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Der automatisierte Flieger

Carla Bleiker25. März 2015

Computer kontrollieren fast alles an Bord des A320, dem Flugzeug, das in den Alpen zerschellte. Diese Computer kann man hacken. Experten glauben jedoch nicht, dass 4U 9525 so zum Absturz gebracht wurde.

Germanwings Airbus. (Photo: ROLF VENNENBERND)
Bild: picture-alliance/dpa/R. Vennenbernd

Fest steht, dass es sich bei dem Airbus 320, dem Germanwings-Modell, das in den französischen Alpen abgestürzt ist, um ein hoch automatisiertes Flugzeug handelt. Das heißt aber nicht, dass es vor Unfällen gefeit ist. Nur wenige Monate vor dem Germanwings-Absturz verunglückte ein A320-200 Airbus von AirAsia auf dem Weg von Indonesien nach Singapur über der Javasee. Alle 169 Insassen starben.

Die Steuerung durch Computer ist bei den Flugzeug-Modellen der A320-Familie stärker ausgeprägt als bei den meisten Maschinen des Konkurrenten Boeing.

Die Auswertung der Blackbox kann Aufschluss über Unglücksursachen gebenBild: Reuters/BEA

"Der A320 wird fast vollständig durch ein 'fly-by-wire'-System gesteuert, was bedeutet, dass die Computer das Flugzeug fliegen", sagt David Stupples, Professor für Kommunikationselektronik an der City University London. "Der Computer hat absolute Kontrolle über die meisten Dinge." An Bord gibt es mehrere Computersysteme, zum Beispiel für Navigation und Kommunikation. Sie alle sind mit dem zentralen System verbunden. In jedem A320 steckt also ein riesiges Computernetzwerk mit hochkomplizierter Software.

Drei Systeme machen das Gleiche

Diese Software kommt ebenfalls von Airbus und wird regelmäßig auf den neuesten Stand gebracht, um alle technischen Anforderungen und Sicherheitsvorschriften zu erfüllen. Außerdem hat das Computersystem des Flugzeugs eine "Dreifach-Rückversicherung", so Stupples.

"Es ist nicht ein einzelner Computer, der alles kontrolliert", sagte der Experte für elektronische Systeme. "Dann hätte man ja sofort ein Riesenproblem, wenn der mal Schwierigkeiten machen würde. Für fast alle Aufgaben gibt es drei Computersysteme, die das Gleiche machen."

Deren Zusammenarbeit funktioniert so: Wenn einer der Computer vom vorgesehenen Arbeitsablauf abweicht, wird er von den anderen beiden ignoriert und alles läuft normal weiter. So hat ein Fehler bei nur einem Computersystem keine weiteren Folgen.

Hackerangriff auf ein Flugzeug

Mit diesen Vorsichtsmaßnahmen scheint das Computersystem eines Flugzeuges sicher. Es kann aber trotzdem gehackt werden, sagt Stupples. Über zwei Wege könne man Schadprogramme in das geschlossene Computerprogramm einschleusen.

Hacker könnten entweder das Updaten der Flugzeug-Software nutzen, bei dem eine Datenverbindung nach außen hergestellt werden muss, um einen Virus ins Computersystem zu schicken. Oder sie könnten einen noch direkteren Weg gehen:

"Der Airbus hat ein Computerabteil unter dem Cockpit, in dem sich alle Navigationscomputer befinden", sagte Stupples. "Wenn man da mit einem USB-Stick reinkäme, könnte man ebenfalls Schadsoftware ins System laden."

Stupples sagt es sei schwierig, aber nicht unmöglich, sich in ein Flugzeug einzuhackenBild: City University London/David Stupples

Einen Virus mit dem Software-Update ins System zu schleusen oder wirksame Schadprogramme mit einem USB-Stick auf die Flugzeugcomputer zu laden ist allerdings keine leichte Sache. Für jemanden von außerhalb sei es unmöglich, sich zu den hochgesicherten Bereichen Zugang zu verschaffen, erklärt Stupples. Der Hacker müsste also ein Mitarbeiter sein. Zudem müsste man schon ein sehr geschickter Hacker sein, um die "Dreifach-Rückversicherung" des Computersystems im Flugzeug zu überwinden.

Warten auf die Blackbox-Auswertung

Im Falle des verunglückten A320 von Germanwings sagen Politiker, dass ein Angriff von außen wahrscheinlich nicht die Ursache für den Absturz war. Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve sagte, alle Möglichkeiten müssten erörtert werden, aber ein Terroranschlag sei nicht das wahrscheinlichste Szenario.

Stupples, der mehrere Jahrzehnte in der Luftfahrtindustrie gearbeitet hat, bevor er an die City University kam, glaubt auch nicht, dass ein Hackerangriff der Grund für den Absturz des Germanwings Fliegers war. Er begründet seine Meinung unter anderem damit, dass aus dem Cockpit des verunglückten A320 keinerlei Notrufe kamen.

Eine Schadsoftware hätte also nicht nur das Navigationssystem des Flugzeugs angreifen müssen, um die Maschine in den Sinkflug zu zwingen, und zwar so, dass die Piloten nicht eingreifen konnten. Das Programm hätte außerdem sämtliche Kommunikationssysteme lahmlegen müssen, so dass die Piloten keinen Notruf absetzen konnten. Das alles auf einmal sei "praktisch unmöglich", meint Stupples.

Man wird auf die Auswertung des Stimmrekorders aus dem Cockpit warten müssen, um herauszufinden, was mit Flug 4U9525 geschah.

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