Mit diesem Kleid hat Coco Chanel einen zeitlosen Klassiker geschaffen. Es ist mal elegant, mal aufreizend. Es kann lang sein oder kurz, eng oder weit. Es muss nur schwarz sein. Seit 90 Jahren.
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Das "Kleine Schwarze" wird 90
Es ist zwar nur ein Kleid. Aber die Wirkung kann je nach Ausführung ziemlich unterschiedlich ausfallen. Ob elegant, aufreizend, lang, kurz, eng oder weit: Es muss nur schwarz sein. Seit 90 Jahren.
Bild: picture-alliance/dpa/ADAGP Paris 200/Man Ray Trust
Die Erfinderin des Klassikers
Als Coco Chanel (oben, Foto von 1935) ein knielanges, eng geschnittenes schwarzes Kleid 1926 in der Vogue vorstellte, klappte den Betrachtern die Kinnlade herunter: Den einen vor Entrüstung über das schamlose schwarze Fetzchen - die Farbe war bisher trauernden Kriegswitwen vorbehalten - den anderen vor Freude über eine neue und selbstbewusste Weiblichkeit. Trauer durfte sein - aber bitte mit Stil!
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Schnäppchen
Ein Chanel-Kleid wird beim Londoner Auktionshaus Christie's versteigert. Der Verkauf von Second-Hand-Ware gehörte bis 1978 nicht zum Repertoire von Christie's, wo man sonst Kunst und Antiquitäten ersteigern konnte. Doch die 120 Kleider und Accessoires aus Coco Chanels Kleiderschrank brachten damals rund 138.000 Pfund - heute wären das knapp 580.000 Euro. Für den Preis bekäme man heute EIN Kleid.
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Auch Marilyn trägt Schwarz
Verrucht und viel zu erotisch - das war lange Zeit der Ruf des kleinen Schwarzen. Doch Schauspielerinnen wie Marilyn Monroe ließen sich davon nicht beirren. Sowohl auf der Leinwand als auch im richtigen Leben. Dieses Foto stammt von 1956.
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Ablenkungsmanöver
Die französische Chanson-Sängerin Edith Piaf schwor auf das Kleine Schwarze. Zu Beginn ihrer Karriere trat sie nur im schwarzen Kleid auf - die Legende sagt, sie habe damals kein anderes Kleid besessen und sich kein neues leisten können. Später aber hieß es, der "Spatz von Paris" sei grundsätzlich in Schwarz aufgetreten, damit das Publikum sich nicht von ihrer Stimme ablenken ließ.
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Badeanzug
Anita Ekberg und das Bad im Trevi-Brunnen in Rom: Die Szene aus dem Film "La Dolce Vita" (1960) ist weltberühmt. Bei diesem Kleid fragt man sich, wie das knappe Oberteil die üppige Oberweite der Schauspielerin tragen konnte. Es hielt. Auch als Marcello Mastroianni zu ihr ins Wasser kam. Die Szene wurde im Januar gedreht, Mastroianni traute sich erst nach mehreren Wodkas in den eiskalten Brunnen.
Bild: Imago/ZUMA Press
Durchbruch mit Audrey Hepburn
"Frühstück bei Tiffany" (1961): Audrey Hepburn steht als Partygirl Holly Golightly nach durchzechter Nacht in diesem schicken Givenchy-Kleid vor dem Juwelier Tiffany's. Mit dieser Szene eroberte das Kleine Schwarze schließlich auch die Herzen der Moralapostel. Hepburn spielte die Rolle der Holly so hinreißend und elegant, dass der verruchte Fetzen fortan salonfähig war.
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Coole Schönheit
Die französische Schauspielerin Catherine Deneuve trägt ein Modell von Yves Saint Laurent, aus seinem Prêt-à-porter-Label "Rive Gauche" (1966). Deneuve war Saint Laurents Muse und beste Freundin. Der Modedesigner stattete viele Deneuve-Filme mit Kleidung aus, darunter auch den berühmtesten: "Belle de Jour".
Bild: Getty Images/R. Lancaster
Prinzessin im Rache-Kleid
Am Tag, als Prince Charles seine Affaire mit Camilla Parker-Bowles zugab, ging Diana auf eine Party in der Londoner Serpentine Gallery. Nach kurzem Zögern (zu gewagt?) warf sie sich in diesen schwarzen Seidenfummel von Christina Stambolian. Das Kleid ging als "Revenge Dress" in die Geschichte ein und beherrschte am nächsten Tag die Schlagzeilen. Charles' Affaire rutschte auf die zweite Seite.
Bild: picture-alliance/empics/M. Keene
Bühnentauglich
Nur sie darf sowas in ihrem Alter tragen: Selbst mit 65 steht der Soul- und Popdiva Tina Turner das Kleine Schwarze noch gut - oben auf dem Bild tritt sie 2005 in Kopenhagen auf. Viel ist die inzwischen 76-Jährige nicht mehr auf Bühnen unterwegs. Sie lebt in der Schweiz und beschäftigt sich privat und musikalisch mit Buddhismus und Spiritualiät.
Bild: picture-alliance/dpa/K. Navntoft
Das "Kleine schwarze Nichts" im Jahr 2016
Das Model trägt ein extrem knappes Kleid von Zhivago auf der Mercedes Benz Fashion Week in Australien im Mai 2016. Mit den Armstulpen und dem extra breiten Halsband wirkt die Dame trotzdem angezogen.
Bild: Getty Images/S. Gosatti
Das Kleine Schwarze für den Winter
Der Designer Marcel Ostertag zeigt hier seine ganz eigene Interpretation des Kleinen Schwarzen. Ein Winterkleid in Form eines Pullovers, das man sicher auch mit einer Jeans kombinieren kann. Zu sehen auf der New York Fashion Week im September 2016.
Bild: Getty Images for New York Fashion Week: The Shows/N. Barnard
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Es ist nicht nur ein Kleid. Es ist ein Statement. Coco Chanel stellt es vor 90 Jahren in der Vogue vor. Mit den Worten: "Dieses schlichte Kleid wird eine Art Uniform für Frauen mit Geschmack werden". Das ist 1926 ein recht revolutionärer Satz. Denn in den 1920er Jahren ist die Farbe Schwarz eher den trauernden Witwen vorbehalten - davon gibt es in den "Goldenen Zwanziger Jahren" noch sehr viele.
Denn der Erste Weltkrieg hatte unzählige Frauen damals zu Witwen gemacht. Gleichzeitig erleben Frauen gerade in diesem Jahrzehnt erste zaghafte Schritte der Emanzipation. Die Röcke werden kürzer, die Figur wird betont. Schwarz darf die Trauerkleidung gerne sein, aber bitte doch etwas gefälliger.
Coco Chanel hat mit diesem schlichten Kleid die Frauen vom Korsett befreit. Dennoch hat es noch einen weiten Weg vor sich, bis es zu dem Klassiker wird, der es heute ist. Leinwandgöttinnen von Marilyn Monroe bis Brigitte Bardot tragen es - die Kinoleinwände sind voll davon. Für den alltäglichen Gebrauch bleibt es allerdings zu verrucht.
Vom Cocktailkleid zum Grunge-Look
Das ändert sich 1961, als Audrey Hepburn das kleine Schwarze in "Frühstück bei Tiffany" trägt. Plötzlich ist es salonfähig. Elegant, weiblich - und nicht nur sexy und provokant. Fortan gilt das Kleine Schwarze als das Kleidungsstück, mit dem eine Frau immer richtig angezogen ist.
Bis heute. Es hängt in fast jedem Kleiderschrank, kann auf unterschiedlichste Weise kombiniert werden. Modebloggerinnen und Youtuberinnen machen vor, wie ein elegantes schwarzes Cocktailkleid mit einer Lederjacke und Schnürstiefeln zum "Grunge-Look" wird oder wie man es bürofähig machen kann, wenn man einen schlichten Blazer in einer anderen Farbe dazu trägt.
Ob für fünf Euro beim Modediscounter oder für 5000 beim Designer - das Kleine Schwarze gehört zu den wichtigsten Basics einer Damengarderobe. In unserer topmodischen Bildergalerie zeigen wir berühmte Trägerinnen des "Kleinen Schwarzen" und die erstaunlichen Geschichten, die hinter manchen stecken.