und auf Schalke spielt er von 2020 bis 2023 beim FC Augsburg. Weil er mehr Einsatzzeit haben möchte, trennen sich 2023 die Wege. Doch Caligiuri findet keinen neuen Verein und seine Bundesliga-Karriere endet.
Bild: Wolfgang Frank/Eibner-Pressefoto/picture alliance
Makoto Hasebe - 384 Spiele
Der Japaner spielt ab 2008 für den VfL Wolfsburg, den 1. FC Nürnberg und Eintracht Frankfurt 16 Jahre lang in der Bundesliga. 2009 wird er in seiner zweiten Bundesliga-Saison mit den "Wölfen" Deutscher Meister. 2014 wechselt er nach Nürnberg, ein Jahr später zu Eintracht Frankfurt, wo er 2018 Pokalsieger wird und zeitweise Kapitän ist. Mit über 40 Jahren beendet er im Sommer 2024 seine Karriere.
Bild: Kessler-Sportfotografie/picture alliance
Robert Lewandowski - 384 Spiele
Der Pole ist neben dem Rekordschützen Gerd Müller einer der effektivsten Torjäger der Bundesliga-Historie. 2010 wechselt Lewandowski aus Posen zu Borussia Dortmund, vier Jahre später zieht er weiter zum FC Bayern. In München wird Lewandowski nicht nur wegen seiner vielen Tore zu einer Art Institution der Bundesliga, bis er im Sommer 2022 unter viel Getöse zum FC Barcelona wechselt.
Bild: Christof Stache/Reuters
Claudio Pizarro - 490 Spiele
Zwischen 1999 und 2020 spielt der smarte Peruaner für Werder Bremen, den FC Bayern München und den 1. FC Köln. Dabei erzielt er 197 Bundesliga-Tore. Pizarro, der insgesamt fünfmal zum SV Werder wechselt und im Sommer 2020 seine Karriere auch dort beendet, wird sechsmal deutscher Meister und sechsmal DFB-Pokalsieger. Fünfmal holt er mit München das Double, einmal sogar das Triple.