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Dalai Lama zu Besuch

19. Mai 2008

In Berlin hat der Dalai Lama dazu aufgerufen, zunächst auf Demonstrationen gegen Chinas Regierung zu verzichten – aus Rücksicht auf die Erdbeben-Opfer. Das Treffen mit Ministerin Wieczorek-Zeul bleibt umstritten.

Der Dalai Lama und Heidemarie Wieczorek-Zeul (Quelle: AP)
Ein Treffen, das die SPD spaltet: Der Dalai Lama und Heidemarie Wieczorek-ZeulBild: AP

Mit einer Veranstaltung vor dem Brandenburger Tor und einem Treffen mit Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hat der Deutschland-Besuch des Dalai Lama am Montag (19.05.2008) seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Vor den rund 20.000 Menschen am Brandenburger Tor sagte der Friedensnobelpreisträger, wegen der schrecklichen Folgen des Erdbebens solle einige Tage nicht gegen die chinesische Regierung demonstriert werden. "Lasst uns beten und nachdenken und unser Beileid ausdrücken für die chinesischen Brüder und Schwestern, die ihre Kinder und Freunde verloren haben", sagte er.

Vor dem Brandenburger Tor bestritt der Dalai Lama erneut, die Abspaltung Tibets von China zu betreiben, wie die chinesische Regierung ihm vorwirft. Während seines Deutschland-Besuches bekräftigt er aber die Forderung nach religiöser und kultureller Freiheit für alle sechs Millionen Tibeter - auch für die in den angrenzenden chinesischen Provinzen. Außerhalb von Tibet leben in China rund vier Millionen Tibeter.

Streit in der SPD

Nürnberg: Empfangen wie ein PopstarBild: AP

Ebenfalls am Montag traf sich Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) mit dem Dalai Lama. Das Treffen war innerhalb ihrer Partei stark umstritten, insbesondere Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und ihr Parteichef Kurt Beck waren dagegen.

Wieczorek-Zeul verteidigte das Gespräch jedoch. "Der Dialog mit Vertretern von Religionen, mit der Zivilgesellschaft gehört zu den ureigensten Aufgaben der Entwicklungszusammenarbeit, und auch den Dialog zwischen den Kulturen zu fördern ist unsere Aufgabe, deshalb bin ich froh, dass dieses Gespräch hat stattfinden können", sagte sie. Wieczorek-Zeul war das einzige Mitglied der Bundesregierung, das den Dalai Lama treffen wollte. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ließ aber am Montag über einen Sprecher mitteilen, dass sie mit dem Treffen "sehr einverstanden" gewesen sei.

"Steinmeier tut mehr für Tibet als der Dalai Lama"

Der Dalai Lama beim Treffen mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU)Bild: picture-alliance/ dpa

Walter Kolbow, der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, warf dem Dalai Lama hingegen vor, sich nicht klar genug von Kräften zu distanzieren, die nicht Autonomie, sondern Unabhängigkeit für Tibet wollen. "Man muss sehen, dass der Dalai Lama eine Einigung in der Tibet-Frage eher verhindert als fördert", sagte er dem "Straubinger Tagblatt". Mit Blick auf zwei Ministerpräsidenten der CDU, die sich mit dem Dalai Lama getroffen hatten, sagt er: "Steinmeiers Bemühungen werden Tibet mehr nutzen als ein Foto des Dalai Lama mit den CDU-Ministerpräsidenten Koch und

Rüttgers."

Andere Parteien hatten weniger Berührungsängste. So traf der Dalai Lama am Montag Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses sowie CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder. Auch Mitglieder von FDP und Grünen, darunter Parteichef Reinhard Bütikofer trafen den Dalai Lama. "Die Chinesen müssen einfach akzeptieren, dass wir als Demokraten schon selber entscheiden, mit wem wir sprechen", sagte Kauder mit Blick auf mögliche chinesische Proteste. (det)

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