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Das komplizierte Sexualleben der Pandas

Brigitte Osterath14. August 2014

Die ganze Welt freut sich über die neugeborenenen Pandadrillinge in China - und drückt die Daumen, dass alle überleben. Denn ohne Zutun des Menschen wären zwei von ihnen in jedem Fall dem Tode geweiht.

Pandanachwuchs in Guangzhou, China (Foto: REUTERS/China Daily)
Bild: Reuters

Pandadrillinge kamen in den frühen Stunden des 29. Juli im Chimelong Safaripark im chinesischen Guangzhou zur Welt. Dass sie noch alle drei am Leben sind, bezeichnete der Zoo als "ein Wunder": "Sie haben schon länger überlebt als alle anderen Pandadrillinge bisher", berichtete der Manager des Parks, Dong Guixin, Reportern vor Ort.

Die Drillinge wiegen jeweils nur zwischen 83 und 124 Gramm. Das klingt sehr wenig, ist aber im normalen Rahmen, sagt Iain Valentine, Abteilungsleiter für Pandabären im Zoo Edinburgh, im DW-Interview: "Neugeborene Pandas sind schwach und blind und benötigen ständige Aufmerksamkeit." Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen sterben viele Pandababys in den ersten Tagen nach ihrer Geburt.

Mutter Ju Xiao war nach der Geburt ihrer Drillinge sehr erschöpft.Bild: picture-alliance/dpa

Valentine war erst vor zwei Wochen im Chimelong Safaripark und hat die Babys schon gesehen, bevor sie der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Auch der Zoo in Edinburgh hat zwei Große Pandas, Yang Guang und Tian Tian. Das Weibchen ist momentan trächtig; der Zoo rechnet in etwa zwei Wochen mit der Geburt. Das wird dann das erste Pandababy im Vereinigten Königreich sein - und Valentine hofft, dass es auch wirklich nur ein einziges Baby ist. "Ich hoffe, es werden nicht auch Drillinge. Das wäre sehr viel Arbeit", gesteht er der DW.

Zum Sterben verdammt

Pandadrillinge kommen nur sehr selten zur Welt. "Das ist das vierte oder fünfte Mal überhaupt", sagt Valentine. "Es ist unglaublich." Normalerweise gebären Große Pandas ein oder zwei Junge - sowohl in der Natur als auch in Gefangenschaft.

Werden aber Zwillinge geboren, überlebt immer nur eines der beiden Kleinen, sagt Arnulf Köhncke vom World Wide Fund for Nature (WWF). "Die Mutter kümmert sich nur um ihr Erstgeborenes." Das andere, schwächere Baby lässt sie sterben. Lediglich, wenn das Erstgeborene nicht gesund ist, zieht die Mutter an seiner Stelle das andere Junge groß.

Es sei in der Natur nicht ungewöhnlich, dass Tiere mehr Junge zur Welt bringen als sie tatsächlich aufziehen, sagt Köhncke. Warum gerade Große Pandas so verfahren, sei den Biologen aber nach wie vor ein Rätsel. Andere Bärenarten bringen im Regelfall auch zwei Junge zur Welt, ziehen aber beide groß. Möglicherweise ist es die einseitige, energiearme Ernährung der Großen Pandas mit Bambus, die sie dazu bringt, sich nur für das stärkste Baby zu entscheiden.

Die drei Kleinen sind noch im Brutkasten.Bild: picture-alliance/dpa

In Zoos stellt dieses tierische Verhalten die Pfleger vor eine schwere Entscheidung: Wenn sie sich nicht einmischen und der Natur ihren Lauf lassen, wie man es eigentlich gerne täte, würde immer nur ein einziges Pandababy überleben.

Babytausch

Wenn im Zoo Pandazwillinge zur Welt kommen, nehmen die Pfleger der Mutter das schwächere Baby weg und legen es in einen Brutkasten, erklärt Valentine. "Und dann wechselt man das Junge nach einiger Zeit aus." Pfleger ersetzen also das Pandababy, das die Mutter aufzieht, durch das andere Baby aus dem Brutschrank, "so bekommen beide Muttermilch."

Der Große Panda ist zwar ein relativ kleiner Bär - aber er ist trotzdem ein Bär und kann sehr aggressiv werden, wenn man ihm sein Junges wegnimmt. So ein Babytausch ist daher laut Valentine "sehr schwierig und heikel." Das ist auch der Grund, warum Valentine hofft, dass im Edinburgh Zoo demnächst nur ein einziges Junge zur Welt kommt: Es macht die Sache für die Bären und die Pfleger sehr viel einfacher.

Mit künstlicher Besamung lassen sich jetzt auch Pandas in Gefangenschaft gut nachzüchten.Bild: Reuters

Im Chimelong Safaripark in Guangzhou war die Bärenmutter sehr schwach, nachdem sie ihre Drillinge geboren hatte. Daher legte man alle drei Babys in den Brutkasten. Sie werden vermutlich nach und nach der Mutter zurückgegeben, wenn sie stark genug ist, sich um sie zu kümmern.

Sexualleben eines Pandas wird unterschätzt

Oft heißt es, dass Große Pandas sich nur langsam vermehren und paarungsfaul seien. Aber "das ist nur eine Legende", sagt Köhncke vom WWF. "Pandas vermehren sich nicht schlechter als andere Bären." Das Gerücht sei entstanden, weil Pandabären sich in Gefangenschaft nur schwer nachzüchten ließen - zumindest bevor die künstliche Besamung ihren Einzug in die Zoos fand.

Weibliche Pandas sind sehr wählerisch - sie akzeptieren nicht jedes Männchen. Hinzu kommt, dass Pandaweibchen nur wenige Tage im Jahr fruchtbar sind. Sie haben oft gerade mal 36 Stunden, um einen geeigneten Partner zu finden und Babys zu zeugen.

Im Zoo ist das besonders schwierig, sagt Valentine: "Zoos außerhalb von China haben nie mehr als zwei Pandabären." Viel Auswahl gibt es für das Weibchen also nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ihr derjenige, den man für sie erwählt hat, einfach nicht gefällt. "Dann muss man schnell eine künstliche Besamung einleiten - oder man verliert ein ganzes Jahr", sagt Valentine.

Künstliche Besamung ist daher vor allem in Zoos außerhalb Chinas weit verbreitet. Aber nicht alle müssen darauf zurückgreifen. Im Tiergarten Schönbrunn in Wien beispielsweise leben zwei Große Pandas, die offensichtlich für einander bestimmt sind. Sie paaren sich bereitwillig miteinander und vermehren sich natürlicherweise.

Pandamama Ju XiaoBild: picture-alliance/dpa

Die Partnersuche wird immer schwieriger

In der Natur paaren sich Pandaweibchen in den wenigen Stunden ihrer Fruchtbarkeit mit mehreren Männchen. Einer davon wird bestimmt der Richtige sein. Aber auch das wird immer schwieriger, sagt Köhncke vom WWF: "Der Lebensraum der Pandas wird immer mehr zerschnitten. Wenn sie auf Partnersuche gehen, sterben viele auf den Straßen."

Daher sei es sehr wichtig, den natürlichen Lebensraum der Großen Pandas zu schützen. "Nachzuchten im Zoo sind nur dann vernünftig, wenn die Tiere hinterher auch ins Freiland ausgewildert werden können."

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