Der Stuttgarter Autobauer hat mit verschiedenen Batterieherstellern Lieferverträge im Wert von 20 Milliarden Euro abgeschlossen. Damit will Daimler die Versorgung seiner E-Auto-Produktion bis ins Jahr 2030 absichern.
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Bis 2030 seien Aufträge für Batteriezellen im Wert von mehr als 20 Milliarden Euro vergeben, teilte Daimler am Dienstag mit. "So stellen wir zusammen mit unseren Lieferpartnern die Versorgung mit den jeweils neuesten Technologien sicher", sagte der neue Einkaufschef von Mercedes-Benz Cars, Wilko Stark.
Bis 2022 wollen die Schwaben ihr gesamtes Pkw-Angebot elektrifizieren mit mehr als 130 Varianten - darunter Plug-in-Hybride, die Strom- und Kraftstoffantrieb kombinieren, und mehr als zehn vollelektrische Fahrzeuge der neuen Marke EQ.
"Unsere Elektro-Offensive nimmt weiter Fahrt auf", erklärte Daimler-Chef Dieter Zetsche und bekräftigte, bis 2025 sollten 15 bis 25 Prozent des Gesamtabsatzes auf batterieelektrische Fahrzeuge entfallen. Nicht nur Mercedes-Pkw, auch Transporter, Lastwagen und Busse werden von Verbrennungsmotoren auf emissionsarme Elektroantriebe umgestellt, um strengere Klimaschutzauflagen weltweit zu erfüllen.
Elektroautos für bessere Luft
Dafür investiert der Konzern eine Milliarde Euro in den Aufbau von acht Fabriken für den Zusammenbau der Batterien sowie zehn Milliarden in die Entwicklung der Autos. Ein Batteriewerk im sächsischen Kamenz ist schon in Betrieb, sieben weitere sollen noch folgen.
Die gesamte deutsche Autoindustrie investiert allein in den kommenden drei Jahren 40 Milliarden Euro in alternative Antriebe und verdreifacht das E-Auto-Angebot auf rund 100 Modelle.
Bislang bezieht der VW-Konzern von vier asiatischen Herstellern das Herzstück der Batterien, neben CATL von den südkoreanischen Herstellern SK Innovation, LG Chem und Samsung. Mit fast all diesen Produzenten hat auch Daimler Verträge. Zu den jetzt langfristig gebundenen Herstellern hieß es nur: "Die Lieferanten produzieren Batteriezellen aktuell bereits in Asien und Europa und expandieren weiter in Europa und zusätzlich in den USA."
Mit den Lieferverträgen sind einer Daimler-Sprecherin zufolge auch Preise fixiert. Die Firma sichert sich so gegen Preissteigerungen ab, denn die Nachfrage nach Batteriezellen von allen großen Autokonzernen weltweit ist so hoch, dass Experten bereits vor Knappheit und zu großer Abhängigkeit von wenigen dominierenden Zellproduzenten warnten.
Aus diesem Grund wollen die Bundesregierung und die EU-Kommission mit staatlicher finanzieller Anschubhilfe Firmen aus Europa zum Aufbau einer Zellfertigung bringen. Aus Deutschland ist zum Beispiel der bisher nur auf kleine Batterien spezialisierte Hersteller Varta dazu bereit. Daimler hatte sich vor zehn Jahren mit Evonik an die Zellproduktion gewagt, das Unternehmen scheiterte aber an der damals noch zu geringen Nachfrage und der starken Konkurrenz durch die Asiaten.
Große Elektroauto-Pläne von Daimler, VW und Co.
Auch wenn Deutschland bislang DIE Autonation war - wenn es um Elektrofahrzeuge geht, wird der Markt von Tesla, Renault, Nissan, General Motors und chinesischen Herstellern dominiert. Aber die Deutschen wollen aufholen.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Jia
Daimlers elektrische Zukunft heißt EQC
Das erste gute Stück der künftigen Produktfamilie von reinen Elektroautos bei Daimler wurde jetzt in Stockholm vorgestellt. Der erste Aufschlag des Stuttgarter Autobauers ist der EQC, eine elektrische SUV-Variante. Ihm sollen in den kommenden Jahren weitere folgen: vom Kompaktwagen bis zum Luxusauto. Dafür wurden Milliarden investiert.
Bild: picture-alliance/dpa/Daimler AG/Product Communication
Ein E-Bus von Daimler
Als erstes reines Elektroauto brachte der Stuttgarter Autobauer Ende 2014 ein B-Klasse-Modell auf den Markt. Es wird inzwischen nicht mehr produziert. Der erste komplett batteriebetriebene Stadtbus von Mercedes-Benz, der eCitaro (Bild), soll Ende des Jahres im Werk in Mannheim in Serie gehen.
Bild: Daimler AG
Klein, aber elektrisch
Konsequent treibt Daimler seine Smart-Sparte in Richtung Elektromobilität. Ab 2020 sollen in Deutschland und Westeuropa ausschließlich E-Autos der Marke verkauft werden. Die anderen Märkte sollen schnell darauf folgen. In den USA, Kanada und Norwegen werden seit 2017 nur noch e-Smarts angeboten. Hintergrund: Weil der Smart so wenig wiegt, belastet er als Verbrenner die CO2-Bilanz des Konzerns.
Bild: picture-alliance/dpa/Sebastian Kahnert
Daimler dicht auf den Fersen
Fünf Tage nach der Daimler-Präsentation, stellt Erzrivale BMW seinen iNext vor. Weil wir keine Autozeitung sind, haben wir bislang nur diese kleine Bleistift-Skizze. Der iNext soll eine Reichweite von 700 Kilometern haben und autonom fahren. Aber erst ab 2021.
Bild: BMW
BMW hat klein angefangen
Die Bayern hatten zumindest den Mut, schon frühzeitig eine eigene E-Auto-Modellreihe zu kreieren. Seit Herbst 2013 wird der i3 (Bild) produziert, ein Jahr später ging der i8 an den Start. Aber dabei bleibt es nicht. 2020 soll ein batterieelektrisches Auto, ein SAV (Sports Activity Vehicle), auf den Markt kommen. Ebenfalls geplant sind Versionen des i8 als Coupé und Roadster.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Woitas
Volkswagen fährt bereits elektrisch
Der große Konkurrent Volkswagen hat den E-Golf und den E-Up als reine Elektrofahrzeuge im Angebot - den Kleinwagen E-Up seit Ende 2013, den E-Golf seit Anfang 2014. Unter den rein elektrischen Pkw ist der E-Golf das meistverkaufte Elektroauto in Deutschland. Und die Zukunft?
Bild: Getty Images/J. Schlueter
Die elektrische VW-Familie
Derzeit baut Volkswagen sein Werk in Zwickau (Sachsen) komplett um, dort soll ab dem kommenden Jahr die sogenannte I.D.-Familie produziert werden, eine eigenständige Elektro-Plattform. Neben einem Golf-ähnlichen Gefährt soll auch der Bully auferstehen, der dann aber I.D. Buzz heißen soll.
Bild: picture-alliance/dpa/U. Deck
Auch Audi macht Daimler und BMW Elektro-Konkurrenz
Nur Tage nach Daimler und BMW zeigt Audi am 17. September seinen elektrischen Premiumwagen: ein SUV. Der e-tron (im Bild die Konzeptstudie) ist Audis erstes reines Elektrofahrzeug. Bis 2020 sollen ein elektrisches SUV-Coupé, ein Sportwagen und ein Kompaktauto folgen. Ab 2025 will Audi dann jährlich mindestens 800.000 Elektroautos und Plug-in-Hybride verkaufen.
Bild: picture-alliance/Imaginechina/B. Kelin
Der Inbegriff des deutschen Sportwagens - bald elektrisch
Auch Porsche steckt derzeit Milliarden in Elektromobilität. Der erste rein elektrische Porsche ist 2020 zu erwarten. Sein Name: Taycan. Das kommt aus dem Türkischen. Tay heißt Fohlen und Can steht für Leben oder Seele. Porsche übersetzt es frei in "lebhaftes, junges Pferd" - passend zum Logo des Autobauers.
Bild: 2018 Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
Opel will Zwischenlösung bald beenden
Opel-Fans können seit 2012 elektrisch fahren: mit dem Ampera. Er ist aber nur eine Zwischenlösung, weil er auf einem General Motors-Modell basiert. Opel muss den Wagen importieren, für die EU umrüsten und hohe Lizenzgebühren an GM zahlen. Daher setzt der neue Opel-Eigner PSA künftig auf selbst entwickelte Stromer. Für 2020 ist ein Corsa mit Elektro-Antrieb geplant und bis 2022 vier e-Modellreihen.
Bild: Opel AG
Start-Ups tummeln sich auf dem Markt für Elektroautos
Nicht nur alteingesessene Autobauer mischen bei der Elektromobilität mit. Erst 2015 wurde in Aachen die e.GO Mobile AG gegründet. Im März 2017 präsentierte das junge Unternehmen sein erstes Serienmodell e.GO Life. Es soll ab Ende 2018 ausgeliefert werden - ab 15.000 Euro. Das Start-up-Unternehmen ist eine Ausgründung der RWTH Aachen.
Bild: picture-alliance/dpa/e.GO Mobile AG
Deutsche Post baut sich E-Transporter selbst
Weil die etablierten Hersteller nicht in der Lage waren, elektrische Transporter in großer Stückzahl zu liefern, ergriff die Deutsche Post selbst die Initiative. 2014 übernahm sie den Hersteller StreetScooter und entwickelte den gleichnamigen Elektrotransporter für den Eigenbedarf. Über 6000 davon kurven mittlerweile für die Post durch die Republik.
Bild: Deutsche Post AG
Große deutsche Pläne nicht erfüllt
Gut 17.200 Elektrofahrzeuge wurden im ersten Halbjahr 2018 in Deutschland neu zugelassen, dazu noch knapp 16.700 Hybrid-Autos. Das macht ein Plus von 51 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und einen Marktanteil von 1,8 Prozent. Im Vergleich zu China oder Norwegen ist das wenig. Und das ursprüngliche Ziel, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu erreichen: in weiter Ferne!
Bild: picture-alliance/dpa/H.Hanschke
Marktdurchbruch in Deutschland wird kommen
Während in China E-Autos schon wesentlich mehr verbreitet sind, rechnen Experten für Deutschland erst ab 2020 mit einer deutlichen Steigerung der Marktdynamik. Ein Grund sind die schärferen CO2-Grenzwerte der EU, die die Autobauer dann einhalten müssen.