1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Das Himmels- und Raumfahrtjahr 2017

Dirk Lorenzen
2. Januar 2017

Venus als brillanter Abend- und Morgenstern, eine partielle Mondfinsternis, dann eine totale Sonnenfinsternis in den USA - und das Ende der legendären Cassini-Mission erwarten uns im neuen Jahr.

Venus
Leuchtet 2017 als heller Stern: VenusBild: NASA

Das neue Jahr steht ganz im Zeichen Saturns - zunächst mit spektakulären Bildern der Ringe, die die Raumsonde Cassini zur Erde funken soll. Am 15. September 2017 werden die Planetenforscher dann mit viel Wehmut an den Himmel blicken. An diesem Tag wird Cassini gezielt in den Saturn gelenkt und um 12.07 Uhr (UT) in seinen Wolkenschichten verglühen.

Es wird das Ende einer überaus erfolgreichen Mission: Seit 2004 kreist Cassini als künstlicher Mond um Saturn. Nahezu täglich hat die Raumsonde Messdaten und einzigartige Bilder des Planeten, seiner Ringe und Monde zur Erde gefunkt. Die Raumsonde war 1997 gestartet und ist nach sieben Jahren Flugzeit am Saturn angekommen, dort seit 13 Jahren unterwegs - viel, viel länger als es ursprünglich mal geplant war.

Saturn wird seit 13 Jahren von der Sonde Cassini begleitet. Von ihr stammt auch diese Aufnahme. 2017 ist Schluss.Bild: Getty Images

Stolz und Wehmut begleiten den letzten "Dinosaurier" in den Hitzetod

Cassini ist die letzte "Dinosaurier"-Sonde - ein Projekt aus der Zeit, als die NASA milliardenschwere Missionen geplant hat, um unser Sonnensystem zu erkunden. Die beiden Voyager-Sonden oder auch die Galileo-Sonde, die jahrelang den Riesenplaneten Jupiter umkreist hat, gehören in diese Kategorie.

Erstaunlicherweise funktionieren noch fast alle Geräte an Bord Cassinis, obwohl die Sonde vor fast 20 Jahren zuletzt gewartet werden konnte. Vor dem Ende kommt die letzte große Show der Raumsonde: In den kommenden Monaten fliegt Cassini noch einmal besonders dicht an die Ringe Saturns heran, macht unerreicht scharfe Aufnahmen, fängt Gas-, Staub- und Eispartikel ein, die an Bord analysiert werden.

Wenn dann Mitte September plötzlich das Funksignal verstummt, werden sicher auch Tränen fließen - so wie beim Ende von Europas Kometensonde Ende September 2016. Aber die beteiligten Wissenschaftler, darunter auch eine Gruppe des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung aus Göttingen, die ein Teilchenmessgerät an Bord der Sonde betreut, werden dann stolz auf das Erreichte sein.

Absturz als himmlischer Umweltschutz

Die Sonde Cassini schickte dieses Foto eines Saturn-Mondes zur ErdeBild: NASA

So sehr die Forscher sich freuen würden, wenn man die Mission noch länger betreiben könnte - der Treibstoff an Bord ist fast verbraucht und somit sind kaum noch Bahnkorrekturen möglich. Die Raumfahrer wollen unbedingt sicherstellen, dass Cassini nicht unkontrolliert auf einen der Saturnmonde stürzt. Da gibt es zwei ganz besondere: den größten Mond Titan mit einer dichten Atmosphäre und den Eismond Enceladus, der einen gewaltigen Ozean unter seinem Eispanzer hat, wie Cassinis Messdaten zeigen.

Im Enceladus-Ozean gibt es vermutlich sogar einfaches Leben. Diesen Mond will das Cassini-Team sauberhalten. Man fürchtet, bei einem Absturz könnten irdische Mikroben eingeschleppt werden, die möglicherweise im Innern Cassinis noch existieren. Daher hat sich die NASA für das gezielte Ende entschieden: Die Zwei-Tonnen-Sonde wird im Saturn verglühen - sicher ist sicher. Dem Planeten ist das herzlich egal.

Kehren die USA in den Weltraum zurück?

Bringt SpaceX bald die ersten Touristen zur ISS?Bild: Reuters/NASA

Die Internationale Raumstation kreist auch 2017 weiter um die Erde. Da läuft das Routineprogramm mit jeweils sechs Menschen an Bord. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst wird erst 2018 wieder zur Raumstation fliegen. Aber gegen Ende 2017 will SpaceX, das Privatunternehmen, das im Auftrag der NASA die Versorgung der ISS übernimmt, sein neues Raumschiff zur ISS schicken. Bisher bringt die Dragon-Kapsel nur Material ins All.

Geht beim Test alles glatt, könnten ab 2018 auch Menschen mit der Dragon zur ISS fliegen. Erstmals seit dem Ende der Shuttle-Flotte 2011 wären die USA wieder in der Lage, Astronauten - und auch deutsche Raumfahrer - direkt von Cape Canaveral in Florida zur Raumstation zu schicken. Derzeit gibt es nur Flüge vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur.

Jungfernflug der Mars-Rakete

SpaceX will 2017 eine weitere Hürde nehmen: Mitte des Jahres soll erstmals die Falcon Heavy starten, eine besonders leistungsstarke Rakete. Die wird dringend für die hoch fliegenden Pläne des Unternehmens für Reisen zum Mars etc. gebraucht. In letzter Zeit hatte SpaceX einige Rückschläge zu verkraften - 2017 könnte ein entscheidendes Jahr für die kommerzielle Raumfahrt in den USA sein. Zudem alle Experten gespannt abwarten, welche Raumfahrt-Politik die neue Regierung verfolgen wird. Präsident Barack Obama hatte bei seinem Amtsantritt 2009 die NASA zu einer scharfen Kurskorrektur gezwungen.

Venus, Jupiter, Saturn - aber kaum Mars

Im Jahr 2017 werden Venus, Jupiter und Saturn besonders prominent

2017 ist ein gutes Venusjahr. Unser innerer Nachbarplanet zeigt sich im Januar und Februar als strahlender Abendstern. Ab April leuchtet die Venus dann als Morgenstern - für ein gutes halbes Jahr. Mars, der 2016 ein auffallendes Objekt am Himmel gewesen ist, macht etwas Pause. Dafür strahlt Jupiter auffällig - er ist bereits jetzt in den Stunden nach Mitternacht zu sehen. Von März bis Mai zeigt er sich die ganze Nacht über.

Saturn steht für Mitteleuropa sehr tief am Himmel - Beobachter auf der Südhalbkugel sehen ihn hoch am Firmament. Saturn erreicht seine beste Stellung des Jahres Mitte Juni - auf der Nordhalbkugel ziert er also die kurzen, lauen Sommernächte von Mai bis August. Beim Anblick Saturns immer an die Raumsonde Cassini denken, die ihn im Nord-Sommer noch umkreist.

Sternschnuppen bei wenig Mondlicht

2017 wird ein gutes SternschnuppenjahrBild: picture-alliance/dpa/O. Berg

Anders als 2016, als der Mond mit seinem grellen Licht viele Meteore überstrahlt, wird 2017 ein gutes Sternschnuppenjahr. Vom 10. bis 14. August huschen die Perseiden über den Himmel, vom 16. bis 19. November die Leoniden und vom 11. bis 14. Dezember die Geminiden. Bei den Perseiden stört der Mond ein wenig und überstrahlt mit seinem Licht einige Sternschnuppen - aber Leoniden und Geminiden finden fast bei Neumond statt. 2017 haben Meteorfans also viele Wünsche frei.

Die "Große Amerikanische Finsternis"

Astronomischer Höhepunkt des Jahres ist die totale Sonnenfinsternis am 21. August in den USA. In einem schmalen Streifen von Oregon quer über den Kontinent bis Georgia wird für maximal 2 Minuten und 40 Sekunden der Tag zur Nacht. Partiell ist diese Finsternis in ganz Nord- und Mittelamerika zu sehen. Bereits am 26. Februar kommt es zu einer ringförmigen Finsternis in Südamerika und Teilen Afrikas. Da steht der Mond zwar auch direkt vor der Sonne, aber er ist zu klein, um die Sonnenscheibe komplett abzudecken. Daher bleibt ein heller Sonnenring zu sehen.

Nur eine enttäuschende Mondfinsternis

Einen so schönen Blutmond wie hier 2015 wird es im nächsten Jahr nicht gebenBild: Getty Images/AFP/P. Stollarz

2016 gab es keine schöne Mondfinsternis, und auch 2017 geizt der Mond: Es gibt eine partielle Mondfinsternis am 7. August. Um 18.21 Uhr (UT) befindet sich etwa ein Viertel der Mondscheibe im Kernschatten der Erde. Dieses Schauspiel ist besonders gut von Australien und großen Teilen Asiens, Afrikas und Europas aus zu beobachten.

Wenn das Spektakel am 7. August vorbei ist, kann man sich auf 2018 freuen. Das wird ein gutes Finsternisjahr mit gleich zwei totalen Mondfinsternissen. 2018 wird auch in der Raumfahrt mit vielen Projekten sehr aufregend, etwa mit dem Start des Nachfolgers des Hubble-Weltraumteleskops. Aber zunächst einmal geht es 2017 etwas ruhiger am Himmel zu - trotzdem ist in jeder klaren Nacht am Firmament viel zu entdecken!

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen