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Kunst

Surreale Begegnungen in der Hamburger Kunsthalle

6. Oktober 2016

Ihre Werke überraschen und erheitern noch heute: Vor bald 100 Jahren erforschten die Surrealisten von Dalí bis Magritte die Traumwelten des Unbewussten. Jetzt lädt die Hamburger Kunsthalle zum Surrealisten-Treffen.

Salvador Dalís Mae-West-Lippensofa von 1938 (Rechte: VG Bild-Kunst)
Salvador Dalís Mae-West-Lippensofa von 1938Bild: VG Bild-Kunst

Rund 150 Arbeiten der Surrealisten bespielen von Freitag (07.10.2016) an die Hamburger Kunsthalle. Sie stammen aus den Kollektionen von vier so leidenschaftlichen wie unterschiedlichen Sammlern: Da sind der englische Poet Edward James (1907-1984) und sein Landsmann, der Künstler und Kurator Roland Penrose (1900-1984). Beide verstanden sich als Förderer der Szene. Da sind die schottische Golferin Gabrielle Keiller (1908-1996) und das bis heute sammelnde Berliner Ehepaar Ulla und Heiner Pietzsch.

Sie alle verfielen, wie Museumskuratorin Annabelle Görgen-Lammers sagt, "der Verführungskraft des Surrealismus". Doch lebten sie ihre Kunstbegeisterung ganz unterschiedlich aus: Gab der betuchte James - etwa bei Salvador Dali - Kunstwerke gezielt in Auftrag, so betätigte sich Penrose eher als Vermittler und organisierte Ausstellungen. Und was faszinierte die Sammler am Surrealismus, der im Frankreich der 1920er Jahre entstand? "Es war die geistige Haltung der Künstler", sagt Ausstellungsmacherin Görgen-Lammers, "die ihre Sicht auf die Realität veränderte."

René Magritte malte 1937 "La reproduction interdite" (Reproduktion verboten)Bild: VG Bild-Kunst

Kunst der Träume und Visionen

Es war die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. In Russland tobte die kommunistische Revolution. Sigmund Freud begründete die Psychoanalyse. In Paris entstand die surrealistische Strömung, die sich durch die Literatur, die Malerei, den Film und die Fotografie zog. Ihr Ziel war es, eine übergeordnete Wirklichkeit zu schaffen. Sie sollte über das, was wir sehen, hinausgehen und auch Unbewusstes und Traumhaftes einschließen. Die Kunstwerke sollten auch Visionen, Unwirkliches und Fantastisches darstellen, während die Künstler sich von spontanen Gefühlen und Stimmungen leiten ließen. André Breton verfasste das Manifest der Surrealisten, das einem künstlerischen Glaubensbekenntnis gleichkam: "Ich glaube an die künftige Auflösung dieser scheinbar so gegensätzlichen Zustände von Traum und Wirklichkeit in einer Art absoluter Realität, wenn man so sagen kann: Surrealität."

Max Ernst malte 1936 das Gemälde "La joie de vivre" (Die Lebensfreude)Bild: VG Bild-Kunst

Die Hamburger Ausstellung, entstanden in Zusammenarbeit mit der Scottish National Gallery of Modern Art in Edinburgh und dem Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam, präsentiert nun Hauptwerke vieler Surrealisten von Rang - Breton ebenso wie Hans Arp, Salvador Dalí, Marcel Duchamps, Max Ernst, Alberto Giacometti, René Magritte, Man Ray, Meret Oppenheim oder auch Pablo Picasso. Die Schau führt erstmals Kunstwerke der vier Privatsammlungen, die zuletzt in alle Welt zerstreut waren, zusammen. "Wir möchten surreale Begegnungen ermöglichen", sagt Kuratorin Görgen-Lammers. Mehr als 400 Archivalien flankieren die Ausstellung. Sie geben Einblick in das Kunstmarktgeschehen vergangener Jahrzehnte, die Provenienz einzelner Werke und die Sammelleidenschaft der Leihgeber.