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Damit das Blut wieder fließt....

17. April 2009

Der Tübinger Kardiologe Christian Herdeg entwickelte eine Methode, um verengte Herzkranzgefäße langfristig offen zu halten. Ein Geheimnis dafür beherbergt ein eigentlich giftiger Nadelbaum: die Eibe.

Zweig einer Eibe mit roten Beeren (Foto: picture alliance)
Die Eiben-Nadeln enthalten ein giftiges Stoffgemisch: TaxinBild: picture-alliance/ ZB
Prof. Christian HerdegBild: idw

Wird der Herzmuskel nicht ordentlich durchblutet und somit nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, ist die Ursache dafür meist eine Verengung der Herzkranzgefäße. Der Patient spürt zum Teil starke Schmerzen in der Brust (Angina pectoris) und leidet an Atemnot. Die Koronare Herzkrankheit gehört zu den häufigsten Krankheiten in Industrieländern.

So genannte Stents, kleine gitterförmige Röhrchen, die in die Herzkranzgefäße implantiert werden können, stützen die Wände ab, halten sie offen, das Blut kann wieder frei fließen. Doch diese Methode hat einen Nachteil: oft kommt es dort, wo behandelt wurde, zu Narbengewebewucherungen an den Arterien. Dies führt - häufig schon innerhalb der ersten sechs Monate nach der Stents-Behandlung - zu neuen Verengungen, zu so genannten Restenosen.

In jahrelanger Forschungsarbeit hat der Tübinger Medizin-Professor Christian Herdeg eine Methode entwickelt, mit der solche Restenosen verringert werden können. Bei diesem Verfahren wird ein unbehandelter Stent eingesetzt. Anschließend wird die gesamte betroffene Gefäßwand mit einem speziellen Medikament getränkt. Das Medikament heißt Paclitaxel, es greift in das Zellskelett ein und sorgt dadurch für eine lang anhaltende Stabilisierung der Arterie. Das Risiko einer erneuten Gefäßverengung werde dadurch verringert, sagt Christian Herdeg, eine schwere Bypass-Operation könne häufig verhindert werden.

Mit diesem winzigen Drahtgeflecht, dem Stent, werden Gefäßverengungen geöffnetBild: picture alliance/dpa

"Wir können damit nicht nur Patienten helfen, die einen Stent benötigen, sondern auch denjenigen, bei denen eine Stent-Implantation nicht sinnvoll oder machbar ist". Denn es ist auch möglich, die Engstelle nur mit einem Ballon aufzudehnen und anschließend medikamentös mit Paclitaxel zu benetzen.

Paclitaxel ist eine Substanz, die aus der Rinde der Pazifischen Eibe (Taxus brevifolia) gewonnen werden kann. Da diese Eibenart nicht sehr weit verbreitet ist und den weltweiten Bedarf an Paclitaxel nicht decken kann, wird der Wirkstoff seit einigen Jahren aus dem Baccatin III gewonnen, das in den Nadeln der Europäischen Eibe (Taxus baccata) vorkommt. Paclitaxel wird auch erfolgreich in der Krebsmedizin eingesetzt.

Autorin: Judith Hartl

Redaktion: Manfred Götzke