Ideen für den Lockdown gesucht? Die Briten haben in der Zeit in Gärten spektakuläre Entdeckungen gemacht. Das British Museum registrierte 47.000 Funde.
Anzeige
Seit einigen Jahren ist die Suche nach Schätzen aus der Vergangenheit für immer mehr Briten zu einem regelrechten Volkssport geworden. Stundenlang streifen sie mit ihren Metalldetektoren über Wiesen und Felder auf der Suche nach einen vergrabenen Schatz, nach Münzen oder historischen Waffen.
Während des ersten harten Lockdowns vom 22. März bis 13. Mai war die beliebte Schatzsuche mit Metalldetektoren allerdings komplett verboten, und auch beim zweiten harten Lockdown seit dem 5. November gibt es strenge Bestimmungen. Also suchen die Schatzjäger zunächst einmal in ihren eigenen Gärten und Grundstücken nach verschollenen Schätzen.
Mit erstaunlichem Erfolg: Wie das British Museum mitteilte, wurden alleine in diesem Jahr 47.000 Funde registriert. Und die meisten Funde, nämlich über 90 Prozent, wurden 2019 mit Metalldetektoren entdeckt.
Er umfasst 63 Goldmünzen und eine Silbermünze aus dem späten 15. bis frühen 16. Jahrhundert, die ein Gärtner in New Forest zufällig beim Unkrautjäten entdeckte.
Zum Tudor-Schatz gehören auch vier wertvolle Münzen aus der Regierungszeit Heinrichs VIII., die ungewöhnlicherweise die Initialen seiner Ehefrauen tragen - "K" für Katharina von Aragon, "A" für Anne Boleyn und "I" für Jane Seymour. Wie der schon zu damaligen Zeiten äußerst kostbare Schatz in den Garten kam, ist noch unbekannt, so das British Museum.
Völlig unklar ist auch, wie 50 südafrikanische Krügerrand-Münzen aus massivem Gold, die während des Apartheid-Regimes geprägt wurden, in einen Garten in Milton Keynes kamen und warum sie dort verbuddelt wurden.
Kurios ist auch eine mittelalterliche Siegelmatrix aus Bleilegierung, die in Dursley, Gloucestershire gefunden wurde. Das Siegel zeigt einen Bischof im Gewand mit einem Krummstab in der linken Hand. Die lateinische Inschrift identifiziert ihn als David, den Bischof von St. Andrews.
Allerdings handelt es sich bei dem Fund offenbar um eine zeitgenössische Fälschung, die vermutlich zur Beglaubigung kopierter Dokumente verwendet wurde. Denn die echten, hochwertigen Siegel wurden nicht aus Blei, sondern aus einer Kupferlegierung oder sogar aus Silber gefertigt. Hier hat also wohl jemand das falsche Siegel lieber verschwinden lassen.
Sehr sehenswert ist auch ein römischer Möbelbeschlag aus Kupferlegierung, der in Old Basing, Hampshire, gefunden wurde. Er stammt aus der Zeit um 43-200 n. Chr. und ist mit dem erstaunlich gut erhaltenen Gesicht des Gottes Oceanus verziert.
Gerahmt wird das bärtige Gesicht von Seetang. Kleine Delphine schwimmen unter jedem Ohr hinunter zum Kinn des Gottes, während schlangenartige Kreaturen auf beiden Seiten von Oceanus' Schläfen ruhen. Der Fund ist einzigartig, denn bislang wurde ein solches maritimes Motiv noch auf keiner Truhe, Tür oder einem Haushaltsgegenstand aus dieser Zeit gefunden.
Anzeige
Alle Funde müssen gemeldet werden
Auch wenn die Schatzsuche ein Art britischer Volkssport ist, gibt es in Großbritannien sehr klare Regeln, was als "Schatz" gilt und wie sich Schatzsucher zu verhalten haben.
Jeder Schatzsucher ist gesetzlich verpflichtet, seine Entdeckungen den örtlichen Behörden zu melden. Die organisieren dann eine ordnungsgemäße archäologische Sicherung, damit der zeitgeschichtliche Zusammenhang am Fundort nicht verloren geht.
Ein Treasure Valuation Committee bestimmt im Anschluss den Wert des Objekts und wer wie viel Anspruch auf einen Anteil an dem Fund hat. Wer sich widerrechtlich Schätze angeeignet hat oder irgendwo unbefugt eingedrungen ist, hat keinerlei Anrecht auf eine Belohnung. Zudem haben Museen immer ein Vorkaufsrecht.
Schätze allen zugängig machen
Allein für 2019 listet das British Museum 81.602 öffentliche Funde auf, ein Anstieg von über 10.000 gegenüber dem Bericht von 2018. Alle Funde werden dann vom British Museum im Portable Antiquities Scheme (PAS), einer Online-Datenbank, öffentlich zugängig gemacht. Inzwischen umfasst die PAS-Datenbank frei zugängliche Informationen zu mehr als 1.5 Millionen Objekten.
Archäologische Funde gehören nicht ins Wohnzimmerregal, zumal diese Einzelfunde nicht selten zur Entdeckung von großen, archäologisch relevanten Stätten geführt haben, wie den eisenzeitlichen Siedlungen bzw. einer römischen Streusiedlung mit zugehörigen Bestattungen in Kent oder zu einem angelsächsischen Gräberfeld in Lincolnshire.
Deshalb müssen archäologische Funde grundsätzlich und immer gemeldet werden, damit Fachleute beurteilen können, was tatsächlich gefunden wurde, aus welchem Kontext der Fund stammt und ob er archäologisch relevant ist.
Archäologische Funde - Zeugen einer bewegten Zeit
Jeder Fund der Ausstellung "Bewegte Zeiten" erzählt eine eigene Geschichte. Sie alle zeigen zugleich eindrucksvoll, dass das Gebiet Deutschlands mitten drin war in den großen Bewegungen auf dem europäischen Kontinent.
Bild: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt/J. Lipták
Der "geschmiedete" Himmel
Die Himmelsscheibe von Nebra ist ein Sensationsfund. Bis 2020 galt sie als die älteste konkrete Himmelsdarstellung überhaupt. 1999 wurde sie von sogenannten Raubgräbern in Sachsen-Anhalt gefunden. Die kreisförmige Bronzeplatte mit Applikationen aus Gold zeigt vermutlich Sterne, Sichel- und Vollmond. Ihr Alter wurde auf 3600 Jahre geschätzt. Nun glauben Forscher, dass sie jünger sein könnte.
Bild: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt/J. Lipták
Ältestes bekanntes Kunstwerk der Menschheit
Die Venus vom Hohlefels wurde 2008 bei Ausgrabungen am Südfuß der Schwäbischen Alb gefunden. Die knapp sechs Zentimeter hohe, aus Elfenbein geschnitzte Figur wurde als Anhänger getragen und ist 35.000 bis 40.000 Jahre alt. Damit ist sie vermutlich die weltweit älteste Darstellung des menschlichen Körpers und das älteste bekannte figürliche Kunstwerk der Menschheit.
Bild: Urgeschichtliches Museum Blaubeuren/J. Wiedmann
Wer den Hut auf hat,...
...hat das Sagen. Solche Goldhüte waren vermutlich religiöse Insignien von Göttern oder Priestern eines Sonnenkultes. Diese Artefakte aus der späten Bronzezeit (1000 v. Chr.) bestehen aus dünnem Goldblech voller Symbolik. Unter der hauchdünnen Schmuckverkleidung befand sich wohl die eigentliche Kopfbedeckung aus organischem Material.
Bild: Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin/C. Plamp
Schatztruhe Kölner Rheinhafen
Tausende Funde - auch diese Öllampen aus dem 1. Jahrhundert - bargen Archäologen im Schlamm des römischen Kölner Hafens. Das frisch gegründete Köln war schon eingebunden in das exzellent funktionierende Netzwerk der Römer. Güter aus Nordafrika, Fischsoße aus Pompeji oder Wein aus Aquitanien - kein Problem. Die Römer verbanden die Welt mit Schiffen. Amphoren waren die Transportbehälter jener Zeit.
Bild: Römisch-Germanisches Museum der Stadt Köln; Foto: Axel Thünker, DGPh
(Fund)Grube der Keltenfürstin
Ende 2010 wurde in der Donauebene bei Herbertingen das komplette frühkeltische Kammergrab einer Fürstin geborgen, samt Erdreich 80 Tonnen schwer. Armreife aus Holz, Bleche aus Bronze oder Ringe aus Gold, die bei der Toten gefunden wurden, kommen zum Teil von weit her. Weitere Indizien dafür, dass im 6. Jahrhundert v. Chr. reger Handel und Kontakt mit anderen Regionen Europas bestand.
Bild: Landesamt für Denkmalpflege Stuttgart/Y. Mühleis
Römischer Luxus bis in den Tod
In Haltern wurde ein besonderes römisches Grab entdeckt. Es enthielt neben dem Leichenbrand eines Mannes hochwertige Knochenschnitzereien. Es handelte sich um Teile einer Kline, eines Schlafmöbels, auf dem man auch Tote zum Verbrennen aufbahrte. Die Kline stammt aus Italien und garantierte römischen Luxus in der Fremde. Das 1900 Jahre alte Totenbett wurde aus tausenden Bruchstücken rekonstruiert.
Bild: LWL-Archäologie für Westfalen/S. Brentführer
"Schweizer Taschenmesser" der Steinzeit
Den Faustkeil, das älteste bekannte Werkzeug der Gattung Homo, gab es bereits vor rund zwei Millionen Jahren in Afrika. In Eurasien sind Faustkeile erst deutlich später, vor etwa 600.000 Jahren nachgewiesen. Das Allround-Werkzeug erfüllte wahrscheinlich zahlreiche Funktionen wie Hacken, Schneiden, Schaben, Schlagen und sogar Werfen. Dieses Exemplar aus Flintstein ist höchstens 35.000 Jahre alt.
Bild: Archäologisches Museum Hamburg
Ritt durch den Feuersturm
Dieser Reiter aus Bronze gehört zum Berliner Skulpturen-Fund und galt als zerstört. 1941 gelangte er in den Depotstandort der Partei-Propagandastelle der NSDAP. Im Spätsommer 2010 wurde er aus dem zerstörten Keller des Hauses geborgen. Der Reiter (1933/34) des Bildhauers Fritz Wrampe - für die Nazis "entartete Kunst" - ist durch die Hitzeentwicklung während der Berliner Bombennächte verformt.
Bild: Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin/A. Kleuker
Ältestes Schlachtfeld Europas
Mitte der 1990er Jahre wurde das bisher älteste bekannte Schlachtfeld in Europa entdeckt. Die Kämpfer gehörten vermutlich zwei unterschiedlichen Gruppen an. Am Fluss Tollense in Mecklenburg-Vorpommern fand man mehr als 10.000 Menschenknochen, Pfeil- und Lanzenspitzen, Speerspitzen und Messer. Die auf dem Bild gezeigten Exponate sind rund 3300 Jahre alt.
Bild: Landesamt für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern
Weltsensation aus Wittenberg
Ende 2012 wurde am Wittenberger Schaffensort des Dr. Faustus eine ganze Laborausstattung gefunden: Tiegel, Becher, Retorten, Destillierkolben. Allerdings zerbrochen in 10.000 Scherben. Zusammengesetzt ergaben sie ein Alchemistenlabor aus der Zeit von 1520 bis 1540, das bisher älteste bekannte Europas. Jemand hat dort wohl die Formel zur Goldherstellung gesucht oder gar die Weltformel.
Bild: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt/J. Lipták
Ahnen auf Putz
Ein unglaublicher Fund kam in der Nähe des Bodensees bei Bad Schussenried ans Licht. Ein neolithischer bemalter Lehmputz. Er beweist, dass die Menschen bereits 4000 Jahre v. Chr. ihre Häuser stark dekorierten. Der in Berlin ausgestellte, bemalte Wandverputz, bildet eine Ahnenreihe ab, möglicherweise auch himmlische Gestalten, die über dieses Haus wachen sollten. Eine komplexe, frühe Bildidee.
Bild: Landesamt für Denkmalpflege Hemmenhofen/M. Erne
Christus im Grab
Pilgerreisen sind zentrale Ereignisse im Leben von Menschen und Pilgerzeichen der sichtbare Beweis dafür. Manche ließen sich die Zeichen ihrer Pilgerschaft ins Grab legen. Dieses Bremer Pilgerzeichen (13./14. Jh.) wurde in Harburg (heute Stadtteil von Hamburg) gefunden. Es zeigt Christus, auf einem Esel reitend. Pilgerzeichen waren überwiegend Gitter- oder Flachgüsse aus einer Zinn-Blei-Legierung.
Bild: Archäologisches Museum
Hamburg
900 Gramm Gehacktes
Ein Spaziergänger fand 2005 in der Oberlausitz den bedeutenden Silberschatz von Cortnitz. Die meisten der gefundenen Münzen, Schmuckstücke und Silberbarren wurden um 1150 vom Besitzer zerhackt. Die einzelnen Fragmente stammen aus Böhmen und Mähren, aber auch aus Bulgarien, Skandinavien und sogar Bagdad. Brauchte man Kleingeld, so wurden passende Stücke von einem größeren Batzen abgetrennt.
Bild: Landesamt für Archäologie Sachsen/U. Wohmann
Der Mann unter der Kirche
1955 wurde in dem kleinen Dorf Morken, etwa 45 km westlich von Köln, unter der ehemaligen Pfarrkirche die unberaubte Grabkammer des Herrn von Morken gefunden. Der war im späten 6. Jahrhundert n. Chr. dort bestattet worden. In der Kammer lagen Beigaben von höchster handwerklicher Qualität: Speise- und Trankbeigaben, Waffen und auch dieser Helm aus Eisen und Gold mit Kupferlegierung.