Das Vorzeigeprojekt der deutschen Kultur sollte im November in Berlins Mitte öffnen. Doch es gibt technische Probleme. Zwangsläufig drängt sich der Gedanke an eine andere Großbaustelle in der Hauptstadt auf.
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Das Humboldt Forum im wiedererrichteten Berliner Stadtschloss wird nicht wie vorgesehen in diesem Jahr eröffnet. Es gibt unter anderem Probleme beim Brandschutz sowie bei der Heizung und der Kühlung, wie die Stiftung Humboldt Forum und das zuständige Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung mitteilten. Das Fazit ist: "Das Eröffnungsszenario mit einer Teilöffnung ist nicht zu halten", sagte die Präsidentin des Bundesamtes, Petra Wesseler. Ende Mai seien Probleme bei der Kälteanlage festgestellt worden, erläuterte sie. Leitungen seien zu niedrig aufgehängt worden und versperrten einen Fluchtweg. Eine zusätzliche Tür müsse für den Brandfall eingebaut werden.
Ein "neues Gesamtterminkonzept" werde dem Stiftungsrat am 26. Juni vorgelegt, erklärten Wesseler und der Bauvorstand der Stiftung, Hans-Dieter Hegener, nach einem Baustellen-Rundgang weiter. Die Baukosten von 600 Millionen Euro blieben im Rahmen, versicherten sie.
Das Humboldt-Forum – Visitenkarte der Nation?
05:16
Das Kunst- und Kulturzentrum sollte nach bisherigen Planungen noch im Jahr des 250. Geburtstages des Universalgelehrten und Namensgebers Alexander von Humboldt (1769-1859) eröffnet werden. Zum Auftakt im November war eine Sonderausstellung über Elfenbein und seine Rolle im Kolonialismus geplant. Die Räume des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst in den oberen Etagen des Humboldt Forums sollten später zugänglich werden.
Nun "Eröffnung aus einem Guss" geplant
Forum-Generalintendant Hartmut Dorgerloh nahm die Termin-Verschiebung mit Bedauern zur Kenntnis. "Sicherheit und Qualität gehen aber vor Tempo", sagte er. Man strebe jetzt eine Eröffnung aus einem Guss mit Dauerausstellung und Sonderschauen an.
Der Wiederaufbau des Berliner Schlosses basiert auf einem Entwurf des Architekten Franco Stella. Danach werden nur drei der vier Außenfassaden samt Kuppel sowie die drei barocken Fassaden des sogenannten Schlüterhofes rekonstruiert. Die Innenräume werden nicht im historisch überlieferten Zustand errichtet.
Die Geschichte des Berliner Stadtschlosses
Wo einst die preußischen Könige residierten, entsteht ein neues Kulturzentrum im Herzen Berlins: das Humboldt Forum. Wegen technischer Probleme wird es wohl erst 2020 eröffnen - zu spät für das Humboldt-Jahr.
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Berliner Stadtschloss um 1900
Der Grundstein wurde bereits 1443 gelegt, seine endgültige Gestalt erhielt die Residenz ab 1701. Baumeister Andreas Schlüter gestaltete die Schlossfassaden nach italienischem Vorbild. Das Berliner Stadtschloss galt als größtes Barockbauwerk nördlich der Alpen, es hatte 1210 Räume.
Bild: ullstein bild
Schäden nach dem Krieg
Während des Zweiten Weltkriegs brannte das Schloss bei einem schweren Luftangriff aus. Das Feuer hatte nahezu alle Prunkräume im Nord- und Südflügel vernichtet. Andere Gebäudeteile blieben erhalten, so auch die Außenmauern mitsamt dem plastischen Schmuck, die tragenden Wände und auch Haupttreppenhäuser.
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Erst vernächlässigt, dann gesprengt
In den Nachkriegsjahren fanden in den intakten Gebäudeteilen, etwa im Weißen Saal, noch Ausstellungen statt. Aber 1950 beschloss die DDR-Führung das Schloss zu sprengen, trotz zahlreicher Proteste. Es sei "kein deutsches Kulturerbe". Stattdessen wurde der Marx-Engels-Platz angelegt, ein Ort für Massenkundgebungen.
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Sozialistisches Zwischenspiel
In den 1970-er Jahren ließ SED-Chef Erich Honecker den Palast der Republik errichten. In dem Mehrzweckbau tagte die Volkskammer, traten Rockmusiker wie Udo Lindenberg auf, hier gab es zahlreiche Restaurants und Bars. Nach dem Fall der Mauer wurde das Gebäude 1990 wegen Asbestbelastung geschlossen und später abgerissen.
Bild: picture alliance/ZB
Täuschend echt
Gleich nach der Wende begann die leidenschaftliche Diskussion um den Wiederaufbau des Stadtschlosses. 1993 organisierte ein Kreis der Befürworter eine medienwirksame Aktion: für 100 Tage wurde mit einer Folien-Fassade das Schloss in Originalgröße simuliert. 2002 votierte der Deutsche Bundestag für den Neubau des Schlosses.
Bild: picture-alliance/ZB/B. Settnik
Wiederaufbau in Originalgröße
2008 gewann der Italiener Franco Stella den Architekturwettbewerb. Sein Entwurf verknüpft das barocke Äußere mit einem neuen Innenleben. Unter dem Namen Humboldt Forum soll im wiederaufgebauten Schloss ein internationales Kunst- und Kulturzentrum entstehen.
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Die Baustelle im Blick
Die Humboldt-Box ist zu einem temporären Wahrzeichen Berlins geworden: Seit 2011 informiert sie über Geschichte und Zukunft der Berliner Schlosses. Schon in den ersten 50 Tagen wurden 100.000 Besucher gezählt. Von der Panoramaterrasse eröffnet sich ein weitläufiger Blick auf die Schlossbaustelle.
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Jetzt gehts los!
Am 12. Juni 2013 legt Bundespräsident Joachim Gauck den Grundstein. Auf diesem eingraviert sind zwei Zahlen: 1443 und 2013. Sie markieren das Datum für die Grundsteinlegung des historischen Schlosses und das Datum des Wiederaufbaus. Richtfest wurde im Juni 2015 gefeiert.
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Alter Schmuck für neue Mauern
Während die Grundmauern errichtet werden, entstehen in der Schlossbauhütte die barocken Fassadenteile. Bildhauer fertigen etwa 3000 Einzelzeile originalgetreu, nach historischen Vorlagen an. Die Schloss-Fassade wird etwa 80 Millionen Euro kosten, finanziert nur durch Spenden. Insgesamt soll das neue Schloss rund 590 Millionen Euro kosten, den Großteil zahlt der Bund.
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Ausblick
Auch über den geplanten Eröffnungstermin hinaus wird gebaut. 2019 sollte das Humboldt Forum eröffnet werden - nun wird es 2020. Dann können die Berliner Museen ihre Schätze außereuropäischer Kulturen zeigen, die Humboldt-Universität wird zu internationalen Konferenzen einladen und der Schlosshof als Kulisse für Musik- und Theateraufführungen dienen.
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Hauptnutzer des Humboldt Forums ist die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, auch das Land Berlin und die Humboldt Universität bekommen Flächen. In dem Gebäude sollen mehr als 20.000 Objekte aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien zu sehen sein.
Und wann geht der BER an den Start?
Die Verzögerungen bei der Fertigstellung erinnern an ein anderes prestigeträchtiges Großprojekt: die Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg (BER) in Schönefeld. Eigentlich sollte der Airport 2011 in Betrieb gehen. Baumängel, Planungsfehler und Probleme mit der Technik sorgten immer wieder für eine Verschiebung des Termins. Die geplanten Kosten explodierten von etwa zwei auf 6,5 Milliarden Euro. Die Eröffnung wird derzeit für Oktober 2020 angepeilt.