1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KlimaGlobal

Das 1,5-Grad-Ziel könnte bald fallen

Alistair Walsh
30. November 2023

Während Staats- und Regierungschefs bei der Weltklimakonferenz Cop28 in Dubai über Emissionsziele verhandeln, heizt sich der Planet so schnell auf, wie nie zuvor.

Somalia Mogadischu | Überschwemmungen nach Starkregen
Überschwemmungen in November in Somalia Bild: Feisal Omar/REUTERS

2023 wird das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden, heißt es in einem Bericht der Weltwetterorganisation (WMO), der heute erscheint.

Im Durchschnitt war es dieses Jahr bereits 1,4 Grad wärmer als noch zu vorindustriellen Zeiten. Der bisherige Rekord mit plus 1,29 Grad von 2016 wird damit deutlich überschritten.

Der Bericht erscheint zu Beginn derVerhandlungen auf der COP28, der Weltklimakonferenz, wo Diplomaten und Regierungschefs hoffen das 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens noch irgendwie zu retten.

Natürliche Einflüsse lassen die Temperaturen auch ohne den Klimawandel im Jahresverlauf schwanken. Die vergangen zehn Jahre waren mit durchschnittlich 1,2 Grad über den normalen Werten dennoch außergewöhnlich warm.

Die Wissenschaft führt diese Anomalien eindeutig auf den Einfluss des Menschen und das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas zurück, wodurch gigantische Mengen Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen.

In Dubai sollen in den nächsten zwei Wochen deutliche Fortschritte beim Klimaschutz gemacht werdenBild: Rafiq Maqbool/AP/picture alliance

Alte Rekorde in Luft aufgelöst

Der jährlich erscheinende Bericht der WMO untersucht zahlreiche klimarelevante Aspekte. Besonders besorgniserregend sei der Anstieg des Meeresspiegels findet John Kennedy, wissenschaftlicher Koordinator des Berichts.

"Derzeit befinden wir uns in der Übergangsphase von La Niña zu El Niño, ein leichter Anstieg der globalen Temperaturen war also zu erwarten, aber die Geschwindigkeit hat viele Menschen überrascht," so Kennedy gegenüber der DW. "Die Abstände, mit denen diese Rekorde gebrochen wurden, waren selbst Rekorde." Auch das arktische Eis sei dieses Jahr außergewöhnlich stark geschrumpft.

"Die Treibhausgaswerte sind rekordverdächtig hoch. Die globalen Temperaturen sind rekordverdächtig hoch. Der Meeresspiegelanstieg ist rekordverdächtig. Das antarktische Meereis ist rekordverdächtig niedrig. Es ist eine ohrenbetäubende Kakophonie von gebrochenen Rekorden", kommentiert WMO-Generalsekretär Prof. Petteri Taalas den Bericht.

"Dies sind mehr als nur Statistiken. Wir laufen Gefahr, das Rennen um die Rettung unserer Gletscher und die Eindämmung des Meeresspiegelanstiegs zu verlieren. Wir können nicht zum Klima des 20. Jahrhunderts zurückkehren, aber wir müssen jetzt handeln, um die Risiken eines zunehmend unwirtlichen Klimas in diesem und den kommenden Jahrhunderten zu begrenzen."

Emissionen steigen weiter

Trotz der Versprechen den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren, stieg die Konzentration der drei Hauptgase Kohlenstoffdioxid, Methan und Lachgas in der Atmosphäre 2022 weiter an.

Gleiches sei für 2023 zu erwarten, so die Forscher des WMO. Treibhausgase halten die Wärme im Klimasystem der Erde gefangen, wodurch die Temperaturen steigen und die Wettersysteme durcheinander gebracht werden.

Der Temperaturanstieg lässt das Meereis in der Arktis und Antarktis schmelzen und führt zu einem Anstieg des Meeresspiegels. Der Meeresspiegel wird dadurch 2023 auf ein Rekordhoch ansteigen und tief liegende Inselstaaten in nie zuvor gesehener Weise gefährden.

Klima versus Business: Können Ölmultis Klimaschutz?

04:54

This browser does not support the video element.

Extreme Wetterereignisse gefährden die Weltbevölkerung 

Alle Kontinente wurden in diesem Jahr von extremen Wetter- und Klimaereignissen heimgesucht, so die WMO. Also durch schwere Überschwemmungen, Stürme, extreme Hitze, Dürre und Waldbrände, die die Wasser- und Nahrungsmittelsicherheit und das Leben der Menschen beeinträchtigten.

Der als Sturm Daniel bekannte Mittelmeer-Zyklon forderte nach Angaben der WMO die meisten Todesopfer. Durch das Versagen zweier Staudämme in Libyen wurden die Folgen noch verschärft, mindestens 4.000 Menschen kamen ums Leben.

In Mosambik und Malawi gab es im März Hunderte von Todesopfern durch zyklonbedingte Überschwemmungen, während im Mai durch einen Wirbelsturm in Bangladesch, Sri Lanka, Myanmar und Indien Millionen Menschen vertrieben wurden.

Viele der extremen Wetterereignisse wurden von Wissenschaftlern der im Vereinigten Königreich ansässigen akademischen Initiative World Weather Attribution eindeutig mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht. 

UN-Generalsekretär Antonio Guterres forderte die Staats- und Regierungschefs der Welt deshalb auf, schnell zu handeln und die Emissionen herunterzufahren. 

"Wir erleben den Klimakollaps in Echtzeit - und die Auswirkungen sind verheerend", sagte Guterres in einem Video, das zusammen mit dem Bericht veröffentlicht wurde. "Die Rekord-Erderwärmung sollte den führenden Politikern der Welt Schauer über den Rücken jagen. Und es sollte sie zum Handeln bewegen."

"Wir haben den Fahrplan, um den weltweiten Temperaturanstieg auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen und das schlimmste Klimachaos zu vermeiden."

Deligierte verhandeln weiter

In Dubai, in den Vereinigten Arabischen Emiraten, versammeln sich die Staats- und Regierungschefs der Welt sowie Hunderttausende von Akteuren zur jüngsten Runde der Klimaverhandlungen. 

Im Mittelpunkt der Verhandlungen stehen unter anderem die strittigen Fragen des Ausstiegs aus der Nutzung fossiler Brennstoffe zur Verringerung der Emissionen und die Einführung eines Fonds zur Unterstützung ärmerer Länder bei der Bewältigung von Klimaschäden. 

Nach Angaben des Umweltprogramms der Vereinten Nationen ist die Welt auf dem besten Weg, sich um bis zu 2,9 Grad zu erwärmen, da die Treibhausgase weiter ansteigen, was noch ehrgeizigere globale Maßnahmen nötig mache.

Revolution der Erneuerbaren

01:00

This browser does not support the video element.

Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert.