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Darmstadt gegen Goliath

Andreas Sten-Ziemons17. September 2015

Am 5. Spieltag der Bundesliga empfängt Außenseiter SV Darmstadt 98 den millionenschweren Rekordmeister FC Bayern München. Die Bayern müssen sich auf aggressive Gegner einstellen und ganz besondere äußere Umstände.

Spieler von Darmstadt 98 gehen nebeneinander her (Foto: Roland Holschneider/dp)
Bild: picture-alliance/dpa/Roland Holschneider

Was waren das für schöne Bilder: Nachdem am 24. Mai der Bundesliga-Aufstieg des SV Darmstadt 98 feststand, hüpfte und tanzte die Mannschaft umringt von ihren Fans über den Rasen. Die Darmstädter Spieler spritzten sich mit Wasser, Bier und allen anderen alkoholischen Getränken, die gerade zur Hand waren, von oben bis unten nass und freuten sich wie die kleinen Kinder. "Geil! Jetzt kommen die Bayern und müssen hier kalt duschen", feixte Stürmer Dominik Stroh-Engel damals. "Die werden Augen machen!"

Tatsächlich sind der technische Standard und die Ausstattung der Umkleidekabinen im alt-ehrwürdigen und etwas maroden Darmstädter Stadion am Böllenfalltor eher spartanisch. Statt Whirlpool und Entmüdungsbecken gibt es hier nur Holzbänke, wie in einer durchschnittlichen Schulsporthalle, ein paar Haken an der Wand, verkalkte Waschbecken und Duschen. Die allerdings - und darauf spielte Stroh-Engels Aussage an - spuckten zumindest in der vergangenen Saison nicht immer warmes Wasser aus, sondern blieben auch gerne mal kalt. In der Sommerpause wurde renoviert, warmes Wasser sollte mittlerweile also kein Problem mehr sein.

Schuster setzt auf Mentalität

Eine kalte Dusche könnte es für Rekordmeister FC Bayern aber sportlich geben. Am vergangenen Wochenende hat der SV Darmstadt in Leverkusen bewiesen, dass er auch in der Bundesliga Spiele gewinnen kann - sogar dann, wenn der Kader des Gegners qualitativ turmhoch überlegen ist.

Willkommen in der Gästekabine! Mittlerweile wurde zwar renoviert, aber luxuriös sind die Umkleiden immer noch nichtBild: picture-alliance/dpa/Alfred Harder

"Mentalität schlägt Qualität", wiederholt Darmstadts Trainer Dirk Schuster sein Mantra immer wieder gerne. Gegen Bayer 04 hat es geklappt. Auch gegen die Bayern? "Alles andere als ein Münchener Sieg ist großes Wunschdenken", sagte Schuster dem "kicker". "Wichtig wird sein, dass wir uns unabhängig vom Ergebnis teuer verkaufen und den Gegner vielleicht auch ein bisschen ärgern können."

Für die Bayern kommen die motiviert-hungrigen und aggressiven Darmstädter nach dem mühsamen und kräftezehrenden Champions-League-Auftritt bei Olympiakos Piräus am Mittwoch eher ungelegen. Daher könnte es sein, dass Pep Guardiola ein wenig rotieren lässt und den Spielern Einsatzminuten verschafft, die bislang noch nicht so recht zum Zuge kamen. Statt Xabi Alonso, Arturo Vidal, Thiago oder Robert Lewandowski könnte der Katalane auf Sebastian Rode, Joshua Kimmich und Mario Götze in der Startelf setzen. Qualitativ würden auch diese Wechsel die Favoritenrolle der Bayern, die mit 195 Millionen Euro einen 13-mal so hohen Mannschaftsetat haben wie die Darmstädter (15 Millionen Euro), nicht schmälern. Wie es allerdings mit der Mentalität bestellt ist, wird sich dann am Samstag zeigen.

Mönchengladbach hofft auf Derby-Sieg

Ein Mangel bei Einstellung und Mentalität lässt sich in den vergangenen Wochen bei Borussia Mönchengladbach feststellen. Am Dienstag setzte es in der Champions League beim FC Sevilla die nächste Pleite, nun steht in der Bundesliga ausgerechnet das Derby beim 1. FC Köln an. Während die Kölner bislang, abgesehen vom 2:6-Ausrutscher bei Eintracht Frankfurt am vergangenen Wochenende, einen guten Eindruck machen, steht die Borussia noch bei null Punkten und 2:11 Toren. "Jeder von uns macht im Moment einfachste Fehler. Solche Phasen gibt es leider", sagte Kapitän Tony Jantschke nach dem Spiel in Sevilla. "Wir haben derzeit keine ideale Situation", räumte auch Trainer Lucien Favre ein.

Mönchengladbachs Stürmer André Hahn: "Wir müssen uns in Köln zerreißen!"Bild: G. Arroyo Moreno/Getty Images

Noch ist sein Kredit bei Fans und Verantwortlichen dank seiner enormen Verdienste nicht aufgezehrt, doch der Schweizer braucht genau wie sein Team dringend ein Erfolgserlebnis. Sollte am Samstag auch noch das vor allem für die Fans enorm wichtige Derby in Köln verloren gehen, könnte die Stimmung kippen. "Wir müssen uns in Köln zerreißen. Wir wissen, dass es ein besonderes Spiel wird", sagte Angreifer André Hahn. Und eines, das möglicherweise zum richtigen Zeitpunkt kommt. Ein Erfolg beim Erzrivalen könnte Kräfte freisetzen und neues Selbstbewusstsein bringen, das dann auch bei den weiteren schweren Aufgaben in der Champions League hilft.

Werkself will Fehlstart vermeiden

Am Samstagnachmittag spielt außerdem der VfL Wolfsburg gegen Hertha BSC. Der Hamburger SV empfängt Eintracht Frankfurt und Werder Bremen tritt gegen den FC Ingolstadt an. Am Sonntag gibt es wegen der Europa-League-Spiele am Donnerstag drei Partien. Kellerkind VfB Stuttgart hofft gegen den FC Schalke 04 auf den ersten Saisonerfolg. Die ebenfalls noch sieglosen Teams FC Augsburg und Hannover 96 treffen aufeinander und Tabellenführer Borussia Dortmund empfängt Bayer 04 Leverkusen. Während der BVB seine Serie von vier Siegen weiter ausbauen will, geht es für die Werkself, die nach den Niederlagen gegen die Bayern und Darmstadt auf Rang 13 abgerutscht ist, darum, die dritte Bundesliga-Pleite in Folge zu vermeiden.

Bayer Leverkusen steht am Sonntag bei Borussia Dortmund unter DruckBild: Reuters/I. Fassbender

Alle Partien des 5. Bundesliga-Spieltags können Sie im DW-Liveticker mitverfolgen.

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