An der Fußball-WM kommt keiner vorbei. Brauereien und Gastronomen sowieso nicht. Aber auch viele andere Branchen wollen profitieren: Das reicht vom "Geldmeister" bis zum WM-Brötchen. Ist das sinnvoll?
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Fußball-WM in Russland - deutsche Firmen machen Kasse
02:15
Eben noch Werbeträger, jetzt schon Papiermüll: Kurz nachdem Bundestrainer Joachim Löw den Kader für die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland bekanntgegeben hatte, wurde das Plakat von Shootingstar Leroy Sané vor dem Fußball-Museum in Dortmund abmontiert. Für den Spieler war der verpasste Kaderplatz ein Tiefschlag. Doch auch auf die "Marke" Sané hat das Auswirkungen. Und nicht nur für Spieler ist die WM ein Marktplatz. Auch andere machen sich Hoffnung auf ein fettes WM-Geschäft.
FIFA
Der Fußball-Weltverband ist zugleich Ausrichter und größter Gewinner jeder Fußball-WM. Bei der WM 2014 in Brasilien summierten sich die Einnahmen auf 4,8 Milliarden US-Dollar. Demgegenüber standen nach Fifa-Angaben Investitionen von 2,2 Milliarden Dollar. Die Vermarktungsrechte des größten Sportwettbewerbs der Welt liegen sämtlich bei der Fifa, die so auch an jedem Trikot und jedem Plüschmaskottchen verdient, das über deutsche Ladentheken wandert. In Russland, für das die WM wohl zur teuersten in der Geschichte des Wettbewerbs wird, darf der Verband erneut auf Rekordeinnahmen hoffen.
Spieler
Es gibt wohl keine größere Bühne als eine Weltmeisterschaft, um den eigenen Marktwert in die Höhe zu treiben. Für ungezählte Kicker wurden Fifa-Wettbewerbe zum Karrieresprungbrett. Auch auf dem Werbemarkt erzielen Nationalspieler Höchstpreise. "Die Werbestrategien für die Nationalspieler beginnen sehr, sehr früh", sagt Gabriele Klein aus dem WM-Expertenteam der Uni Hamburg und verweist auf Leroy Sané. Der Spieler von Manchester City taucht auf diversen Werbeplakaten und Titelbildern auf - und ist in Russland doch nicht dabei.
Unverbrauchte Gesichter - eben wie Sanés - seien gefragt. Was bedeutet die Nichtnominierung für seinen Werbewert? "Von der Publicity her kann ihm eigentlich nichts Besseres passieren", sagt Klein. Auf der ganzen Welt werde nun über die Nichtnominierung des Toptalents und die Gründe spekuliert. Allerdings: Wie Mario Götze 2014 im WM-Finale ein Siegtor zu erzielen, wird ihm nicht vergönnt sein. Öffentlichkeitswirksamer kann sich ein Spieler nicht inszenieren - auch nicht durch eine spektakuläre Nichtnominierung.
Fan- und Sportartikelhändler
Den großen Sportartikelherstellern beschert der Rummel um die WM dank florierender Trikot-Verkäufe alle vier Jahre eine willkommene Sonderkonjunktur. Vor allem Nike und Adidas liefern sich einen scharfen Wettkampf darum, wer die meisten und attraktivsten Teams ausrüstet. Nachdem der US-Rivale, der erst 1994 bei der WM im eigenen Land richtig ins Geschäft eingestiegen war, 2014 erstmals mehr Teams einkleiden konnte als die Deutschen, hat Adidas diesmal wieder die Nase vorn. Zwölf Länderauswahlen, darunter natürlich Titelverteidiger Deutschland, tragen Trikots der Marke mit den drei Streifen, während nur zehn mit dem Nike-Swoosh ins Turnier gehen. Dazu zählen jedoch Favoriten wie Brasilien, Frankreich und Portugal. Für das Geschäft mit dem deutschen Nationaldress jedenfalls dürfte maßgeblich sein, ob die Elf sich lange genug im Turnier hält. "Nur dann entsteht die entsprechende Euphorie unter den Fans und die Nachfrage hält an", heißt es beim Handelsverband Deutschland.
In Herzogenaurach ist man zuversichtlich - Adidas-Chef Kasper Rorsted geht davon aus, die insgesamt acht Millionen verkauften Trikots vom Turnier vor vier Jahren zu übertreffen. Bei Nike hält man sich zwar auf Nachfrage mit Prognosen bedeckt, doch Anleger trauen auch dem US-Branchenriesen einiges zu - die Aktie knackte vor dem erwarteten WM-Boom bereits ein neues Rekordhoch. Puma hatte hingegen Pech und setzte auf Italien, das die Qualifikation verpasste.
Elektronikmärkte
Auch die Unterhaltungselektronik-Sparte reibt sich vor einer Fußball Weltmeisterschaft sprichwörtlich die Hände. Denn wie ein TV-Werbespot eines Pay-TV-Anbieters nahelegt, definieren sich Fußballfans zumindest teilweise über die Größe ihres TV-Geräts mit Sportkanal-Abo. Vor einer Weltmeisterschaft gilt das umso mehr. Ein südkoreanischer Hersteller ködert deshalb potenzielle Kunden bis zum Start der WM mit Gutscheinen von Pay-TV-Anbietern mit Sportkanälen.
Ein Dämpfer für den Handel ist, dass es sich bei Anschaffungen vor solchen Wettbewerben oft um vorgezogene Käufe handelt, nicht um zusätzliche Anschaffungen. Bei einem Rückgang um 14,6 Prozent auf 1,6 Millionen verkaufte TV-Geräte im ersten Quartal ist in diesem Jahr im Vergleich zum Mai 2017 allerdings noch Luft nach oben. Trösten können sich Händler damit, dass die hohen Verkaufszahlen des Vorjahres vor allem durch den Umstieg auf das neue Antennenfernsehen zustande kamen.
Lebensmittelhändler
Während bei Jogis Jungs die Ernährung komplett auf sportliche Höchstleistungen ausgerichtet ist - Schokocreme in Massen dürfte es nur in der TV-Werbung geben - geht es nahrungstechnisch bei Fans oft bodenständiger zu. Heiß und fettig oder süß und klebrig muss es sein. Spielt das Wetter mit, zieht aus Sicht des Handelsverbands Deutschland auch der Absatz von Grillgut, Snacks und Süßigkeiten an.
Brauereien
Der Gerstensaft und die Fankultur sind untrennbar verbunden. Nicht umsonst gelten Bierverbote als wirksame Disziplinarmaßnahme für Stadionbesucher. Die deutschen Bierbrauer jubeln nach sonnigen Wochen sogar schon vor der WM. "Wir hatten im Mai den besten Monat in der Geschichte unserer Brauerei", heißt es etwa bei Krombacher. Auch bei Veltins stieg der Absatz im Mai um zehn Prozent auf rekordverdächtige 315 000 Hektoliter. Für den starken Absatz machen die Brauer die WM mitverantwortlich. "Die Lager werden hochgefahren bis zum Limit", heißt es bei Veltins mit Blick auf den Getränkehandel. In vielen Brauereien würden vor der WM Sonderschichten gefahren, um die Nachfrage erfüllen zu können, heißt es beim Deutschen Brauer-Bund.
Gastronomie
Für Live-Übertragungen in Gastronomiebetrieben braucht es - anders als bei gewerblichen Public Viewing-Veranstaltungen - bislang keine Übertragungslizenz der Fifa. Voraussetzung ist, dass die Zuschauerzahl unter 5000 bleibt, kein Eintrittsgeld verlangt wird und keine Sponsoren in die Organisation einbezogen werden, wie das Branchenblatt "Gastgewerbe Magazin" berichtet. GEZ- und GEMA-Gebühren fallen natürlich trotzdem an. Doch ansonsten können Gastronomen bei der WM auf ein gutes Saisongeschäft hoffen.
Stadien und Spielorte der WM 2018
Ab dem 14. Juni 2018 schauen die Fußballfans aus aller Welt gebannt nach Russland. Die WM 2018 wird in elf Städten und zwölf Stadien ausgetragen - zwischen Kaliningrad im Westen und Jekaterinburg im Osten.
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Moskau
Mit rund 10,4 Millionen Einwohnern ist Russlands Hauptstadt die größte Stadt Europas. Bekanntestes Bauwerk der Stadt ist der Kreml. Hier regiert Wladimir Putin. Innerhalb des Stadtgebietes gibt es über 600 Kirchen. Moskau ist Zentrum der russisch-orthodoxen Kirche und wird nach Rom und Konstantinopel ("Zweites Rom") auch "Drittes Rom" genannt. Moskau ist der einzige WM-Spielort mit zwei Stadien.
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Luschniki-Stadion - Moskau
Hier wollen alle hin - am liebsten am 15. Juli, wenn das Finale der Weltmeisterschaft angepfiffen wird. Die altehrwürdige Arena von 1956, die 1980 als Olympiastadion diente, wurde für die WM noch einmal modernisiert und umgebaut. Jetzt bietet sie 81.000 Zuschauern Platz. Die russische Elf wird hier am 14. Juni die WM eröffnen.
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Otkrytije-Arena - Moskau
Die Arena wurde 2014 neu eröffnet und zur neuen Heimstätte von Spartak Moskau. Der wohl berühmteste Fußballklub Russlands hatte jahrelang auf ein eigenes Stadion warten müssen. Beim Confed Cup wurde hier das Spiel um Platz drei ausgetragen - diesmal finden vier Gruppenspiele und ein Achtelfinale in der Arena für 45.000 Zuschauer statt.
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St. Petersburg
Die "schönste Stadt auf dem Antlitz der Erde", sagte Nobelpreisträger Joseph Brodsky einst über die westrussische Metropole. Tatsächlich ist die Stadt an der Newa mehr als sehens- und bewundernswert. Der berühmte Zar Peter der Große hat sie als "Tor zum Westen" im 18. Jahrhundert gegründet. Eilig ließ er in wenigen Jahren Paläste und Prunkschlösser bauen.
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Krestowski-Stadion - St. Petersburg
Die neue Spielstätte des FC Zenit entstand genau dort, wo vorher das alte Kirow-Stadion stand. Die Arena fasst 68.000 Zuschauer. Während der Bauphase wurde sie immer teurer und kostete am Ende 930 Millionen Euro. Die deutsche Elf verbindet schöne Erinnerungen mit dem Stadion. Hier gewann sie am 2. Juli 2017 den Confed Cup.
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Jekaterinburg
Wahrzeichen der östlichsten WM-Gastgeberstadt ist die Kathedrale auf dem Blut, die auch Heilig-Blut-Kathedrale oder Blutkirche genannt wird. Sie wurde 2002 an dem Ort errichtet, an dem 1918, ein Jahr nach der Oktoberrevolution, die russische Zarenfamilie hingerichtet wurde.
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Zentralstadion - Jekaterinburg
Eigentlich war das Stadion zu klein, um die Rahmenbedingungen für eine WM-Arena zu erfüllen. Also erweiterte man die Gesamtkapazität auf 35.000 Plätze durch eine Zusatztribüne mit 12.000 Sitzplätzen. Nach dem Turnier wird sie wieder abgebaut. In Jekaterinburg werden lediglich Vorrundenspiele stattfinden. Normalerweise spielt hier der Zweitligist FC Ural.
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Rostow-Arena - Rostow am Don
Die Arena in Rostow am Don wurde für die WM 2018 neu gebaut. Sie ist die Heimat des Erstliga-Klubs FK Rostow. Während der Tiefbauarbeiten fand man mehrere voll funktionstüchtige Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden. In der Arena mit ihren 45.000 Plätzen werden vier Gruppenspiele und ein Achtelfinale stattfinden.
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Kasan
In der Hauptstadt der Teilrepublik Tatarstan leben viele Kulturen und Religionen - beinahe beispiellos - friedlich miteinander. Dort stehen Moscheen muslimischer Tataren neben orthodoxen Kirchen christlicher Slawen. Der mehrfache Fußballmeister Rubin gilt als sportliches Aushängeschild der Stadt an der Wolga.
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Kasan-Arena - Kasan
Der Grundstein für das Stadion wurde von Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin persönlich gelegt. Die Arena, die 41.585 Zuschauern Platz bietet, ist die Heimstätte des Klubs Rubin Kasan, der in den vergangenen Jahren mehrfach russischer Meister wurde. Am 22. Juni 2017 bestritt die DFB-Elf hier ihr Confed-Cup-Gruppenspiel gegen Chile.
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Wolgograd-Arena - Wolgograd
Über Wolgograd, das unter seinem alten Namen Stalingrad traurige Berühmtheit erlangte, thront die Mutter-Heimat-Statue. Sie erinnert an den Sieg der Roten Armee über die deutsche Wehrmacht im Großen Vaterländischen Krieg, wie der Zweite Weltkrieg in Russland genannt wird. Das neue Stadion am Ufer der Wolga (l.) bietet etwas mehr als 45.000 Zuschauern Platz.
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Nischni-Nowgorod-Stadion - Nischni Nowgorod
Die Arena in Nischni Nowgorod ist eines der neun Stadien, die für die WM komplett neu gebaut wurden. Sie hat 45.000 Sitzplätze. Gebaut wurde auf einer Landzunge am Zusammenfluss der Wolga und der Oka. Während der WM finden hier Vorrundenspiele, ein Achtelfinale und ein Viertelfinalspiel statt.
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Kaliningrad-Stadion - Kaliningrad
Kalininigrad ist der westlichste Spielort der Fußball-WM 2018. Das Stadion wird während der WM etwas mehr als 35.000 Plätze haben, danach aber auf 25.000 Plätze zurückgebaut werden. Der Grund: Der örtliche Klub FK Baltika pendelt zwischen zweiter und dritter Liga und könnte ein größeres Stadion nicht füllen.
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Saransk
Wahrzeichen der Stadt ist die Kathedrale des Heiligen Rechtschaffenen Theodor, die zwar im traditionellen Stil orthodoxer Kirchen gebaut wurde, aber erst 13 Jahre alt ist. Die alte Kathedrale war 1930 abgerissen worden, im Jahr 2004 wurde mit dem Bau der neuen begonnen. Sie bietet rund 3000 Gläubigen Platz.
Bild: picture-alliance/M. Becker
Mordowia-Arena - Saransk
Die Arena in Saransk hat während der WM 44.000 Sitzplätze. Entworfen wurde sie vom deutschen Architekten Tim Hupe. Nach dem Ende der WM wird das Stadion auf 28.000 Plätze zurückgebaut. Künftig soll hier der örtliche Klub Mordowia Saransk zu seinen Heimspielen antreten, der momentan in der dritten russischen Liga spielt.
Bild: picture-alliance/AP/dpa/J. Chestnova
Kosmos-Arena - Samara
Die Kosmos-Arena in Samara sollte zunächst auf einer Insel in der Wolga entstehen, zu der es aber keine Brücke gab. Daher wurde der Bauplatz verlegt und ohne Rücksicht auf die örtliche Bevölkerung immer weiter vergrößert: von zunächst 27 letztlich auf 930 Hektar. Die Arena bietet 44.000 Zuschauern Platz.
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Sotschi
Dank der Olympischen Winterspiele unter Palmen wurde der Kurort mit subtropischem Klima 2014 weltbekannt. Damals beklagten Kritiker die hohen Kosten für das Spektakel am Schwarzen Meer. Auch die Formel 1 fährt Rennen in dieser sehr touristischen Stadt. Jährlich wird sie von rund vier Millionen Menschen besucht - auch Russlands Präsident Putin macht hier Urlaub.
Bild: Picture alliance/dpa/N. Zotina/Sputnik
Olympiastadion - Sotschi
Das Stadion, das 41.220 Plätze hat, wurde als Hallenkonstruktion für die Olympischen Winterspiele gebaut. Da laut FIFA-Regularien die Stadien bei der Fußball-WM ein offenes Dach haben müssen, wurde ein Teil des Kuppeldaches entfernt. Neben Vorrundenpartien werden in Sotschi ein Achtel- und ein Viertelfinalspiel stattfinden. (Quelle Stadiongrößen: AFP)