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"Das Nein Schröders zum Irakkrieg prägt sein Bild in der arabischen Welt"

Das Gespräch führte Loay Mudhoon 11. September 2005

Wie sehen ausländische Journalisten Deutschland und die Bundestagswahlen? Fragen an Aktham Suliman, Korrespondent von Al Jazeera in Berlin.

Aktham SulimanBild: DW

DW-WORLD: Freuen Sie sich darauf, über die vorgezogenen Wahlen in Deutschland zu berichten?

Aktham Suliman : Ja, denn die Wahlen kommen nach einer Stagnationsphase in Deutschland. Es bewegte sich nicht viel, das Land schien monatelang uninteressant für die internationalen Medien. Das hat sich seit der Ankündigung der Neuwahlen völlig geändert.

Wie bewerten Sie die Arbeit der rot-grünen Bundesregierung? Welche Leistungen, bzw. Entscheidungen dieser Regierung waren aus arabischer Sicht bemerkenswert?

Die Leistung einer Regierung wird von den eigenen Bürgern beurteilt, nicht vom Ausland aus, zumal Außenpolitik immer auch Innenpolitik ist! Die Haltung der deutschen Regierung zum Irakkrieg 2003 hatte keinen realen Einfluss auf den Verlauf dieses Krieges. Nichtsdestotrotz ersparte diese Regierung den Deutschen die Leiden, die sich nun für die kriegsteilnehmenden Nationen ergeben: ob tote Soldaten oder Terrorangriffe in Europa, etc. Ähnliches gilt für den Nahostkonflikt. Die Deutschen waren aktiv, wenn sie auch meist im Hintergrund blieben. Sie genießen aber das Vertrauen beider Konfliktseiten.

Wie groß ist das Interesse der arabischen Medien an den Bundestagswahlen? Welche Erwartungen knüpft man daran?

Da unterscheiden sich die arabischen Medien nicht von sonstigen internationalen Medien. Das Interesse ist da, auch wenn es nicht so groß ist wie 2002 im Vorfeld des Irakkrieges. Deutschland ist eine wichtige Säule in der europäischen Union und eine entscheidende Wirtschaftsmacht in der Eurozone. Viele Araber fürchten allerdings, dass sich bei einem Sieg der Union die Lage der arabischen Immigranten verschlechtern könnte, und dass die deutsche Außenpolitik zu den alten Zeiten des totalen Einklangs mit den USA zurückkehrt.

Wie ist das Image Deutschlands zurzeit in der arabischen Welt? Was denken Ihre Zuschauer über die momentanen Schwierigkeiten Deutschlands als Wirtschaftsmacht? Wird Deutschland noch als der Musterschüler Europas oder eher als ein Auslaufmodell betrachtet?

Als Auslaufmodell auf keinen Fall. Von außen gesehen ist Deutschland nach wie vor die Wirtschaftsmacht schlechthin in Europa, oder haben etwa die Siemens-, BMW- und Mercedeswerke dichtgemacht? Allerdings ist es sehr mühsam, einem ausländischen Publikum zu erklären, dass hier fast fünf Millionen Menschen keine Arbeit finden und dass viele Deutsche unter der Armutsgrenze leben. Es ist auch verständlich; schließlich ist Armut nicht gleich Armut. Armut in Deutschland ist jedenfalls nicht vergleichbar mit dem, was in vielen Teilen Asiens und Afrikas herrscht.

Für welche Nachrichten, Themenkomplexe aus Deutschland interessieren sich Araber insbesondere?

Das sind Themen, die im deutsch-arabischen Zusammenhang stehen, wie etwa die Haltung zu Nahostfragen und die Atomfrage im Iran; aber auch Themen, die das Leben der Araber hier betreffen, von den Integrationsschwierigkeiten der hierzulande lebenden Araber bis hin zu den Sicherheitsgesetzen.

Welche deutschen Politiker kennt man in der arabischen Welt, und welchen Ruf haben sie?

Das ist schwierig zu beurteilen. Es liegt aber nah, dass das Nein der rot-grünen Regierung zum Irakkrieg Schröders Bild in der arabischen Welt prägt. Merkel wird ihrerseits in vielen arabischen Medien mit Margret Thatcher, der eisernen Lady von Großbritannien verglichen. Zu Unrecht, finde ich, denn die deutschen Verhältnisse sind mit den britischen nicht vergleichbar. Was den Bekanntheitsgrad anbetrifft, ist Joschka Fischer, natürlich aufgrund seiner vielen Nahostreisen, nicht zu schlagen.

Seit Februar 2002 ist Aktham Suliman Deutschland-Korrespondent des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera. Er studierte Kommunikationswissenschaften mit Schwerpunkt Publizistik in Berlin. Über vier Jahre berichtete er für die Deutsche Welle aus dem Ausland.

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