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Loveparade Unglück 2010

13. Februar 2012

19 Monate nach dem Unglück auf der Loveparade 2010 wird der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland aus seinem Amt gewählt. Die Menschen vor Ort halten ihn für mitschuldig am Tod von 21 jungen Menschen.

Hilfskraefte versorgen am Samstag, 24. Juli 2010, in Duisburg, Nordrhein-Westfalen, beim Techno-Musikfestival Loveparade 2010 nach einer Panik kollabierte Teilnehmer. Vor dem Gelaende vor der Loveparade in Duisburg ist es am Samstag zu einer Massenpanik gekommen. Nach Angaben der Polizei wurden dabei zehn Menschen getoetet. (apn Photo/Hermann J. Knippertz) --- Collapsed people get first aid after a panic on this year's techno-music festival "Loveparade 2010" in Duisburg, Germany, on Saturday, July 24, 2010. (apn Photo/Hermann J. Knippertz)
Der Eingang zum Tunnel nach der KatastropheBild: AP

Die Opfer im Alter zwischen 18 und 39 Jahren stammten aus Deutschland, den Niederlanden, Italien, Spanien, China und Australien. Sie waren am 24. Juli 2010 nach Duisburg gekommen, um dort Techno-Musik zu hören, zu tanzen und zu feiern. Sie starben, weil es im Zuge der Planung und der Durchführung der Loveparade 2010 zu schweren Fehlern der Verantwortlichen gekommen war.

Planungsfehler

Das Luftbild zeigt die Rampe, die vom Gelände hinunter zum Tunnel führtBild: AP

Das Veranstaltungsgelände der Loveparade 2010 war ein ehemaliger Güterbahnhof in der Nähe des Duisburger Hauptbahnhofs. Schwachpunkt der Planung war die Wegführung auf das Gelände. Der einzige Zugang führte durch einen Tunnel. Von dem Tunnel aus führte eine Rampe auf das höher gelegene Veranstaltungsgelände. An den beiden äußeren Tunneleingängen befanden sich Eingangsschleusen des Veranstalters, an denen man Besucher kontrollieren und den Besucherstrom regeln sollte. Doch schon im Vorfeld der Veranstaltung gab es warnende Stimmen, der Tunnel sei ein Nadelöhr und könne zur Todesfalle für Besucher werden – Warnungen, die dann bittere Realität wurden.

Hergang des Unglücks

Über diese schmale Treppe konnten sich viele Besucher rettenBild: AP

Am Nachmittag drängten viele Techno-Fans noch kurz vor Beginn der Abschlusskundgebung durch den Tunnel hinauf aufs Veranstaltungsgelände. Andere Besucher wollten schon wieder nach Hause und kamen die Rampe hinunter. Die vom Veranstalter bestellten Ordner waren mit der Steuerung der Massen überfordert und baten schließlich die Polizei vor Ort um Hilfe. Doch auch die Polizisten bekamen die Lage im Tunnel und auf der Rampe nicht mehr unter Kontrolle.

Am Fuße der Rampe war das Gedränge am größten. Es entstand Panik. Verzweifelt versuchten die Menschen, der Enge zu entkommen, durchbrachen Absperrungen, kletterten über Lichtmasten und eine schmale Seitentreppe hinauf auf das rettende Veranstaltungsgelände. Doch 21 Menschen wurden am Fuße der Rampe zu Tode gequetscht und erstickten. Alle starben, wie die Obduktion der Leichen später ergab, an massiver Brustkompression.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

Polizei, Veranstalter und Politik: keiner übernahm VerantwortungBild: picture-alliance/dpa

Nach der Katastrophe schoben sich der Veranstalter, die Polizei und die Stadt Duisburg gegenseitig die Verantwortung für das Geschehen zu. Aus Sicht der ermittelnden Staatsanwaltschaft Duisburg war die Genehmigung für die Loveparade 2010 rechtswidrig. Sie ermittelt gegen 17 Personen aus dem Bereich der Stadtverwaltung, des Veranstalters und der Polizei wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung.

Der Bürgermeister

Duisburgs Ex-Oberbürgermeister Adolf SauerlandBild: dapd

Vor allem gegen Adolf Sauerland (CDU), den Oberbürgermeister von Duisburg, wurden nach der Katastrophe schwere Vorwürfe erhoben: Er habe die Loveparade um jeden Preis in die Stadt holen wollen, hieß es. Es sei Druck in der Stadtverwaltung ausgeübt worden, um den Antrag des Veranstalters und sein Sicherheitskonzept zu bewilligen. Doch Sauerland fühlt sich bis heute weder persönlich noch politisch für das Unglück verantwortlich. Erst 2011 rang er sich zu einer Entschuldigung bei den Hinterbliebenen und Geschädigten durch. Wenig später gründete sich eine Bürgerinitiative, um Unterschriften zur Abwahl ihres Oberbürgermeisters zu sammeln.

Autorin: Rachel Gessat
Redaktion: Sonila Sand