"Das ist kein Fußball, das ist Krieg"
2. Februar 2012 Bei Ausschreitungen in einem Fußballstadion der nordägyptischen Hafenstadt Port Said sind mehr als 70 Menschen getötet worden. Mehrere hundert Menschen wurden nach Regierungsangaben verletzt. Auf TV-Bildern war zu sehen, wie Fans der Heimmannschaft Al-Masri den Rasen stürmten und Spieler der Gastmannschaft Al-Ahli aus Kairo jagen, treten und schlagen. Stadionbesucher gerieten in Panik, wurden totgetrampelt oder stürzten von den Rängen.
Die Unruhen waren gegen Ende der Partie zwischen Al-Ahli und Al-Masri ausgebrochen, als Fans von Al-Ahli Anhänger des Gastgebers beschimpften. Nachdem ein Fan mit einer Eisenstange bewaffnet auf den Rasen lief, stürmte die Menge den Platz. "Das hat mit Fußball nichts zu tun. Das ist Krieg und die Menschen sterben vor unseren Füßen", sagte ein Spieler von Al-Ahli, einem der erfolgreichsten Teams in dem nordafrikanischen Land. Die Armee setzte Hubschrauber ein, um Spieler und Fans in Sicherheit zu bringen. Eine kleine Gruppe von Bereitschaftspolizisten versuchte erfolglos, Spieler zu schützen.
Mehr Gewalt in Stadien seit den Revolten
Auch in der Hauptstadt Kairo kam es zu Ausschreitungen bei einem Fußballspiel. Kurz nachdem der Schiedsrichter von den Tumulten in der Küstenstadt erfahren hatte, brach er die Partie ab, woraufhin Fans Teile des Stadions anzündeten. Der ägyptische Fußballverband verschob laut einem Bericht des Staatsfernsehens alle weiteren angesetzten Partien auf unbestimmte Zeit. Fifa-Präsident Sepp Blatter sprach von einem schwarzen Tag für den Fußball: "Solch eine katastrophale Situation ist unvorstellbar und hätte nicht eintreten dürfen."
Seit Ausbruch der Revolten in arabischen Ländern vor mehr als einem Jahr hat die Gewalt in Fußballstadien in der Region deutlich zugenommen. Der regionale Parlamentsabgeordnete Albadri Farghali machte Anhänger des durch den Volksaufstand abgesetzten Präsidenten Husni Mubarak für die Gewalt verantwortlich. Die Sicherheitskräfte hätten die Zusammenstöße zu verantworten oder sie mindestens geduldet. "Der Kopf des Regimes ist gefallen, aber seine Männer sind noch in ihren Positionen."
Das Kairoer Parlament will an diesem Donnerstag zu einer Krisensitzung zusammenkommen.
sti/SC