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Mehr Schulmädchen

Faridullah Khan, Masood Saifullah16. Oktober 2013

In der Region des Attentats auf Malala Yousafzai werden zunehmend Mädchen zum Schulbesuch angemeldet. Für die Behörden ein ermutigendes Zeichen angesichts anhaltender Bedrohung durch die Taliban.

Schreibende Hand und Schreibhaft, Schüler in Pakistan (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die Erziehungsbehörden in der pakistanischen Provinz Khyber Pakhtukhwa (die frühere Nordwest-Grenzprovinz) melden in diesem Jahr eine verstärkte Anmeldung von Mädchen in den Grundschulen. "Innerhalb eines Monats wurden über 200.000 Kinder angemeldet, darunter 75.000 Mädchen", berichtet der Erziehungsminister der Provinz, Atif Khan, der Deutschen Welle. Zu den Bezirken, die verstärkten Andrang zu den Schulen melden, gehört auch Swat mit der Stadt Mingora. Dort war die Vorkämpferin für das Recht von Mädchen auf Bildung, Malala Yousafzai, vor einem Jahr von Taliban-Terroristen schwer verletzt worden.

Der Minister betonte, dass die Bevölkerung der Provinz die Bedeutung der Bildung für den Fortschritt des Landes inzwischen verstanden habe. Er äußerte die Hoffnung, dass sich ein "verstörendes" Ereignis wie das Attentat auf Malala nicht wiederholen möge.

Malala Yousafzai hatte ihre Kampagne für Mädchenbildung im Alter von elf Jahren begonnen. Im Oktober vergangenen Jahres fingen Taliban sie auf dem Schulweg ab und schossen ihr in den Kopf; das Leben des Mädchens konnte durch mehrere Operationen gerettet werden, internationale Auszeichnungen für ihren Kampf folgten.

Zerstörungswerk der Taliban

Die Taliban hatten 2007 vorübergehend die Kontrolle über das Swat-Tal und angrenzende Bezirke der Provinz Khyber Pakhtukhwa übernommen und ihre extremistische Version des islamischen Scharia-Rechts eingesetzt. Politische Gegner wurden ermordet, Rechtsverstöße mit öffentlichen Auspeitschungen geahndet, Frauen durften nicht mehr auf den Markt, Mädchen nicht mehr zur Schule. Die Extremisten beließen es nicht bei Verboten, Schulen wurden zerstört, sie eiferten mit ihren illegalen Radiosendungen gegen den Schulbesuch von Mädchen.

Am 8. Oktober kam "I am Malala" in die BuchlädenBild: Reuters

Dem pakistanische Militär gelang es 2009 in einer massiven Offensive, die Taliban weitgehend aus der Region zu vertreiben. Rund 20.000 Soldaten blieben danach noch in der Gegend stationiert, in diesem Herbst soll ein stufenweiser Abzug der pakistanischen Armee beginnen.

Um die verstärkte Nachfrage nach Schulbildung in der ehemaligen Taliban-Hochburg befriedigen zu können stehen jedoch nicht genügend staatliche Mittel zur Verfügung. Mindestens 1.000 zusätzliche Lehrerinnen müssten eingestellt werden. 800 Schulen wurden von den Extremisten in der Provinz zerstört, über 180 davon in Swat und den Nachbarbezirken. Erst 43 wurden bisher wieder aufgebaut. Pakistan erhält internationale Unterstützung zum Ausbau seines Schulwesens in den nordwestlichen Grenzgebieten.

"Swat ist wieder da"

"Swat gehörte einmal zur Spitze in der Schulbildung in Pakistan. Dann kam eine schlimme Zeit für Swat, aber jetzt sind wir wieder da", sagt Nagina Khan, Abgeordnete des Provinzparlaments. "In Swat gibt es viele Malalas. Alle Mädchen wollen jetzt lernen wie Malala."

Zuwenig Lehrerinnen für viele neue SchülerinnenBild: DW/B. Ahmed

Die militanten Islamisten sind immer noch präsent in der Provinz Khyber Pakhtukhwa. Deshalb werde die Sympathie für Malala und ihre Sache nur gedämpft geäußert, aber sie sei unverkennbar, wie der frühere Bildungsminister der Provinz, Hussain Babak, der Deutschen Welle sagte. Das feige Attentat auf die junge Aktivistin habe die Menschen für das Thema Bildung sensibilisiert.

"Nach dem Überfall fühlte sich die ganze Nation aufgerufen, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Und die Zahl der Anmeldung von Schulmädchen ist tatsächlich gestiegen. Eines Tages werden alle Mädchen von hier zur Schule gehen“, so die Überzeugung des früheren Provinzpolitikers. Khyber Pakhtukhwa habe früher unter dem Terrorismus leiden müssen, und auch heute würden unschuldige Menschen von den Extremisten ermordet. "Wir hoffen, dass diese Zeiten bald vorüber sind", sagt Hussain Babak.

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