Doekhi rettet Union die Tabellenführung in der Bundesliga
30. Oktober 2022Oft ist Danilho Doekhi in seiner Karriere noch nicht als Torschütze aufgefallen: In 108 Spielen in der niederländischen Top-Liga, der Eredivisie, durfte er gerade einmal vier eigene Treffer bejubeln. Doch so wie der der 1,90 Meter große Innenverteidiger von Union Berlin in der Nachspielzeit des Spiels gegen Borussia Mönchengladbach wuchtig in den Kopfball ging und per Aufsetzer den Last-Minute-Siegtreffer zum 2:1 (0:1) für seine Mannschaft erzielte, konnte man fast meinen, er habe sein gesamtes Fußballerleben nichts anderes gemacht.
Ein Typ aus der zweiten Reihe
Doekhi, der in dieser Saison erst in vier von zwölf Bundesliga-Spielen überhaupt im Union-Kader stand, sicherte seinem Klub mit dem späten Tor die Tabellenführung - obwohl es lange Zeit so ausgesehen hatte, als ende der Höhenflug der Berliner nach sechs Spieltagen auf Rang eins. Doch dank Doekhi bleibt der FCU, der sich am vergangenen Spieltag eine schmerzhafte Niederlage gegen Schlusslicht Bochum leistete, auch weiterhin vor dem FC Bayern.
In seiner Heimat spielte Doekhi für Exelsior Rotterdam und Vitesse Arnheim - beides keine Top-Vereine, sondern eher Klubs aus der zweiten Reihe, genau wie sein aktueller Arbeitgeber in der Bundesliga. Wobei das Team von Trainer Urs Fischer auf bestem Wege ist, sich auch dauerhaft in der oberen Etage des deutschen Fußballs zu etablieren - auch, weil die Mentalität stimmt.
Dominanz und Sieger-Mentalität
Im Stile einer Spitzenmannschaft - wie es so schön heißt - drehten die Unioner gegen Ende der zweiten Hälfte gegen Gladbach noch einmal auf und drängten auf den Sieg. Die Borussia, die lange Zeit mit 1:0 in Führung lag und das Spiel im Griff hatte, fand keine Mittel mehr. "Ich glaube in der zweiten Halbzeit war es wirklich dominant", lobte FCU-Trainer Fischer seine Spieler. "Die Mannschaft hat nicht aufgegeben, hat daran geglaubt. Eine fantastische zweite Hälfte."
Berühmter Onkel
Sieg-Torschütze Danilho Doekhi trat erstmal vor kein Mikrofon. Vielleicht, weil er nicht so gerne im Rampenlicht steht. Vielleicht aber auch, weil er sich ein Beispiel an seinem Onkel nahm: Winston Bogarde, ehemaliger niederländischer Nationalspieler, war ebenfalls Verteidiger. Auch er erzielte in seiner Karriere nur wenige Tore und stand meist im Schatten anderer, prominenterer Mitspieler und drängte nicht unbedingt in die erste Reihe. Doch Bogarde schaffte es dennoch, bei aller "Unauffälligkeit" eine beeindruckende Titelsammlung anzuhäufen. Bogarde spielte unter anderem für Klubs wie Ajax Amsterdam, AC Mailand, FC Barcelona und FC Chelsea, gewann Meisterschaften und einmal sogar die Champions League.
Bis dahin ist es für Doekhi, der einige Male für die niederländische U21 auflief und noch auf eine Einladung zur Elftal wartet, zugegebenermaßen noch ein weiter Weg. Doch wenn er weiterhin zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle im gegnerischen Strafraum auftaucht, könnte es zumindest sein, dass er demnächst mit Union Berlin gegen den einen oder anderen Ex-Klub seines berühmten Onkels antreten darf.
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Union Berlin - Borussia Mönchengladbach 2:1 (0:1)
Tore: 0:1 Elvedi (33.), 1:1 Behrens (79.), 2:1 Doekhi (90.+7)
Zuschauer: 22.012 (ausverkauft)