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"Das crazy" ist Jugendwort des Jahres 2025

18. Oktober 2025

Früher hätte man gesagt: "Das ist verrückt"; die Generation Z nutzt lieber "Das crazy" als Allzweckfloskel. Der Ausdruck setzte sich knapp gegen die Mitfavoriten zum Jugendwort 2025 durch: "goonen" und "checkst du".

"Das Crazy" als Graffiti-Schriftzug auf einer grünbemalten Mauer
"Das Crazy!" machte 2025 das RennenBild: Elke Münzel/CHROMORANGE/picture alliance

Ist man überrascht, sprachlos, möchte man etwas ironisch oder schulterzuckend kommentieren oder fällt einem einfach keine passende Antwort ein: "Das crazy" passt immer. "Haust du raus, wenn du nicht weißt, was du sagen sollst, gerade keine Lust hast zu antworten oder einfach höflich bleiben willst, um das Gespräch am Laufen zu halten", so die offizielle Erklärung der Jury.

Dass der Ausdruck in den Ohren der Älteren nach schmerzhaft falschem Deutsch klingt, ist kein Wunder, müsste es doch grammatikalisch korrekt heißen "Das ist crazy". Die Kombination des deutschen Artikels "das" mit dem englischen Wort für verrückt, "crazy", ist ein humorvoller und bewusster Bruch mit den Sprachregeln. Der Ursprung des Begriffs liegt in der Meme- und Internetkultur - in den Chats und auf Social-Media-Plattformen kommt man ohne "das crazy" nicht weit. 

Beliebter Kommentar im Netz: "Das Crazy!" Bild: Marijan Murat/dpa/picture alliance

"Das crazy" repräsentiert den Zeitgeist

"Die diesjährige Wahl zeigt erneut den ungebrochenen Einfluss der englischen Sprache und den Trend zum Verkürzen", kommentiert Nikolas Hoenig, Markentingchef von PONS Langenscheidt, das Ergebnis. Somit repräsentiere "das crazy" gekonnt den Zeitgeist - und genau das sei das Ziel der Wahl.

Der Verlag kürt seit 2008 das Jugendwort des Jahres, ursprünglich durch eine Jury und seit 2020 durch eine Online-Abstimmung. Beleidigende, rassistische oder diskriminierende Begriffe sind nicht zugelassen. Zwei Millionen Menschen haben sich an der Wahl beteiligt. Abstimmen konnte jeder und jede, doch nur die Einreichungen aus der jugendlichen Zielgruppe wurden gezählt. Rund 82 Prozent der Einreichungen kamen aus der Altersgruppe zwischen elf und 20 Jahren und flossen somit ins Voting ein. 

Kaum etwas spiegele den Puls der jungen Generation so lebendig wider wie die Jugendsprache, erklärt Patricia Kunth, Marketing-Managerin und Verantwortliche für die Jugendwort-Kampagne. "Jedes Jahr bringt sie neue Begriffe hervor, die uns im Verlag überraschen und zeigen, wie schnell sich Sprache wandelt." Auch das Voting-Verhalten spreche Bände: "Rund 88 Prozent der Zugriffe auf die Abstimmungsseite kamen über Smartphones. Jugendsprache passiert eben dort, wo sie genutzt wird - mobil, online und mitten im Alltag." 

"Goonen" hat knapp verloren 

Bekanntgegeben wurde das Jugendwort bereits zum dritten Mal vor jungem Publikum im Rahmen der Frankfurter Buchmesse"Das crazy" landete mit 35,7 Prozent der Stimmen mit hauchdünnem Vorsprung auf Platz 1 der Stimmen, dahinter positionieren sich "goonen" und "checkst du".

"Goonen" ist ein Slangwort für überzogene langanhaltende Selbstbefriedigung. Das Langenscheidt-Gremium möchte mit sexuellen Begriffen transparent umgehen, aber nach eigener Aussage auch auf Risiken hinweisen: Langes Selbstbefriedigen könne eine Sucht nach dem Glückshormon Dopamin auslösen und zu einer ungesunden Beziehung mit der eigenen Sexualität führen, hieß es. 

Der Begriff auf Platz drei,  "Checkst du", ist die zeitgenössische Jugendvariante der Frage "Verstehst du?" Die Nachfrage stellt man ans Satzende, um sicherzugehen, dass der Gesprächspartner einen verstanden hat. Nicht einfach nur wörtlich, sondern auch, ob man das Gesagte gefühlsmäßig nachvollziehen kann.

Ebenfalls zur Abstimmung stand 2025 u.a. Digga(h) - ein Wort, dass unter Jugendlichen längst ein Dauerbrenner ist. Es ist nicht das erste Mal, dass "Digga" in der Favoritenliste des Jahres auftaucht. Schon 2021 stand es zur Wahl: Gewonnen hat es damals laut Langenscheidt nicht, weil es sich bereits um einen etablierten Begriff aus der Jugendsprache handele. Digga leitet sich von "Dicker" ab, ist aber nicht abwertend gemeint: Die Anrede wird freundschaftlich für einen Kumpel verwendet.

2024 machte "Aura" das Rennen bei der Wahl zum Jugendwort des Jahres.  Es bezeichnet die Ausstrahlung einer Person und kann sowohl positiv und negativ gemeint sein. Wer "plus 20 Aura" hat, hat wohl alles richtig gemacht.

Für den Langenscheidt-Verlag ist die Kür des Jugendworts ein wichtiges Event, um die Entwicklung der Sprache darzustellen: Junge Generationen, so hieß es, sollen sich auch in der Sprache repräsentiert fühlen.

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