Ein Hund des US-Militärs war bei der Tötung von IS-Chef Al-Bagdadi dabei - und wird hoch gelobt. Wie wichtig Tiere für das Militär sind, erklärt Mieke Roscher, die sich mit Tier-Mensch-Beziehungen beschäftigt.
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Deutsche Welle: Wie wichtig sind Hunde wie Conan, der bei dem Einsatz zur Tötung von US-Chef Al-Bagdadi dabei war, für das Militär?
Mieke Roscher: Das kann man auf zwei verschiedenen Ebenen beantworten. Materiell: Braucht es Hunde, um bestimmte Tätigkeiten durchzuführen? Und da können wir durch die ganze Geschichte hindurch sehen, dass das der Fall war. In beiden Weltkriegen wurden Hunde massiv eingesetzt. Allein die deutsche Wehrmacht hatte insgesamt um die 200.000 Hunde im Einsatz, um bestimmte Funktionen durchzuführen wie Spurensuche oder Sanitätsdienste.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat es dann tatsächlich auch systematischere Formen angenommen. Sie kennen ja sicherlich die K9-Staffeln. K9 ist das internationale Zeichen für die Militärhunde. Und die haben in allen Ländern eine durchaus vergleichbare Ausbildung erhalten. Was ich sehr interessant finde, ist, dass wir eigentlich im Zeitalter der totalen Technisierung sind, und dennoch Tiere, vor allem Hunde, immer noch in Kriegen eingesetzt werden. Vielleicht sogar noch mehr als zuvor.
Was ist denn heute die Aufgabe der Hunde beim Militär? Was kann die Technik nicht – oder der Mensch?Das war ja auch bei dem Einsatz [zur Tötung von IS-Chef Al-Bagdadi, Anm. d. Red.] so, dass sie abgerichtet sind auf bestimmte Gerüche. Das kann Technik einfach nicht ersetzen. Da braucht es die Hunde.
Bei der Minensuche sind Hunde verzichtbar. Da werden zum Teil Ratten eingesetzt.
Das hat ganz viel mit Wertigkeiten zu tun, also : wie schätzen wir bestimmte Tiere und ihren Lebenswert ein? Die Suche nach bestimmten Minen ist natürlich ein gefährlicher Job. Da kann es auch passieren, dass Minen ausgelöst werden. Gerade zum Ende des Krieges wurden die Hunde absichtlich mit bestimmtem Gewicht ausgestattet, so dass sie, wenn sie auf die Minen traten, die auch auslösten. Heute wird darauf geachtet, dass sie sich vor allem auf die Suche spezialisieren und sich dann melden. Aber natürlich gibt es auch Unfälle. Und das Leben eines Hundes wird durchaus höher eingeschätzt als das einer Ratte.Was sind denn neben Hunden und Ratten sonst noch Tiere, die für Militär oder andere Sicherheitsbehörden eingesetzt werden?
Da ist der Fantasie keine Grenze gesetzt. Es ist so, dass alle Transporttiere in Kriegen eingesetzt wurden oder eingesetzt werden, also Pferde, Kamele - Elefanten nicht mehr. Aber die größte Aufmerksamkeit liegt auf den ganzen kleinen Lebewesen, also Bakterien, Bienen und Insekten allgemein.
Was sollen die machen?
Sie sind einerseits Teil von biologischer Kampfführung, indem sie selbst bestimmte Erreger transportieren - oder im Gegensatz dazu, diese entdecken.
Woran wird denn heute geforscht? Was könnte zukünftig der Einsatz für Tiere sein?
Gut zu beobachten ist, dass in der militärischen Forschung nicht mehr so sehr mit oder an Tieren gearbeitet wird, sondern dass versucht wird, bestimmte tierische Merkmale zu kopieren, beispielsweise Abwehrmechanismen. Tiere werden als Vorlage genommen, um sie militärisch einzusetzen. Es ist ja auch kein Zufall, dass fast alle Waffensysteme nach Tieren benannt werden. Denken Sie nur an die ganzen Panzer – Leopard und wie sie alle heißen. Es wird heute also eher geschaut, welche Eigenschaften bestimmte Tiere haben, um diese militärisch zu nutzen.
Was sagen Sie zu Donald Trumps Lob über den Hund Conan?
Wenn Sie sich diese Ansprache Donalds Trumps anhören, dann redet er über den Hund als Helden, bezeichnet aber gleichzeitig ja auch Al-Bagdadi als Hund. Das ist sehr interessant: ein Hund kann sowohl Held sein kann als auch der Feigling schlechthin – in einer Ansprache. Das nimmt durchaus eine Art von sozialer Hierarchisierung an, dass also der Hund über dem Menschen steht, über Al-Bagdadi, der ja ein feiger Hund ist. Der Hund der Amerikaner ist dagegen ein mutiger, ein heldenhafter Hund.
Mieke Roscher ist Professorin für Sozial- und Kulturgeschichte unter besonderer Berücksichtigung des Tier-Mensch-Verhältnisses am Fachbereich Gesellschaftswissenschaft der Universität Kassel.
Das Interview führte Marco Müller.
Tiere im Spezialeinsatz
US-Präsident Trump möchte den US-Militärhund Conan bald empfangen. Dieser war bei dem Einsatz zur Tötung von IS-Chef Al-Bagdadi dabei. Conan ist nicht das einzige Tier im Spezialeinsatz. Wahnsinn, was Tiere leisten.
Bild: picture-alliance-dpa/K. van Weel
Macht der Hund Karriere?
US-Präsident Trump bezeichnete Conan als "amerikanischen Helden" und postete auf Twitter eine Fotomontage, auf der er dem Hund eine Medaille umhängt. Auch hat er ihn zu sich ins Weiße Haus eingeladen. Im Internet gibt es darüber viel Spott. Die Satire-Seite "Der Postillon" vermeldete, dass Conan neuer US-Verteidigungsminister werde.
Bild: Twitter/@realDonaldTrump/@realDailyWire
Vom General geadelt
Der belgische Schäferhund ist seit vier Jahren bei der US-Armee und hat bereits an rund 50 Einsätzen teilgenommen. General McKenzie (l.) ist voll des Lobes: "Diese Tiere schützen US-Truppen, retten die Leben von Zivilisten, trennen Kämpfer und Nicht-Kämpfer und immobilisieren Individuen, die sich feindlich verhalten".
Bild: picture-alliance/AP Photo/A. Harnik
Nicht reich - aber erfolgreich
Tiere im Spezialeinsatz gibt es eine ganze Reihe. Häufig sind es Hunde. Die sind bei Polizei und Zoll im Einsatz - so wie Rambo. Er kann mit seiner feinen Nase Geld aufspüren. Ansonsten werden Hunde häufig zum Aufspüren von Drogen oder Sprengstoff eingesetzt - und neuerdings auch von Datenträgern. Aber nicht nur Hunde stehen im Dienst von Sicherheitsbehörden.
Bild: picture-alliance/dpa/W. Rothermel
Adler gegen Drohne
Die niederländische Polizei setzt beispielsweise Adler im Kampf gegen feindliche Drohnen ein. Sollte eine Drohne einem Atomkraftwerk oder ähnlich sensiblen Orten zu nahe kommen, kann der Adler sie einfach vom Himmel holen. Von klein an werden die Adler darin trainiert, die Drohne als Beute zu sehen. Dazu wird Fleisch an Drohnen befestigt. Aber es gibt noch mehr heldenhafte Vögel: Kanarienvögel.
Bild: picture-alliance-dpa/K. van Weel
So sehen Helden aus - tragische
Was könnten Kanarienvögel im Dienste der Armee leisten: Terroristen zur Strecke bringen? Sprengstoff erschnüffeln? Kampfflugzeuge vom Himmel holen? Wenig überraschend lautet die Antwort auf all diese Fragen: nein. Also was dann? Sie können von der Stange fallen. Kanarienvögel sollen unter anderem an der Grenze von Nord- und Südkorea zum Einsatz gekommen sein, um Giftgas anzuzeigen.
Bild: picture-alliance / OKAPIA KG
Kein toller Job
Südkorea hatte Angst vor einem Gasangriff aus dem Norden. Und so stellte man Käfige mit Kanarienvögeln auf. Fielen die von der Stange, hieß es Gasmaske auf. Denn die Kanarienvögel reagieren schneller auf das Gas als Menschen. Leider waren sie dann auch tot. Also eine eher undankbare Aufgabe. Damit sind die Kanarienvögel nicht allein.
Bild: picture-alliance/ dpa
Erstes Lebewesen im All
Die russische Hündin Laika war das erste Lebewesen, das ins Weltall geschossen wurde. Das geschah am 3. November 1957 und sollte zeigen, dass die Sowjetunion den USA in der Raumfahrt überlegen waren. Der Hündin war das egal. Sie bezahlte mit dem Leben. Vermutlich starb sie an Stress und Überhitzung. Aber Tiere wurden schon viel früher mit Spezialaufträgen versehen.
Bild: picture-alliance/Photoshot
Frühe Satelliten?
Tauben werden schon seit langer Zeit dazu eingesetzt um Zettel mit Nachrichten zu überbringen. Im Ersten Weltkrieg kam noch eine weitere Aufgabe hinzu. Da machten Tauben Luftbilder von feindlichen Stellungen. Leider konnten die Fotoapparate nur ein bis zwei, später angeblich bis zu zwölf Fotos machen.
Minenspürratten
Hunde dürften den Ratten nicht böse sein, dass sie ihnen, zumindest teilweise, einen Job wegnehmen - den des Minenaufspürens. Ratten haben eine feine Nase und können es daher auch. Und sie haben einen Vorteil: Sie sind deutlich leichter als Hunde. Während Hunde beim Minensuchen schon mal eine tödliche Explosion auslösen, kann das bei den leichten Ratten kaum passieren. Und bei Wasserminen?
Bild: Imago/Anka Agency International
Kuckuck
Auch zum Aufspüren von Wasserminen gibt es das passende Tier: den Delfin. Dieser hier hört auf den Namen K-Dog und zeigt bei seinem Luftsprung die Kamera an seiner Flosse. Sein Arbeitgeber ist die US-Marine. Vor allem im Kalten Krieg setzten die USA und die Sowjetunion auf die Hilfe der Delfine. Russland soll seine Delfine ausgemustert haben, die USA nicht.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Aho
Willkommen an Bord
Die USA setzen neben Delfinen auch Seehunde zum Aufspüren von Minen ein, wie hier bei einer Minen-Übung bei Bahrain. Außer Minen können Delfine auch Taucher aufspüren und Schiffe und Häfen schützen. Gerüchten zufolge sollen Delfine auch für Angriffe eingesetzt werden können, beispielsweise um Minen an feindlichen Schiffen anzubringen.
Bild: U.S. Navy/Kathleen Gorby
Officer Pferd
Zum Schluss wollen wir einem altgedienten Helfer von Militär und Polizei noch die Ehre erweisen: dem Pferd. Es wird seit Urzeiten für militärische oder polizeiliche Zwecke eingesetzt. Im Mittelalter trug es Ritter, heute Polizisten - wie hier zur Absicherung eines Fußballspiels in London. Es arbeitet eben - wie ein Pferd.