Um dankbar sein zu können, muss nicht immer alles tipptopp sein. Ein freundlicher Blick, eine nette Geste können reichen, um dieses Gefühl auszulösen. Gerade in schlechten Zeiten ist Dankbarkeit besonders wichtig.
Dankbarkeit und Wertschätzung sind -meiner persönlichen Beobachtung nach- zwei ebenso unterschätzte wie für die psychische Gesundheit essentielle emotionale Haltungen. Trotzdem kommen sie oftmals zu kurz. Gerade in schwierigen Momenten oder nach Schicksalsschlägen fällt es uns schwer, das Positive zu sehen.
Für mich war die Zeit der Trennung vom Vater meines Kindes besonders düster. Vor einiger Zeit habe ich allerdings festgestellt: Es gibt trotz allem Schmerz Dinge, die gut sind. Sie zu beachten, lohnt sich enorm!
"Wer dankbar ist, ist in der Lage, das Positive im Leben zu sehen und wertzuschätzen", sagt Lehr und erklärt damit gleichzeitig, wie die beiden Begriffe zusammenhängen. Wer die guten Dinge achtet, dem geht es natürlich auch besser. Deshalb habe ich mich entschieden, es mit der Dankbarkeit zu versuchen.
Ganz klein anfangen
Dankbar zu sein funktioniert relativ gut, wenn alles nach Plan läuft. Doch selbst dann entgehen unserer Aufmerksamkeit viele Dinge, die uns unauffällig und ohne Glanz durch unseren Alltag begleiten. Die so selbstverständlich sind, dass wir sie oft erst dann bemerken, wenn sie plötzlich nicht mehr da sind.
Vielleicht ist das die Crux mit der Dankbarkeit: Sie kommt leichter zu dem, der lernt, auf Details zu achten. Doch die empfinden wir, wie das freundliche Lächeln, oft als nebensächlich – vor allem dann, wenn sonst alles schief läuft.
Gleichzeitig ist es viel einfacher, Dankbarkeit für die kleinen Dinge im Leben zu kultivieren, gerade WENN alles schief läuft. Wenn nichts da zu sein scheint, wofür sich Dankbarkeit lohnen würde. "Ich sage jemandem, der so empfindet: Lass uns einen Versuch machen und anfangen, auf Kleinigkeiten zu achten", sagt Gesundheitspsychologe Dirk Lehr, der auch als Psychotherapeut arbeitet.
Er und sein Team an der Uni Lüneburg haben eine Dankbarkeits-App entwickelt, eine Art digitales Tagebuch, mit dessen Hilfe die kleinen, schönen Momente des Lebens festgehalten werden können. Mit Hilfe von Fotos oder Notizen sollen "Erinnerungsknoten" geknüpft werden, sagt Lehr. Je schärfer der Blick für Details, desto weiter öffnen wir der Dankbarkeit Tür und Tor.
Kann man alles üben
Meine Beobachtungsgabe hat sich in den letzten Wochen verändert. Ich kann mich jetzt über die Sonne freuen, die auf dem Rhein glitzert. Vogelgezwitscher hebt meine Laune. Wenn ich morgens durch die sich langsam erwärmende Frühlingsluft jogge, bin ich glücklich, dass mein Körper einwandfrei funktioniert. Alles keine Selbstverständlichkeiten, im Gegenteil.
Wer sich vor allem auf das fokussiert, was fehlt, dem kann es nicht besonders gut gehen. Natürlich sei es wichtig, auch mal zu jammern, sagt Dirk Lehr. Der Ballast muss schließlich auch irgendwo hin. "Problematisch wird es dann, wenn der Blick auf die Defizite zur Grundhaltung wird."
Die gute Nachricht: Für den Psychotherapeuten Lehr ist ein Perspektivwechsel und die Besinnung auf schöne Momente eine bewusste Entscheidung, die jeder treffen kann. Aber diese bewusste Entscheidung muss man üben, üben, üben. Dankbarkeit sei wie ein Muskel, der trainiert werden könne, sagt er. Ein Training, das sich vor allem in schlechten Zeiten auszahlt.
Dieser Artikel wurde seit seiner Erstveröffentlichung 2019 aktualisiert
Liebes-Floskeln wissenschaftlich erklärt
Liebe macht blind! Ich kann Dich gut riechen! Ich finde Dich süß! Oder: Ich reagiere allergisch auf Ihn. Was verraten diese Floskeln über Verliebte? Was passiert bei der Liebe eigentlich im Körper?
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Liebe geht durch den Magen
Frisch Verliebte produzieren verstärkt das Hormon Phenylethylamin, das den Appetit zügelt. Beim gemeinsamen Essen wird zudem das "Kuschel- oder Beziehungshormon" Oxytocin ausgeschüttet, das ebenfalls den Appetit hemmt. Anders sieht es in längeren Beziehungen aus: Glückliche Paare wiegen im Schnitt mehr als Singles. Das liegt auch am sinkenden Konkurrenzdruck in glücklichen Partnerschaften.
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Schmetterlinge im Bauch
In der Phase der Verliebtheit wird der Körper auch von den Geschlechtshormonen Testosteron und Östrogen reguliert. Diese Hormone werden hauptsächlich unter Stresseinfluss ausgeschüttet und führen zu einem unruhigen Magendarmtrakt. Die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin beim Anblick des Gegenübers führt im Zusammenspiel mit den Glückshormonen zum Kribbeln im Bauch.
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Sich gut riechen können
Moleküle auf den Zell-Oberflächen entscheiden bei der Erkennung des Immunsystems über Freund oder Feind und lassen dann entsprechende Duftkomponenten entstehen. Der Körpergeruch gelangt über die Riechrezeptoren ans Gehirn, das dann entscheidet: passt oder passt nicht. Zu viel Diversität kann zu autoaggressiven T-Zellen führen, die körpereigenes Gewebe angreifen und Autoimmunerkrankungen auslösen.
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Liebe macht blind
Dopamin ist ein Botenstoff, der im Gehirn das Gefühl von Verliebtheit entstehen lässt und etwaige Fehler des Geliebten ausblendet. Die ausgeschütteten Endorphine vermitteln Glücksgefühle und Zufriedenheit. Wird durch die körperliche Berührung zusätzlich noch das Kuschelhormon Oxytocin aktiviert, entsteht eine dauerhafte Bindung, die über die etwa sechs Wochen andauernde Verliebtheit hinausgeht.
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Da stimmt die Chemie
Bei der Liebe gilt die Devise "je fremder, umso besser". Dabei geht es um Immun-Gene, die bei der Abwehr von Krankheitserregern eine Rolle spielen. Je unterschiedlicher der Genpool von Mutter und Vater ist, desto besser ist der Nachwuchs für möglichst viele Krankheitserreger gewappnet.
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Jemanden süß finden
Küssen, saugen und beißen soll auf scherzhaft-spielerische Art kannibalistische Motive aufgreifen. Das zeige sich auch in den Redensarten: Wir finden jemanden "süß", "lecker" oder "knackig", haben ihn "zum Fressen gern". Süßigkeiten haben zudem für viele seit frühster Kindheit einen Belohnungseffekt. Entsprechend ist der Begriff "süß" auch in anderen Themenbereichen positiv besetzt.
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Gleich und gleich gesellt sich gern
Gerade bei dauerhaften Beziehungen ähnelten sich Partner nachweislich sehr häufig. Soziologisch gesagt das Konzept der "Homogamie", dass Partner nach ähnlichen Kriterien ausgesucht werden, so dass möglichst gleiche Bedingungen (Abstammung, Alter, Bildungsniveau, sozialer Status, finanzielle Lage, Hobbys, politische Neigung, Religion) in die jeweilige Beziehung eingebracht werden.
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Gegensätze ziehen sich an
Männer und Frauen unterscheiden sich auch bei der Partnerwahl. So achten Männer stärker aufs Aussehen. Frauen suchen eher nach Status und Intelligenz. Treffen unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen aufeinander, kann das zu ausgewogeneren Sichtweisen und klügeren Handlungen führen. Oftmals passen gegensätzliche Persönlichkeiten gut zueinander, etwa sich gerne führen lassen und gerne führen.
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Alles miteinander teilen
Vor allem müssen Sexualpartner darauf achten, nicht ungewollt Geschlechtskrankheiten oder andere Infektionen mit dem neuen Partner zu teilen. Unklar ist noch, in wie weit sich Partner mit der Zeit auch das Mikrobiom - also die Summe aller Mikroorganismen - auf der Haut teilen. So könnte etwa bei Neurodermitis-Patienten durch die Partner-Mikroben ein entsprechender Hautausschlag gefördert werden.
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Allergisch aufeinander reagieren
Wenn´s überhaupt nicht passt, könnte das an einer Duftstoffallergie liegen. Denn meist reagieren wir nicht auf eine Person allergisch, sondern auf etwas, das der andere an sich trägt. Das können Allergene sein, die von anderen Orten stammen, oder Parfüms, Cremes oder Seifen, die Eugenol oder Limonen enthalten. Gerade bei Allergien wirkt auch die Psyche aufs Immunsystem – positiv oder negativ.