Spekuliert wurde schon länger, nun schafft Daimler Fakten. Konzernchef Dieter Zetsche hört auf und wechselt in den Aufsichtsrat. Sein Nachfolger steht auch schon fest.
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Nach mehr als 13 Jahren an der Spitze des Autobauers Daimler gibt Dieter Zetsche seinen Posten als Vorstandschef im Mai 2019 auf. Sein Nachfolger soll der derzeitige Entwicklungschef Ola Källenius werden, wie der Stuttgarter Konzern mitteilte.
Zetsche werde sein Vorstandsmandat und die Leitung der Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars zum Ende der Hauptversammlung niederlegen, und nach einer Übergangsperiode von zwei Jahren den Vorsitz des Aufsichtsrates von Manfred Bischoff übernehmen. Dessen Amtszeit läuft 2021 aus. Der promovierte Ingenieur Zetsche war im Mai 65 Jahre alt geworden, regulär läuft sein Vertrag erst Ende 2019 aus.
Zetsche habe den Konzern maßgeblich geprägt, erklärte Bischoff. Der 65-Jährige sei prädestiniert, auch den Aufsichtsrat erfolgreich zu leiten. "Er hat als Vorstandsvorsitzender bewiesen, dass er die Daimler AG auch in schwierigem Terrain führen und die Mitarbeiter für anspruchsvolle Ziele begeistern kann." Mit Källenius berufe Daimler einen anerkannten, international erfahrenen und erfolgreichen Manager aus dem eigenen Haus. Zugleich setze der Konzern auf die bewährte doppelte Verantwortung des Vorstandschefs als Leiter des Pkw-Geschäfts.
Unklar ist allerdings die Rolle des neuen Daimler-Großinvestors Li Shufu, der sich unlängst in großem Stil beim Stuttgarter Autobauer eingekauft hat und knapp zehn Prozent der Anteile besitzt. Dem Vernehmen nach arbeitet Li, dem auch der chinesische Autobauer Geely gehört und der wiederum Eigentümer des Daimler-Konkurrenten Volvo Cars ist, daran, weitere Aktienpakete zu erwerben.
Konzern im Umbau
Daimler ist derzeit dabei, den Konzern grundlegend umzubauen. Geplant ist eine neue Struktur in Form einer Dachgesellschaft mit drei rechtlich selbstständigen Einheiten - eine für Pkw und Vans, eine für Trucks und Busse und eine für Finanzdienstleistungen. Die Hauptversammlung am 22. Mai, auf der Zetsche nun abtritt, soll darüber abschließend entscheiden.
Zetsche ist seit 1976 für Daimler in verschiedenen Positionen und Ländern tätig gewesen. Als Konzernchef zog er den Schlussstrich unter die verunglückte Fusion mit dem US-Autobauer Chrysler, die sein Vorgänger Jürgen Schrempp 1998 durchgezogen hatte. 2007 gab Daimler die Mehrheit an der Chrysler Group ab, bevor das Unternehmen 2009 auch den restlichen Anteil von knapp einem Fünftel an Fiat verkaufte. Zetsche war es auch, der den Konzern nach der Finanzkrise aus einer schweren Flaute führte, die Designsprache der Stammmarke Mercedes-Benz modernisierte und damit jüngere Käuferschichten eroberte. Nach vielen Jahren hinter dem Erzrivalen BMW konnte Mercedes-Benz 2016 die Weltspitze im Verkauf von Premium-Autos zurückerobern.
Ein junger Schwede als neuer Chef
Der Daimler-Aufsichtsrat hatte Zetsches Vertrag im Februar 2016 um drei Jahre verlängert und damit bereits ein Signal für den anstehenden Wechsel gegeben. Der 49-Jährige Ola Källenius, der das Forschungs- und Entwicklungsressort des Stuttgarter Konzerns leitet, galt schon länger als potenzieller Nachfolger für Zetsche. Der Schwede ist 49 Jahre alt, Betriebswirt, arbeitet seit 1993 für den Konzern und ist seit Anfang 2015 Vorstandsmitglied bei Daimler. Derzeit ist er Chef der Konzernforschung sowie der Entwicklung der Pkw-Sparte.
Große Elektroauto-Pläne von Daimler, VW und Co.
Auch wenn Deutschland bislang DIE Autonation war - wenn es um Elektrofahrzeuge geht, wird der Markt von Tesla, Renault, Nissan, General Motors und chinesischen Herstellern dominiert. Aber die Deutschen wollen aufholen.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Jia
Daimlers elektrische Zukunft heißt EQC
Das erste gute Stück der künftigen Produktfamilie von reinen Elektroautos bei Daimler wurde jetzt in Stockholm vorgestellt. Der erste Aufschlag des Stuttgarter Autobauers ist der EQC, eine elektrische SUV-Variante. Ihm sollen in den kommenden Jahren weitere folgen: vom Kompaktwagen bis zum Luxusauto. Dafür wurden Milliarden investiert.
Bild: picture-alliance/dpa/Daimler AG/Product Communication
Ein E-Bus von Daimler
Als erstes reines Elektroauto brachte der Stuttgarter Autobauer Ende 2014 ein B-Klasse-Modell auf den Markt. Es wird inzwischen nicht mehr produziert. Der erste komplett batteriebetriebene Stadtbus von Mercedes-Benz, der eCitaro (Bild), soll Ende des Jahres im Werk in Mannheim in Serie gehen.
Bild: Daimler AG
Klein, aber elektrisch
Konsequent treibt Daimler seine Smart-Sparte in Richtung Elektromobilität. Ab 2020 sollen in Deutschland und Westeuropa ausschließlich E-Autos der Marke verkauft werden. Die anderen Märkte sollen schnell darauf folgen. In den USA, Kanada und Norwegen werden seit 2017 nur noch e-Smarts angeboten. Hintergrund: Weil der Smart so wenig wiegt, belastet er als Verbrenner die CO2-Bilanz des Konzerns.
Bild: picture-alliance/dpa/Sebastian Kahnert
Daimler dicht auf den Fersen
Fünf Tage nach der Daimler-Präsentation, stellt Erzrivale BMW seinen iNext vor. Weil wir keine Autozeitung sind, haben wir bislang nur diese kleine Bleistift-Skizze. Der iNext soll eine Reichweite von 700 Kilometern haben und autonom fahren. Aber erst ab 2021.
Bild: BMW
BMW hat klein angefangen
Die Bayern hatten zumindest den Mut, schon frühzeitig eine eigene E-Auto-Modellreihe zu kreieren. Seit Herbst 2013 wird der i3 (Bild) produziert, ein Jahr später ging der i8 an den Start. Aber dabei bleibt es nicht. 2020 soll ein batterieelektrisches Auto, ein SAV (Sports Activity Vehicle), auf den Markt kommen. Ebenfalls geplant sind Versionen des i8 als Coupé und Roadster.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas
Volkswagen fährt bereits elektrisch
Der große Konkurrent Volkswagen hat den E-Golf und den E-Up als reine Elektrofahrzeuge im Angebot - den Kleinwagen E-Up seit Ende 2013, den E-Golf seit Anfang 2014. Unter den rein elektrischen Pkw ist der E-Golf das meistverkaufte Elektroauto in Deutschland. Und die Zukunft?
Bild: Getty Images/J. Schlueter
Die elektrische VW-Familie
Derzeit baut Volkswagen sein Werk in Zwickau (Sachsen) komplett um, dort soll ab dem kommenden Jahr die sogenannte I.D.-Familie produziert werden, eine eigenständige Elektro-Plattform. Neben einem Golf-ähnlichen Gefährt soll auch der Bully auferstehen, der dann aber I.D. Buzz heißen soll.
Bild: picture-alliance/dpa/U. Deck
Auch Audi macht Daimler und BMW Elektro-Konkurrenz
Nur Tage nach Daimler und BMW zeigt Audi am 17. September seinen elektrischen Premiumwagen: ein SUV. Der e-tron (im Bild die Konzeptstudie) ist Audis erstes reines Elektrofahrzeug. Bis 2020 sollen ein elektrisches SUV-Coupé, ein Sportwagen und ein Kompaktauto folgen. Ab 2025 will Audi dann jährlich mindestens 800.000 Elektroautos und Plug-in-Hybride verkaufen.
Bild: picture-alliance/Imaginechina/B. Kelin
Der Inbegriff des deutschen Sportwagens - bald elektrisch
Auch Porsche steckt derzeit Milliarden in Elektromobilität. Der erste rein elektrische Porsche ist 2020 zu erwarten. Sein Name: Taycan. Das kommt aus dem Türkischen. Tay heißt Fohlen und Can steht für Leben oder Seele. Porsche übersetzt es frei in "lebhaftes, junges Pferd" - passend zum Logo des Autobauers.
Bild: 2018 Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
Opel will Zwischenlösung bald beenden
Opel-Fans können seit 2012 elektrisch fahren: mit dem Ampera. Er ist aber nur eine Zwischenlösung, weil er auf einem General Motors-Modell basiert. Opel muss den Wagen importieren, für die EU umrüsten und hohe Lizenzgebühren an GM zahlen. Daher setzt der neue Opel-Eigner PSA künftig auf selbst entwickelte Stromer. Für 2020 ist ein Corsa mit Elektro-Antrieb geplant und bis 2022 vier e-Modellreihen.
Bild: Opel AG
Start-Ups tummeln sich auf dem Markt für Elektroautos
Nicht nur alteingesessene Autobauer mischen bei der Elektromobilität mit. Erst 2015 wurde in Aachen die e.GO Mobile AG gegründet. Im März 2017 präsentierte das junge Unternehmen sein erstes Serienmodell e.GO Life. Es soll ab Ende 2018 ausgeliefert werden - ab 15.000 Euro. Das Start-up-Unternehmen ist eine Ausgründung der RWTH Aachen.
Bild: picture-alliance/dpa/e.GO Mobile AG
Deutsche Post baut sich E-Transporter selbst
Weil die etablierten Hersteller nicht in der Lage waren, elektrische Transporter in großer Stückzahl zu liefern, ergriff die Deutsche Post selbst die Initiative. 2014 übernahm sie den Hersteller StreetScooter und entwickelte den gleichnamigen Elektrotransporter für den Eigenbedarf. Über 6000 davon kurven mittlerweile für die Post durch die Republik.
Bild: Deutsche Post AG
Große deutsche Pläne nicht erfüllt
Gut 17.200 Elektrofahrzeuge wurden im ersten Halbjahr 2018 in Deutschland neu zugelassen, dazu noch knapp 16.700 Hybrid-Autos. Das macht ein Plus von 51 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einen Marktanteil von 1,8 Prozent. Im Vergleich zu China oder Norwegen ist das wenig. Und das ursprüngliche Ziel, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu erreichen: in weiter Ferne!
Bild: picture-alliance/dpa/H.Hanschke
Marktdurchbruch in Deutschland wird kommen
Während in China E-Autos schon wesentlich mehr verbreitet sind, rechnen Experten für Deutschland erst ab 2020 mit einer deutlichen Steigerung der Marktdynamik. Ein Grund sind die schärferen CO2-Grenzwerte der EU, die die Autobauer dann einhalten müssen.