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"Das Geheimnis ihrer Augen"

8. März 2010

Die argentinisch-spanische Koproduktion "Das Geheimnis ihrer Augen" hat den Oscar für den besten ausländischen Film erhalten. In Argentinien lockte der Streifen mehr als zweieinhalb Millionen Menschen in die Kinos.

Die Hauptdarsteller Ricardo Darin und Soledad Villamil (Foto: Victoria Eglau)
Die Hauptdarsteller Ricardo Darin und Soledad VillamilBild: DW/Victoria Eglau

Buenos Aires, Ende der neunziger Jahre. Justizermittler Benjamín Espósito ist gerade in den Ruhestand gegangen. Doch ein grausames Verbrechen, das sich 25 Jahre vorher zugetragen hat, lässt ihm keine Ruhe. Der verurteilte Täter gelangte damals nach kurzer Zeit auf freien Fuß, danach verlor sich seine Spur. Espósito beschließt, einen Roman über den Fall zu schreiben. Es wird nicht nur die Geschichte einer Suche nach Gerechtigkeit, sondern auch die Geschichte seines Lebens und seines Landes in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten.

Filmplakat "El Secreto de sus Ojos"Bild: DW/Victoria Eglau

Es geht um Freundschaft, Rache, Staatsterrorismus und Liebe in ihren verschiedenen Spielarten. Der argentinische Film "El Secreto de sus Ojos", auf deutsch "Das Geheimnis ihrer Augen", erzählt diese Geschichte auf brillante Weise. "Normalerweise steht das argentinische Publikum heimischen Produktionen eher ablehnend gegenüber. Dass "El Secreto de sus Ojos" solch massiven Zuspruch erfahren hat, liegt einfach daran, dass der Film zu den Leuten in ihrer eigenen Sprache spricht", versucht der Filmkritiker Marcelo Stiletano aus Buenos Aires das Geheimnis von "El Secreto de sus Ojos" zu erklären. "Der Film hat eine unverfälscht argentinische Prägung. Der Rahmen, die Ausdrucksweise, die Situationen, die Personen – in all dem erkennen die Zuschauer ihre eigene Geschichte und Gegenwart wieder."

Liebe über Klassengrenzen hinweg

Hauptdarsteller Guillermo Francella (Pablo Sandoval)Bild: DW/Victoria Eglau

"Das Geheimnis ihrer Augen" spielt zum grossen Teil im monumentalen Gerichtspalast von Buenos Aires. Dort wird Ermittler Benjamín Espósito Mitte der siebziger Jahre seiner neuen Chefin Irene Mendenz Hastings vorgestellt: einer attraktiven Juristin aus Argentiniens Oberschicht. Zwischen Espósito, verkörpert vom argentinischen Schauspielstar Ricardo Darín, und Irene, gespielt von Soledad Villamil, entwickelt sich eine unausgelebte, anrührende Liebe über Klassengrenzen hinweg. Nach der brutalen Ermordung einer jungen Frau verstricken sich Espósito, sein trunksüchtiger Freund und Kollege Sandoval und Irene in den Fängen einer politisch manipulierten Justiz. Nachdem sie den Mörder mit Beharrlichkeit und Raffinesse dingfest gemacht haben, müssen sie machtlos zusehen, wie dieser freigelassen und für eine regierungsnahe Killer-Truppe rekrutiert wird.

"Der Film schlägt eine Brücke zwischen der argentinischen Diktatur, die 1976 begann, und den Jahren davor", erläutert Filmkritiker Marcelo Stiletano. Von 1973 bis zum Militärputsch wurde die peronistische Regierung vom ultrarechten Lager dominiert, das über eine antikommunistische Terror-Organisation, die "Triple A", verfügte. Der Schrecken, den diese verbreitete, sei letztendlich ein Vorgeschmack auf den Staatsterrorismus der Militärdiktatur gewesen, so Stiletano.

Historische Erinnerung im Kino

Regisseur Juan José Campanella (r.) mit SchauspielernBild: DW/Victoria Eglau

Über die Verbrechen der "Argentinischen Antikommunistischen Allianz", die Hunderte von Oppositionellen ermordete oder ins Exil trieb, ist in Argentinien bislang weniger diskutiert worden als über die siebenjährige Militärdiktatur. Juan José Campanellas Film sei daher auch ein interessanter Beitrag zur historischen Erinnerung, meint Filmkritiker Stiletano. Für Hauptdarsteller Ricardo Darín ist dies einer der größten Verdienste von "El Secreto de sus Ojos". "In Argentinien haben wir ein Problem damit, uns zu erinnern. Dieser Film hilft uns dabei, bestimmte Dinge zu überdenken. Er versetzt uns zurück in einen Moment unserer Geschichte, in dem einige von uns sicher folgenreiche Entscheidungen getroffen haben. Er regt uns an, darüber nachzudenken, inwieweit wir damals verantwortlich und beteiligt waren: mit unserem Denken, unseren Worten und unserem Handeln."

Zuletzt hatte ein argentinischer Film den Oscar für die beste ausländische Produktion vor 25 Jahren erhalten. "La Historia Oficial - Die offizielle Geschichte" - setzte sich, nur zwei Jahre nach der Rückkehr zur Demokratie, mit dem Verbrechen des Kinderraubs unter der Diktatur auseinander. Die Kameraführung übernahm damals übrigens Felix Monti, der selbe Mann, der bei "El Secreto de sus Ojos" mitgearbeitet hat.

Autorin: Victoria Eglau
Redaktion: Mirjam Gehrke