Danzigs Bürgermeister Adamowicz beigesetzt
19. Januar 2019Unter den Trauergästen in der gotischen Kathedrale der nordpolnischen Stadt waren auch Staatspräsident Andrzej Duda, Solidarnosc-Mitbegründer und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa sowie EU-Ratspräsident Donald Tusk, ein langjähriger Freund des Ermordeten und wie dieser in Danzig geboren. Auch Ministerpräsident Mateusz Morawiecki und rund 100 Bürgermeister aus dem In- und Ausland nahmen an der Zeremonie teil. Aus Deutschland war Altbundespräsident Joachim Gauck zur Trauerfeier in die Stadt an der Ostsee gekommen.
Der katholische Erzbischof von Danzig, Slawoj Leszek Glodz, forderte in seiner Trauerrede ein Ende der politischen und sozialen Spaltungen in Polen: "Unser Heimatland braucht Harmonie in der Politik." Er nannte die Tötung Adamowiczs ein "schockierendes Verbrechen".
Magdalena Adamowicz, die Witwe des Verstorbenen, sagte in der Marienkirche, sie hoffe, dass die "Welle des Hasses" ende und der Tod ihres Mannes zu einer moralischen Erneuerung der Gesellschaft beitrage. Die 16-jährige Tochter Antonina bat ihren Vater in ihrer kurzen Ansprache: "Bitte sorge im Himmel für uns und ganz Danzig."
Für die Deutsche Welle ist Monika Sieradzka in Danzig:
Adamowiczs Urne wurde in einer Seitenkapelle der Marienkirche beigesetzt, in der auch andere verdiente Bürger der Stadt ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Die Trauerfeier wurde auf großen Leinwänden an mehreren Stellen der Stadt übertragen. Die Gedenkzeremonie wurde auch in zahlreichen weiteren Städten auf zentralen Plätzen übertragen. Zeitgleich fanden Mahnwachen im ganzen Land statt. In ganz Polen hängen Nationalfahnen auf Halbmast oder tragen Trauerflor. Staatspräsident Duda hatte für diesen Samstag Staatstrauer angeordnet.
Viele Polen sehen die Ermordung des 53-jährigen liberalen Politikers am vergangenen Sonntag als Folge der gegen ihn im Internet betriebenen Hetze und des anhaltenden Parteiengezänks, insbesondere zwischen der liberal-konservativen Bürgerplattform (PO) und der rechtsnationalistischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS).
Adamowicz war seit 1998 Bürgermeister der nordpolnischen Hafenstadt. Bekannt war er für seine weltoffenen Ansichten und seine Opposition zur PiS. Ein Angreifer hatte ihn am Sonntag während einer Wohltätigkeitsveranstaltung auf offener Bühne niedergestochen. Einen Tag später erlag der Bürgermeister seinen schweren Verletzungen.
qu/uh (afp, rtr, kna, ape)