Das Ende einer Bankerkarriere
3. April 2006Wenn schon der Abgang, dann mit einem Paukenschlag. So, wie es immer schon die Art von Rolf Breuer war. Überraschend, widersprüchlich und möglichst spektakulär. Denn er hat lange gewartet mit seinem Rückzug als Aufsichtsratschef der Deutschen Bank.
Der Anfang vom Ende einer über 40jährigen Banken-Karriere datiert auf den Februar des Jahres 2002. Damals gab Breuer - zu der Zeit noch Vorstandschef der Deutschen Bank - dem Wirtschaftssender Bloomberg ein Interview. Befragt nach der damals schwierigen Lage des Medienunternehmers Leo Kirch, antwortete Breuer: "Was man alles darüber lesen und hören kann, ist ja, dass der Finanzsektor nicht bereit ist, auf unveränderter Basis noch weitere Fremd- oder gar Eigenmittel zur Verfügung zu stellen."
Wenige Wochen später bricht das Imperium des Medien-Moguls Leo Kirch zusammen. Kirch verklagt daraufhin Breuer und die Deutsche Bank wegen Verletzung des Bankgeheimnisses auf 100 Millionen Euro Schadensersatz. Der Streit geht durch alle Instanzen - und im Januar 2006 schließlich urteilt der Bundesgerichtshof: Breuer hat Kirch geschadet, dieser habe grundsätzlichen Anspruch auf Schadensersatz. Über die Höhe muss nun in einem gesonderten Verfahren entschieden werden. Der Druck auf Breuer war also immens. Jetzt hat der Mann mit dem ausgeprägten Machtinstinkt die Notbremse gezogen.
Das Ende einer Bilderbuchkarriere
Breuers Bilderbuchkarriere hat am Ende zahlreiche Risse bekommen. Er begann vor 40 Jahren als Lehrling bei der Deutschen Bank - und wurde 1997 die Nummer eins in Deutschlands größtem Geldhaus. In seinen insgesamt fünf Jahren als Vorstandschef wandelt sich die Bank zum gobalen Spieler an den Weltfinanzmärkten. Im Frühjahr 2000 verkündet er die Fusion mit der Dresdner Bank: "Mit 33 Milliarden Euro Reserven gemeinsam im Hintergrund sind wir, was unsere künftige Strategie angeht, ein "Powerhouse"."
Nur vier Wochen später platzte die Fusion - der größte Flop in Breuers Karriere. Er wurde am Mai 2002 von Josef Ackermann an der Spitze des Unternehmens abgelöst und rückte in den Aufsichtsrat. Der sogenannte "Mannesmann-Prozess" um überhöhte Abfindungen, in dem Ackermann eine Schlüsselrolle spielt und der demnächst neu aufgerollt wird, hat das Verhältnis zwischen den beiden Managern zusätzlich schwer belastet.
Nun nimmt "Mister Finanzplatz" - wie ihn viele in der deutschen Finanzmetropole Frankfurt respektvoll nennen - seinen Hut. Es ist das Ende einer Ära.