Konklave zur Papstwahl: genau geregelt, strikt abgeschottet
6. Mai 2025
Der kleine Schornstein ragt seit Tagen über dem Dach der Sixtinischen Kapelle in den vatikanischen Himmel. Er wird irgendwann Rauchzeichen geben. Und wenn der Rauch weiß ist, hat die katholische Kirche einen neuen Papst.
Am Montag verbreitete der Vatikan Fotos von den Arbeiten der Handwerker in der Sixtina. Der so einzigartig ausgemalte Raum, den Jahr für Jahr Millionen Besucherinnen und Besucher bestaunen, dient nun dem vielleicht exklusivsten Club der Welt für eine im Ablauf hochgeheime Personalentscheidung: die Wahl des neuen Kirchenoberhaupts.
Neue Regelung des Konklave 1996
Vieles, was in der katholischen Kirche geschieht, ist in Jahrhunderten entstanden und verfestigte sich im Lauf der Geschichte. Das gilt nicht für den Ablauf des Konklave, jener Zusammenkunft der noch nicht 80 Jahre alten Kardinäle, die den neuen Papst wählen. Sie beenden damit die Zeit der Sedisvakanz, die Zeit des leeren Stuhls im Vatikan.
Dieses Verfahren wurde vor knapp 30 Jahren neu festgelegt. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) regelte 1996 in einer umfänglichen Apostolischen Konstitution das genaue Verfahren und mancherlei Eventualitäten.
"Kein anderes Dokument in der Papst-Geschichte ist mit Blick auf die Sedisvakanz derart akribisch und ausführlich wie das von Johannes Paul II.", sagt der Augsburger Kirchenhistoriker Jörg Ernesti der Deutschen Welle. Es wirke so, als habe Johannes Paul II. "alle Eventualitäten berücksichtigen und allen Schwierigkeiten zuvorkommen wollen".
Doch was ist, wenn die Umstände nicht den Vorgaben entsprechen? So ist es auch beim aktuellen Konklave. Johannes Paul II. hatte in seinen Vorgaben klar formuliert: "Die Höchstzahl der wahlberechtigten Kardinäle darf nicht mehr als 120 betragen." Doch der Nach-Nachfolger Franziskus erhöhte die Zahl der Kardinäle unter 80 Jahren Anfang Dezember auf 140; derzeit sind es noch 135. Franziskus als Papst durfte so handeln.
Wie detailliert die Regelungen sind, das zeigt aktuell der Fall des dienstältesten Konklave-Teilnehmers. Kardinal Vinko Puljic (79) aus Sarajevo, der zunächst aus gesundheitlichen Gründen seine Teilnahme am Konklave komplett abgesagt hatte, ist nun doch in Rom und im vatikanischen Gästehaus. Er schafft es aber nicht in die Sixtina. Für solche Fälle regeln genaue Vorgaben, dass bei jedem Wahlgang drei Kardinäle, sogenannte Infirmarii, mit einer Wahlurne den Stimmzettel des Erkrankten in dessen Zimmer abholen.
Und noch eine aktuelle Debatte hatte 1996 noch niemand im Blick. Kurz vor Beginn des Konklaves gab es Verwirrung um die genauen Altersangaben von zwei Kardinälen aus afrikanischen Ländern. Für beide war vor einigen Monaten der Geburtstag neu benannt worden - wodurch sie etwas jünger und damit Konklave-berechtigt wurden. Einer blieb daheim und reiste nicht an.
Kampf gegen Einflüsse von außen
Das Schreiben von 1996 mahnt die Kardinäle streng zum Ausbleiben jeglicher Kommunikation mit der Außenwelt und zum weiteren Stillschweigen über den Wahlverlauf auch nach dem Konklave. Und doch wirkt es knapp 30 Jahre danach schon wie aus der Zeit gefallen. Denn eine Absage wird jeglichem Kontakt mit der Öffentlichkeit "über Telefon und Funk" erteilt. All das, was heute möglich ist im weiten Raum des Internets mit Social Media und sämtlichen technologischen Möglichkeiten, hatte man noch nicht im Blick.
Die Sixtina wurde in den vergangenen Tagen massiv gegen elektronische Einflussnahme geschützt. Techniker entfernten die sonst üblichen Überwachungskameras und Lautsprecher oder setzten sie außer Funktion. Handwerker verstärkten sogar die Fenster. Während des Konklaves will der Vatikan nach eigener Ankündigung all seine Mobilfunk- und Telekommunikationsanlagen im Bereich des Kirchenstaats abschalten.
So sollen die Kardinäle unerreichbar und unbeeinflusst von der Außenwelt abstimmen. Wie das funktioniert, das stellte der Kino-Film "Konklave" ziemlich präzise dar: Die Kardinäle schreiben Namen auf Stimmzettel, die nach der Auszählung verbrannt werden. Eine Kandidatenliste gibt es nicht; erst allmählich kristallisieren sich Namen heraus.
Am Mittwochabend gibt es einen ersten Wahlgang, danach bis Samstag vier pro Tag, zwei am Vormittag, zwei am späten Nachmittag. Am 5. Tag, diesmal der Sonntag, gäbe es eine Pause. Ab Montag würde weiter abgestimmt - eine Dauer, die in der Moderne ohne Beispiel wäre. Die Zeit für Debatten ist in der Sixtina vorbei, dafür dienten die Tage des sogenannten Vorkonklave.
"Ein großer Gottesdienst"
"Die Wahl soll unabhängig sein. Sie soll nicht irgendwie beeinflusst werden können von außen, durch was auch immer." Das sagte im Kölner "Domradio" Kardinal Rainer Maria Woelki (68), der bereits am Konklave 2013 teilnahm. Es solle auch verhindert werden, dass Interessensgruppen "irgendwie in den Wahlvorgang eingreifen können". Er schilderte das Konklave so: "Das Ganze ist ein großer Gottesdienst, ein geistliches Geschehen."
Erst mit dem weißen Rauch aus dem Schornstein ist Schluss. Nach ergebnislosen Wahlgängen soll der Rauch schwarz bleiben - was 2013 für Beobachter vom Petersplatz gelegentlich schwer zu erkennen war.
Nur weißer Rauch, der durch entsprechende Zusätze eingefärbt ist, zeigt: Eine Entscheidung ist gefallen.
Bei den letzten Konklave 2005 und 2013 quoll jeweils am Abend des zweiten Tages weißer Rauch aus dem Schlot. 1978 brauchte es den dritten Tag. Für ein viertägiges Konklave muss man schon bis 1958 zurückschauen.
Wenn dann einige Zeit nach dem weißen Rauch der neu gewählte Papst auf die Loggia des Petersdoms tritt und sich erstmals an die Menschen wendet, haben auch die Kardinäle wieder den Blick auf die Welt.
Bei den letzten Konklaven standen sie auf den Nachbar-Balkonen der Loggia und staunten: über den Jubel auf dem Platz, über die Worte des neuen Papstes, vielleicht auch über die jeweilige Entscheidung.