Happy Birthday, Rania!
31. August 2010
Wenn es nach "Twitter" geht, gehört Königin Rania von Jordanien zu den beliebtesten Personen der arabischen Welt. 1,3 Millionen "Followers" sind auf der Internetplattform verzeichnet. Kein Wunder: Die jordanische Königin gilt als weltoffen, natürlich und außergewöhnlich schön. Doch einfach nur den jordanischen Staat zu repräsentieren – damit begnügt sich die First Lady nicht.
Die engagierte Frau von König Abdullah II. ist ununterbrochen unterwegs, um Projekte voranzutreiben, die die Lebensbedingungen der jordanischen Bevölkerung verbessern sollen. Ob im sozialen Bereich oder im Umweltschutz, Rania fördert zahlreiche Initiativen und steht ihnen als Schirmherrin vor. Dabei kümmert sie sich vor allem um die Themen Erziehung und Weiterbildung von Benachteiligten, und dazu gehören im arabischen Raum auch Frauen.
Königin, Karriere, Kinder
Als Tochter palästinensischer Flüchtlinge wurde Rania 1970 in Kuwait geboren. Die studierte Betriebswirtin spricht perfekt Englisch und heiratete im Juni 1993 den ältesten Sohn des jordanischen Königs Hussein II., mit dem sie vier Kinder hat. Der damalige Prinz Abdullah bin Al-Hussein machte zu dieser Zeit Karriere in der jordanischen Armee und war nicht als Thronfolger vorgesehen. Sein schwer kranker Vater ernannte ihn, anstelle seines Onkels, erst wenige Tage vor seinem Tod überraschend zum Kronprinzen. Als Abdullah II. folgte er seinem Vater am 7. Februar 1999 als vierter jordanischer König. Damit wurde Rania aber nicht automatisch jordanische Königin. Dazu bedurfte es erst einer Proklamation durch ihren Ehemann einige Wochen später. Rania ist die einzige Königin der arabischen Welt. Die Ehefrauen des marokkanischen Königs oder des Königs von Bahrain beispielsweise müssen sich mit dem Titel einer Prinzessin begnügen.
Sozial engagiert und Stilikone
Auch in anderer Hinsicht unterscheidet sich Rania von den meisten First Ladies im Nahen Osten. Sie gilt, im Orient wie im Okzident, als Stilikone, die mit Carla Bruni-Sarkozy, Michelle Obama und einer ganzen Reihe europäischer Royals verglichen wird und zu den beliebtesten Celebrities der Boulevardpresse zählt. So widmete ihr die Zeitschrift "Bunte" in einer ihrer jüngsten Ausgaben ein mehrseitiges Special.
Doch Rania ist weit mehr als ein modisches Accessoire für König Abdullah. Sie gehört zu einer ganzen Reihe von Herrschergattinnen in der arabischen Welt, die wie ihre Schwägerin Prinzessin Haya von Jordanien, inzwischen Ehefrau des Emirs von Dubai, oder Scheicha Mona von Katar, in ihrer Heimat gesellschaftliche Reformen vorantreiben und dazu beitragen, dass ein neues arabisches Frauenbild entsteht. Sie wirbt aktiv für mehr Frauenrechte, tritt ohne Schleier auf und engagiert sich in der Öffentlichkeit für soziale Belange.
Frau, aber keine Feministin
Ihr Einfluss auf König Abdullah, der sich nach westlichem Vorbild als Reformer und Modernisierer versteht, trifft allerdings nicht nur auf Zustimmung. Gerade islamistische Kreise reagieren ablehnend auf Rania. Allerdings fällt diese Kritik mit Blick auf ihre Position als Königin verhalten aus. Das gibt Rania – wie auch anderen weiblichen Mitgliedern arabischer Herrscherhäusern – die Möglichkeit, in den oft noch sehr patriarchalischen Gesellschaften heikle Themen anszusprechen: die so genannten Ehrenmorde zum Beispiel oder Gewalt gegen Kinder.
Trotz ihres Engagements ist Rania keine Feministin. Dazu ist sie als Königin eines arabischen und islamischen Landes zu fest in ihrer Kultur und ihren Traditionen verankert. Ihre Selbstbeschreibung lautet demzufolge, sie sei "eine Mutter, eine Ehefrau, eine Chefin, eine Fürsprecherin und eine Wohltäterin". Kein Wunder, dass linksgerichtete arabische Kreise sie schon einmal als bloßes Schmuckstück des jordanischen Monarchen verspotteten. Dessen Unterstützung bleibt, gerade bei den brisanten Themen, entscheidend für ihre Erfolge. Schließlich ist König Abdullah nicht nur das mit großer Macht ausgestattete jordanische Staatsoberhaupt, sondern auch das religiöse Oberhaupt der jordanischen Muslime, was durch seine familiäre Abkunft aus der Familie des Propheten Mohammed untermauert wird.
Arabisch mit Herz
Dabei ist Rania arabischer als ihr Mann. Abdullahs Mutter, Prinzessin Muna Al-Hussein, wurde als Antoinette Avril Gardiner in England geboren. Dem jordanischen König, der an der Militärakademie im britischen Sandhurst ausgebildet wurde, sagen manche nach, er spreche besser Englisch als Arabisch. Damit ist Abdullah, dessen Familie erst 1921 aus Mekka nach Jordanien kam, ein halber Europäer – im Gegensatz zu seiner Frau, die zur palästinensischstämmigen Mehrheit des Landes gehört, in dem die Minderheit der arabischen Jordanier die Schlüsselpositionen in Staat und Verwaltung besetzen.
Gelgentlich tritt Rania auch als Propagandistin für die "arabische Sache" auf, zum Beispiel während des Gaza-Kriegs im Winter 2008/2009. Neben ihrem Amt als Königin, ihren sozialen und repräsentativen Aktivitäten hat Rania auch Bücher, genauer Kinderbücher, verfasst, zum Teil mit weltweitem Erfolg. Aber selbst hier ist bei einer jordanischen Königin Politik nicht weit. Solange es keine Lösung des Palästina-Konflikts gibt, hat sie eine Übersetzung ins Hebräische verboten. Rania sieht, genau wie König Abdullah, für Jordanien nur eine Zukunft als modernes, innovatives und entwickeltes Land. Dafür wirbt sie in Jordanien wie auch im Ausland – und steht damit für das moderne Gesicht der arabischen Welt.
Autoren: Anne Allmeling / Johannes Krug
Redaktion: Diana Hodali