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Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften

9. Oktober 2006

Wie hängen Inflation und Arbeitslosigkeit zusammen? Diese Frage hat der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Edmund Phelps umfassend erforscht und dafür jetzt den Nobelpreis erhalten – der eigentlich keiner ist.

Edmund S. Phelps bei einem Pressetermin in seinem New Yorker Appartement
Edmund S. Phelps bei einem Pressetermin in seinem New Yorker AppartementBild: AP

"Langsam beginne ich zu begreifen, dass ich die wundervolle Auszeichnung erhalten habe", gab Edmund S. Phelps am Montag (9.10.) nach dem Anruf des Stockholmer Gremiums zu, das zum ersten Mal seit 1999 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften wieder einem einzelnen Forscher zugesprochen hatte.

Wie hängt Arbeitslosigkeit mit Infaltion zusammen?Bild: AP

Damit geht der Wirtschaftsnobelpreis das siebte Jahr in Folge an einen Amerikaner. Edmund S. Phelps bekommt die mit zehn Millionen Kronen (rund 1,1 Millionen Euro) dotierte Auszeichnung für seine Analyse makro-ökonomischer Zusammenhänge. Die Königliche Akademie der Wissenschaften in Stockholm erklärte zur Begründung, der 73-jährige Professor der Columbia-Universität habe mit seiner Arbeit das Verständnis für den Zusammenhang von Inflation und Arbeitslosigkeit vertieft.

Neue Theorie

Phelps stellte in den späten 1960er-Jahren die herrschende Theorie über Arbeitslosigkeit und Inflation in Frage: Der damaligen Lehre zufolge war der Preis für sinkende Arbeitslosigkeit ein einmaliger Anstieg der Inflation. Phelps habe dagegen erkannt, dass nicht nur ein Zusammenhang zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit bestehe, sondern die Inflation auch von den Erwartungen der Unternehmen und Beschäftigten bezüglich der weiteren Entwicklung von Löhnen und Verbraucherpreisen abhänge, erklärte die Königliche Akademie.

Der Forscher habe mit seinen Arbeiten das Verständnis für den Zusammenhang von stabilen Preisen, Wirtschaftswachstum und Vollbeschäftigung - den wichtigen Zielen von Volkswirtschaften - vertieft. Seinen Analysen hätten nicht nur die ökonomische Theorie maßgeblich beeinflusst, sondern auch die Wirtschaftspolitik und die Zinspolitik von Notenbanken. "Phelps Arbeit hat entscheidend unsere Erkenntnisse über die Funktionsweise von Volkswirtschaften verändert," erklärte das Gremium.

Von Alfred Nobel nicht vorgesehen: Der "Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften"Bild: AP

USA liegt vorn

Mit dem Beschluss der Königlichen Akademie vom Montag sind alle bisher in diesem Jahr vergebenen Nobelpreise an Amerikaner gegangen. Die Entscheidungen über den Friedensnobelpreis und den Nobelpreis für Literatur stehen noch aus. Ausgezeichnet werden sollen vor allem Wissenschaftler, die dazu beitragen, die wirtschaftspolitischen Aufgaben der Gegenwart zu bewältigen, etwa im Bereich von internationalem Handel, Staatsausgaben und effizienten Märkten.


Ein Kuckucksei?


Oftmals ist jedoch von einem Kukucksei unter den angesehensten Preisen der Welt die Rede, denn der Wirtschaftsnobelpreis gehörte nicht zu den fünf ursprünglichen Nobelpreisen. Er wurde erst 1968 von der Schwedischen Reichsbank aus Anlass ihres 300-jährigen Bestehens gestiftet und 1969 zum ersten Mal verliehen. Daher handele es sich keinesfalls um einen Nobelpreis, erklärt Michael Sohlmann, Chef der schwedischen Nobelstiftung, sondern um den "Wirtschaftswissenschaftlichen Preis der schwedischen Reichsbank zum Gedenken an Alfred Nobel". So die offizielle Bezeichnung mit der Kurzformel "Wirtschaftspreis". Die Preisträger werden daher auch nicht in der offiziellen Liste des Nobelinstituts aufgeführt, sondern nur in einem Anhang. (ina)

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