Die Mauer muss her, fordert Donald Trump und plädiert für eine Abschottungspolitik vom Nachbarn. Dass das Verhältnis zwischen den USA und Mexiko schon lange kompliziert ist, zeigt ein Blick zurück in die Kinogeschichte.
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Borderland: Die amerikanisch-mexikanische Grenze im Kino
Seit Donald Trump steht sie wieder im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit, die Grenze zwischen den USA und Mexiko. Das Kino hat sich schon lange mit der Region befasst - meist dramatisch und spektakulär.
Bild: picture-alliance/United Archives/TBM
Ein amerikanischer Mythos
Im 19. Jahrhundert führten die USA und Mexiko noch Krieg. Dass der heutige an der Grenze zu Mexiko gelegene US-Bundesstaat Texas einmal zu Mexiko gehörte, ist nur noch wenig bekannt. Hollywood griff die Scharmützel zwischen amerikanischen Siedlern und der mexikanischen Armee des öfteren auf. Besonders spektakulär im Monumentalwestern "Alamo" (1960) mit John Wayne und Richard Widmark.
Bild: picture-alliance/United Archives/TBM
Die Dietrich an der Grenze
Zwei Jahre zuvor hatte Marlene Dietrich einen eindrucksvollen Gastauftritt in dem düsteren Grenz-Thriller "Im Zeichen des Bösen". Regisseur Orson Welles, der auch eine der Hauptrollen in dem Film übernommen hatte, machte die Grenzregion zwischen Mexiko und den USA zum Schauplatz von Korruption, Drogenhandel und Verbrechen.
Bild: picture-alliance/United Archives/IFTN
Klassischer Schauplatz im Western
Als John Wayne in "Alamo" auftrat, war die große Zeit des Westerns fast schon vorbei. Vor allem in den 1950er Jahren boomte das Genre. Viele Western spielten an der Nahtstelle zwischen den US-Staaten Texas, New Mexiko und Arizona auf der einen und Mexiko auf der anderen Seite. Zum Symbol wurde der Grenzfluss Rio Grande - so hieß auch der berühmte Western von John Ford aus dem Jahre 1950.
Bild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library
Die Grenze im Fokus des Spätwestern
Doch die Grenze zwischen den beiden Ländern sollte auch in zahlreichen Spätwestern ihre Bedeutung behalten. Besonders eindrucksvoll wurde die Region in Sam Peckinpahs "Wild Bunch - Sie kannten kein Gesetz" 1969 in Szene gesetzt. Ein blutgetränktes Wild-West-Epos, das von Gesetzlosigkeit in einem vergessenen Landstrich erzählt.
Bild: Imago/Entertainment Pictures
Moderne Varianten
Der amerikanische Regisseur Robert Anthony Rodriguez hat geradezu ein Faible für die Grenzregion. Das hat wohl auch damit zu tun, weil Rodriguez mexikanische Wurzeln hat. Viele seiner Filme spielen mit den beiden verschiedenen Kulturen und an den Orten, wo diese aufeinanderprallen. 1996 setzte er Quentin Tarantino und George Clooney in "From Dusk Till Dawn" ein.
Bild: picture-alliance/United Archives
Kein Land zum Altwerden
"No Country for Old Men" hieß der 2007 gedrehte Film der Brüder Joel und Ethan Coen, der im Folgejahr mit vier Oscars ausgezeichnet wurde. Und tatsächlich: Die Handlung des Films - es geht um Drogen und Mafia, Mord und Betrug - spielt in einem Landstrich, der wirklich nicht als Land zum "Altwerden" dargestellt wird - die amerikanisch-mexikanische Grenzregion.
Bild: picture-alliance/dpa/Paramount Pictures
Die Grenzregion ist auch bei Serienmachern beliebt
Albuquerque in New Mexico ist der Hauptschauplatz der immens populären Serie "Breaking Bad", die zwischen 2008 und 2013 entstand. Wieder geht es um "das" Thema so vieler Filme, die in der Region spielen: Drogen. Die Grenze liegt nur wenige Kilometer entfernt von Albuquerque.
Bild: Frank Ockenfels 3/Sony Pitures
Trade - Willkommen in Amerika
Wenn ein Film "Trade - Willkommen in Amerika" heißt, dann ist es entweder eine Komödie oder ein Drama. Der bayrische Regisseur Marco Kreuzpaintner entschied sich 2007 für das Drama und erzählte die Geschichte von mexikanischen Kindern, die über die Grenze in die USA geschleust werden, um dort als Sexsklaven missbraucht zu werden. Hollywood-Star Kevin Kline übernahm die Hauptrolle.
Bild: picture-alliance/kpa
Im Visier der Cops: Sicario
Die Auswirkungen eines jahrelang anhaltenden Drogenkrieges beherrschen den Grenzstreifen zwischen dem US-Bundesstaat Arizona und Mexiko im Film "Sicario". Regisseur Denis Villeneuve aus Kanada inszenierte 2015 den rasanten Drogentriller mit Benicio del Toro in einer der Hauptrollen. Schauplatz ist die Region an der mexikanischen Grenze zum US-Staat Arizona.
Bild: picture-alliance/AP Photo/Lionsgate/Richard Foreman Jr.
Immer wieder Rauschgift
Es scheint so, als ob die Grenzregion und das Thema Drogen einen geradezu magischen Reiz auf viele große Regisseure ausüben würde. Auch der britische Hollywood-Regisseur Ridley Scott versuchte sich 2013 an einem Thriller in der Grenzregion. Der Film "The Counselor" wurde unter anderem in El Paso/Texas gedreht, aber auch in Spanien.
Bild: picture-alliance/dpa
Politik und Verbrechen
Regisseur Steven Soderbergh war es, der vor 17 Jahren diese Renaissance des Drogenthrillers mit einläutete: In "Traffic - Macht des Kartells" schilderte er die komplexen Beziehungen zwischen Polizei und Drogen-Banden, Politikern und Behörden - die beidseits der Grenze eng miteinander verflochten sind.
Bild: picture-alliance/United Archives
Grenz-Krimis
Neben dem Western und dem Drogenthriller sind es vor allem Krimis, die mit dem Gegensatz USA-Mexiko spielen und ihn vielfach variieren. Ein Klassiker des Genres ist der 1973 gedrehte Robert-Altman-Film "The Long Goodbye" ("Der Tod kennt keine Wiederkehr") nach einer Romanvorlage von Raymond Chandler. Drehorte waren neben Kalifornien auch Tepoztlán und Chiconcuac in Mexico.
Bild: picture-alliance/United Archives/Impress
Die Grenze in Zeiten der Globalisierung
Der mexikanische Starregisseur Alejandro González Iñárritu drehte 2006 seinen verschachtelt erzählten Episodenfilm "Babel". Darin geht es um das Aufeinandertreffen verschiedener Menschen aus verschiedenen Regionen der Welt, deren Schicksale sich kreuzen. "Babel" ist so auch eine filmische Parabel über die Frage, was die Grenze in Zeiten der Globalisierung für die Menschen noch bedeutet.
Bild: picture alliance/kpa
Grenz-Komödien
An der Grenze gibt es offenbar selten etwas zu lachen. Die meisten Filme, die sich mit dem Verhältnis Mexikos und der USA beschäftigen, sind eher ernsthafter Natur. 2004 drehte James L. Brooks die Komödie "Spanglish", in der es zu einer "klassischen" Begegnung kommt: zwischen dem reichen Amerikaner (Adam Sandler) und der mexikanischen Haushaltshilfe (Paz Vega).
Bild: picture-alliance/United Archives
Flüchtlingsdramen
In den letzten Jahren kommen verstärkt Filme ins Kino, die sich den Themen "Flucht" und "Armut" in der Region widmen. So feierte im vergangenen Jahr der deutsch-französisch-mexikanische Film "Soy Nero" bei der Berlinale Premiere. Der iranischstämmige Regisseur Rafi Pitts erzählt dort die Geschichte eines jungen Mexikaners, der die Grenze zur USA überwindet, um dort ein besseres Leben zu finden.
Bild: picture-alliance/dpa/Neue Visionen
Ein moderner Klassiker
Der vielleicht eindrucksvollste Film, der die Flucht von Süd nach Nord in der Region thematisiert, entstand 2009. Regisseur Cary Fukunaga schilderte in "Sin Nombre" das Schicksal mehrerer junger Menschen aus Mexiko, die in die USA streben. Manche wollen den Verbrecher-Gangs aus ihrer Heimat entkommen, andere malen sich in den USA eine rosige Zukunft aus. Ein grandioser Film über Grenzgänger.
Bild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library
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Sie heißen "Der Grenzwolf" und "Tödliche Grenze", "Borderland" und "Borderline Murder", "Heiße Grenze" und "Borderland Blues", Filme, die in der Region zwischen dem großen, reichen Amerika und dem armen Nachbarn im Süden spielen. Vor allem der nordamerikanische Film hat sich schon lange mit der Region beschäftigt - kein Wunder, Hollywood liegt ja nicht allzu weit entfernt.
Der Drogenkrieg im Zentrum
Die Titel deuten schon an, um was es in den meisten Filmen geht: Um Verbrechen und Drogen, um korrupte Politiker und Kriminelle jeglicher Couleur. In jüngster Zeit handeln die Filme aber auch vermehrt von Armuts-Flüchtlingen, von Mexikanern, die in den USA Arbeit suchen, von jungen Menschen, die vor der Kriminalität im Süden flüchten. Es waren früher vor allem Western und Kriminalfilme, heute sind es zumeist Drogenthriller und Sozialdramen.
Dass das "Arsenal"-Kino in Berlin - eine der renommiertesten Institutionen, die sich mit historischen und aktuellen Strömungen des internationalen Kinos beschäftigen - ausgerechnet jetzt eine Filmreihe präsentiert, die auch die Grenze zwischen den USA und Mexiko in den Fokus nimmt, ist sicher kein Zufall.
Es liegt aber nicht nur an Donald Trump. Auch daran, dass die Kinonation Mexiko in jüngster Zeit boomt - vor allem mit anspruchsvollen Filmen abseits des Mainstreamkinos à laHollywood.
Nicht nur Iñárritu sorgt für Renomee
Mexikos vielfach Oscar-prämierter Starregisseur Alejandro González Iñárritu ist das Aushängeschild des neuen mexikanischen Kinos, auch wenn Iñárritu inzwischen weltweit arbeitet. Doch in Mexiko gibt es noch eine Vielzahl anderer Regisseure, die das Land zu einer der interessantesten Kinonationen der Erde gemacht haben. Natürlich schauen diese Filmemacher auch häufig in eine Region, die Trump mit seinem Vorhaben, eine Grenzmauer zu bauen, in den Fokus der Weltöffentlichkeit gezerrt hat.
"Ein zwielichtiger Zwischenbereich, der Grenzgänger aller Art beheimatet"
"Durchlässige Grenzen - Neue Wege im mexikanischen Film" heißt die Filmschau im Berliner "Arsenal", die am 2. Juni beginnt und in den kommenden Wochen insgesamt 15 Filme von Regisseurinnen und Regisseuren zeigt: "Ihre sehr diversen Filme haben (…) eine entscheidende Gemeinsamkeit: Sie verweisen auf durchlässige Grenzen verschiedener Art", heißt es von Seiten der Kuratoren in Berlin. "Nicht nur stellt die Vielfalt der Geschichten die Unterscheidung in Zentrum und Peripherie infrage, da das Geschehen in Tijuana im Norden, Chiapas im Süden oder Merida im Westen ebenso viel über das Land aussagt wie die Erzählungen, die in der Riesenmetropole von Mexiko-Stadt entstehen."
Gerade das "hochpolitisierte Grenzgebiet zu den USA" werde „in einigen Filmen ins Blickfeld" gerückt, so die Veranstalter: "Ein zwielichtiger Zwischenbereich, der Grenzgänger aller Art beheimatet und sich als Nährboden für Träume und Fiktionen erweist."