Das Euro-Gerede vor dem G20-Treffen
15. Februar 2013Bundesbankpräsident Jens Weidmann hält den Euro nicht für überbewertet. Der Kurs entspreche weitgehend den Fundamentaldaten, sagte Weidmann in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Finanz-Agentur Bloomberg. Ein starker Euro allein sei für die Europäische Zentralbank (EZB) kein Grund für eine Änderung ihrer Geldpolitik, sagte EZB-Ratsmitglied Weidmann. Daraufhin schoss an den Devisenmärkten der Kurs der Gemeinschaftswährung nach oben.
In den vergangenen Tagen war es dem EZB-Chef Mario Draghi gelungen, den Euro weich zu reden. Letzte Woche erklärte er, die Notenbank habe die Euro-Aufwertung als potenzielles Risiko für Konjunktur und Geldwertstabilität im Auge. Ökonomen bezeichneten das als "sanfte verbale Intervention", der Euro-Kurs sackte schlagartig um fast zwei Cent zum US-Dollar ab. Am Donnerstag schrieb die EZB in ihrem Monatsbericht, dass der erhöhte Wechselkurs den Export verteuern, die konjunkturelle Erholung im Euroraum gefährden und den Druck auf das Preisniveau zusätzlich verschärfen könnte. Danach sank der Eurokurs weiter.
Währungskrieg ist in aller Munde
Seit Sommer 2012 hat der Euro zu vielen Währungen deutlich aufgewertet, insbesondere zum japanischen Yen, zum US-Dollar und zum britischen Pfund - auch infolge einer sehr lockeren Geldpolitik in Japan und den USA. Das hat die Debatte über einen drohenden Währungskrieg angefacht. Vor dem Treffen der G20-Länder versuchte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, derlei Befürchtungen zu zerstreuen. "Wir haben bereits auf dem G7-Treffen klargemacht, dass wir an den bisherigen Grundsätzen festhalten. Wir wollen nicht staatliche Interventionen in Wechselkurse, sondern wir wollen marktorientierte Wechselkurse", sagte Schäuble in einem Radiointerview.
Die Finanzminister und Notenbankchefs der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) beraten an diesem Freitag und Samstag in Moskau unter anderem über einen drohenden Abwertungswettlauf der Top-Wirtschaftsmächte.
zdh/li (dpa, rtr)