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Mit moderner Architektur in neuem Glanz

Krisha Kops/Carolina Machhaus10. Mai 2013

Das Münchner Lenbachhaus zog mit Kandinsky, Klee und Marc stets Kunstliebhaber an. Nach einer vierjährigen Renovierung lockt es nun zusätzlich mit moderner Architektur, Hightech und zeitgenössischer Kunst.

Das Lenbachhaus, aufgenommen am 22.04.2013 in München (Bayern). Das neue Lenbachhaus wird nach jahrelanger Renovierungszeit am 07. Mai 2013 wiedereröffnet. Foto: Britta Schultejans/dpa (zu dpa «Lenbachhaus - Countdown zur Eröffnung läuft» vom 22.04.2013) +++(c) dpa - Bildfunk+++
Lenbachhaus in MünchenBild: picture-alliance/dpa

Gleich um die Ecke des Königsplatzes in München gibt es seit Kurzem einen goldenen Kubus - und seit dem 9. Mai 2013 ist er auch für Besucher zugänglich. Verantwortlich für diesen Prachtanbau am Lenbachhaus ist der Star-Architekt Norman Foster. Umgeben von Jugendstil- und Klassizismusbauten überzeugt der Anbau nicht nur von außen mit seinem modernen Erscheinungsbild. So finden sich auch im Inneren jede Menge Neuheiten, die es zu entdecken gilt.

Kunst in neuem Licht

Neben dem Neubau des Haupthauses und den ausgiebigen Renovierungsarbeiten wird das Lenbachhaus das erste Museum Deutschlands sein, welches großflächig LEDs (Licht emittierende Dioden) zur Beleuchtung einsetzt. Diese neue Technik setzt die weltgrößte Sammlung von Malereien der Expressionistengruppe Der Blaue Reiter buchstäblich in ein neues Licht. Während der vierjährigen Umbauphase waren die Gemälde von Franz Marc, Wassily Kandinsky, Paul Klee und Gabriele Münter auf Welttournee und sind nun an die heimischen Wände zurückgekehrt.

Das Innere des Lenbachhauses in München: neuer Glanz durch LEDs

Die LEDs, welche über einen Tablet-PC eingestellt werden, sind nicht nur weniger schädlich für die Gemälde als Naturlicht, sondern auch an die im Gemälde verwendeten Lichtverhältnisse anpassbar. "Mit dieser Technik kann man subtil den Lichteinfall verändern und das, wann immer man will", erklärt Christian Bölling von Osram, jener Firma, die für die neue Museumsbeleuchtung verantwortlich ist.

"Ein Beispiel: Wenn der Künstler sein Bild im Licht einer Lampe malte, dann können wir das mithilfe der LEDs imitieren. Und wenn der Kurator sich morgen für ein anderes Licht entscheidet, geht das mit einem einfachen Knopfdruck", so Bölling. Der Leuchtmittelhersteller und der Künstler Dietmar Tanterl hatten Wassily Kandisky's Worte im Hinterkopf, als sie die neue Beleuchtung planten. "Wenn ich ein Kunstwerk am Morgen male, dann muss ich es mir mittags noch einmal ansehen, um zu prüfen, wie die Farben im Mittagslicht wirken."

Revolutionärer Zugang zur Kunst

Das Lenbachhaus - früher einmal das Wohn- und Atelierhaus des Porträtmalers Franz von Lenbach (1836 - 1904) - gewann erst durch eine Schenkung in den 50ern an Bedeutung, wie Christian Fuhrmeister vom Münchner Zentralinstitut für Kunstgeschichte erläutert. "Mal abgesehen davon, dass es sich um ein historisches Gebäude handelt und der Tatsache, dass es ein echtes Künstlerhaus ist, hat erst das Geschenk von Gemälden, der Künstlergruppe Der Blaue Reiter von Gabriele Münter im Jahre 1957 das Lenbachhaus in eine höhere Liga katapultiert", kommentiert er.

Ein goldener Kubus für das Lenbachhaus

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Der Blaue Reiter war eine wichtige avantgardistische Kunstbewegung und neben Die Brücke eine der bedeutendsten Gruppierung der expressionistischen Kunst in Deutschland. Später haben sie die Entstehung der abstrakten Kunst signifikant beeinflusst, wie Fuhrmeister erklärt. "Für sie waren Farben und Linien frei und nicht dafür da ein Objekt exakt abzubilden", erläutert er. "Die radikale Anwendung von Farben und Linien im Gegensatz zur fotografischen Abbildung der Welt war ihre radikale Antwort zur dominierenden Kunst der damaligen Zeit." Darüber hinaus glaubten Kandinsky, Klee und andere, dass ihre Kunst nicht nur auf der Oberfläche wirkte, sondern in der Seele und dem Unterbewusstsein der Betrachter.

Die Kunst und das Denken der Gruppe Der Blaue Reiter widersprachen zum Teil dem Kunstverständnis der damaligen Zeit. Während des Nationalsozialismus galt ihre Kunst als "entartet".

Beuys und Richter ziehen ein

Das Lenbachhaus will neben der weltgrößten Sammlung der Kunst des Blauen Reiters ihren Bestand erweitern. Nach der Übernahme von Joseph Beuys' Installation "Zeige deine Wunden" im Jahre 1979, hat das Museum kürzlich Beuys Skulpturen erhalten und auch die Installation "Vor dem Aufbruch aus Lager 1" erworben. "So haben wir die Ausstellung um einen Fokus erweitert", sagt Claudia Weber, Pressereferentin des Lenbachhauses. "Außerdem wächst unsere Sammlung von Künstlern nach 1945 bedeutend." Weitere Ausstellungen sind in Planung, unter anderem soll Gerhard Richters "ATLAS" komplett gezeigt werden.

Joseph Beuys' Arbeiten in MünchenBild: dpa

So erscheint alles neu im Lenbachhaus - inklusive des Direktors: Ab 2014 wird Matthias Mühling die Leitung übernehmen. Und selbst wenn der goldfarbene Kubus und die neue Beleuchtung es nicht schaffen, Besucher anzuziehen, dann ist die Erweiterung der Sammlung zeitgenössischer Kunst sicher Grund genug, um zum Lenbachhaus zu pilgern - dem kleinen Mekka der Kunst in München.

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