In Skandinavien herrscht extreme Kälte. In Schweden etwa sanken die Temperaturen unter minus 40 Grad. So kalt war es dort seit 25 Jahren nicht mehr. Eine Herausforderung auch für den Körper.
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Eine Körpertemperatur von 36,5 bis 37 Grad Celsius ist für uns Menschen ideal. Dann funktionieren wir am besten. Unser Stoffwechsel und all unsere Organe hängen von dieser Kerntemperatur ab, und unser Körper tut alles, um sie aufrecht zu erhalten.
Ob unser Körper die richtige Temperatur hat, misst er über Rezeptoren. Sinkt sie stark ab, versucht er, den Stoffwechsel zu aktivieren, um so die Balance zu halten.
Unser Stoffwechsel versorgt uns mit den notwendigen Nährstoffen. Er sorgt dafür, dass Essen zerkleinert und umgewandelt wird, so dass die Zellen die Nährstoffe verwerten können. Außerdem wärmt der Stoffwechsel den Körper. Dazu erzeugt er Energie und reguliert so den Wärmehaushalt. Bei diesem Prozess spielt die Blutzirkulation eine wichtige Rolle.
Da sich die Blutgefäße bei Kälte verengen, kann nicht mehr genügend Blut durch die Gefäße transportiert werden. Dadurch wiederum werden die Zellen in verschiedenen Geweben spröde und es kommt zu Schmerzen. Zuerst trifft es Finger und Zehen, Nase und Ohren. Sinkt die Körpertemperatur weiter, sind lebenswichtige Organe an der Reihe: Herz, Lunge und Gehirn. Sie funktionieren nur noch eingeschränkt.
Weicht die Körpertemperatur auch nur zwei Grad von der Norm ab, kommt es zu Unterkühlung. Um sich zu schützen, arbeitet unser Körper umso heftiger. Die Muskeln werden aktiv. Wir zittern am ganzen Leib.
Angst vor einem Winter ohne Heizung
05:06
Nicht zu zittern ist kein gutes Zeichen
Bei 32 Grad Celsius Körpertemperatur hört das Zittern auf, aber das ist kein gutes Zeichen. Der Körper hat einfach keine Energie mehr, nicht einmal mehr, um zu zittern. Unser Gehirn und die Nervenenden leiten keine Signale mehr weiter, wir haben Taubheitsgefühle in den Armen und Beinen.
In dieser Phase lassen die Schmerzen nach, aber wir können uns kaum noch bewegen. Auch an Sprechen ist nicht mehr zu denken. Wir können keinen klaren Gedanken mehr fassen, sind verwirrt und zunehmend orientierungslos. Jetzt schaltet der Körper auf Sparflamme und aktiviert so sein Notfallprogramm. Aber auch das hört irgendwann auf zu funktionieren.
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Was kann bei Unterkühlung helfen?
Bei extremen Temperaturen sollten wir unseren Körper so gut wie möglich schützen. Das fängt mit warmer Kleidung an. Dazu gehören Mützen und Handschuhe, Schals und dicke Socken. Ist klar, dass wir uns über längere Zeit extremer Kälte aussetzen, ist es ratsam, eine Notausrüstung mitzunehmen. Die besteht in erster Linie aus einer Notdecke und Taschenwärmern, um die Hände und die Finger warm zu halten.
Ein Zeichen für Unterkühlung ist Gefühllosigkeit und ein Taubheitsgefühl vor allem an Nase und Ohren, an Fingern und Zehen. Diese Körperteile etwa mit einer Wärmflasche aufzuwärmen, ist keine gute Idee. Bei zu schnellem Aufwärmen könnten die unterkühlten Gefäße geschädigt werden. Statt einer Wärmflasche lieber warmes Wasser verwenden, um Finger und Zehen langsam aufzutauen.
Wer glaubt, seinen Körper mit ein bisschen Alkohol wärmen zu können, der irrt. Alkohol mag zunächst den Eindruck vermitteln, dass wir von innen heraus angenehme Wärme verspüren. Aber er weitet die Blutgefäße. Kälte hingegen verengt sie, um den Verlust von Wärme möglichst gering zu halten. Durch diese beiden Extreme kommt es oft zu einer Fehleinschätzung. Die Haut mag sich warm anfühlen, aber der Körper friert, und wir merken es zunächst vielleicht gar nicht.
Ist Erfrieren schmerzhaft?
Sinkt die Körpertemperatur auf unter 29,5 Grad Celsius, stellt das Großhirn seine Arbeit ein. Wir werden bewusstlos. Unser Herz arbeitet weniger: Anstatt 60 Mal pro Minute schlägt es nur noch ein bis zweimal. Das Blut kann nicht mehr schnell genug durch den Körper gepumpt werden, der Kältetod ist so gut wie sicher. Ob dies ein "sanfter" Tod ist, darüber ist sich die Wissenschaft nicht einig.
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 16.12.2018 verfasst und am 05.01.2024 aktualisiert.
So trotzen Tiere der Kälte
Wie halten es kleine Tiere mit hauchdünnen Gliedern und kaum schützendem Fett in der eisigen Kälte aus, wenn wir trotz Daunenjacke & Co. bibbern? Hier ein paar frostfreie Tricks aus der Tierwelt.
Bild: picture alliance/dpa/C. Rehder
Brrr! Ist das nicht kalt an den Füßen?
Die Füßchen von Vögeln - wie von diesem Grünfinken - sind kaum zwei Millimeter dünn. Wenn uns Menschen schon die dicken Finger und Zehen bei niedrigen Temperaturen wehtun, wie halten es diese zierlichen Tiere dann nur bei tiefen Minusgraden aus?
Bild: Imago/blickwinkel
Natürlicher Frostschutz
Vögel haben einen eingebauten Wärmetauscher, der verhindert, dass sie am Eis festfrieren. Es handelt sich um ein Netz von fein verzweigten Äderchen, das sich Rete tibio-tarsale nennt. Das Blut, das in die Füße fließt, gibt Wärme an das zurückströmende Blut ab. Das führt dazu, dass nur kühleres Blut in die Füße gelangt. Der Wärmeverlust des Körpers wird so minimiert.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Balk
Abschaltbar bei Überhitzung
Wie bei einem Wärmetauscher im Haus, lässt sich das Energiesparsystem auch abschalten. Wird es zu warm, geben die Vögel überschüssige Wärme über die Füße ab. Schwitzen hingegen können sie wegen des Federkleides nicht. Wichtig im Winter: genug Nahrung, damit der Körper reichlich Energie produzieren kann. Die finden sie leicht, solange die Schneedecke nicht zu dick ist.
Bild: picture-alliance/dpa
Energiebombe für kleine Sänger
Fällt zu viel Schnee, kann der Mensch helfen. Blaumeise und Rotkehlchen machen sich hier an einem Meisenknödel zu schaffen. Darin sind Samen und Körner durch eine fetthaltige Masse zusammengekleistert. Das gibt Energie und liefert Vitamine. Nicht zu unterschätzen ist auch das plusterige Federkleid der winzigen Wesen: Es schützt sie so gut wie eine Daunenjacke den Menschen.
Bild: picture-alliance/picturedesk/A. Litzlbauer
Eisige Gewässer bevorzugt
Sein Gefieder besteht aus wetterfesten Deckfedern und Daunen, die ein dickes Luftpolster schaffen. Der Eisvogel kommt damit nicht nur an der Luft, sondern auch unter Wasser zurecht. Fließende Eisbäche, die nicht zufrieren, sind im Winter sein Jagdrevier. Allerdings fällt es Eisvögeln im Winter sehr schwer, Gewässer zu finden, die sowohl eisfrei sind als auch genug kleine Fische haben.
Bild: picture-alliance/dpa
Hinein in den schützenden Laubberg
Igel fressen sich vor dem Winter (hoffentlich) reichlich Fettreserven an. Der optimale Überwinterungsort für sie sind dicke Laubhaufen, in die sie sich zurückziehen können und die nicht durchfrieren. Fällt dann Schnee obendrauf, schafft dieser eine zusätzliche Isolationsschicht. Wer im Winter abgemagerte oder kranke Igel findet, sollte eine Igel-Auffangstation kontaktieren.
Bild: Imago/R. Peters
Im Winter kaum zu finden
Dieser Siebenschläfer entflieht dem Winter. Dafür gräbt er sich bis zu einen Meter tief in den Erdboden ein. Während des Winterschlafs zehrt er von seinen Fettreserven, die er sich im Sommer angefressen hat. Um wenig Energie zu verbrauchen, senkt er seinen Puls von etwa 300 Schlägen pro Minute auf nur noch fünf. Auch seine Körpertemperatur fällt drastisch, auf etwa fünf Grad Celsius.
Bild: imago/imagebroker/H. Lang
Wohlfühlort Komposthaufen
Mäuschen fühlen sich in der Nähe des Menschen wohl - etwa in einem Komposthaufen oder auch in einem Thermokomposter. Dort sind nicht nur die Temperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt, sondern es gibt auch immer wieder etwas Futter-Nachschub - und wenn es nur Möhrenschalen sind.
Bild: picture-alliance/dpa/W. Nagel
Kuscheln, um warm zu bleiben
Fledermäuse suchen sich zum Überwintern frostfreie Höhlen, Felsspalten und Keller. Darin bilden sie dichte Kolonien. Sie senken ihre Körpertemperatur auf einen Wert knapp über der Umgebungstemperatur ab. Die Paarung findet häufig im Winterquartier statt, wenn das Weibchen noch schläft. Die Befruchtung erfolgt verzögert - nach dem Winterschlaf. Bei der Geburt kann dann schon wieder Sommer sein.
Bild: Karl-Heinz Bickmeier/NABU
Bitte nicht stören
Große Wildtiere wie Rehe und Wildschweine, die keinen Winterschlaf halten, müssen im Winter ständig nach Futter suchen und dürfen möglichst wenig Energie verbrauchen. Aufregung und Flucht kann für sie zu einer echten Gefahr werden. Deshalb sollten Menschen diese Tiere im Winter möglichst in Ruhe lassen und Hunde fernhalten.
Bild: picture-alliance/dpa/U. Perrey
Kältestarre
Diese beiden Frösche sitzen auf frisch gefallenem Schnee. Da werden sie aber nicht lange bleiben. Reptilien und Amphibien ziehen sich - wie die kleinen Nagetiere - ins Unterholz und in geschützte Höhlen und Gänge zurück oder graben sich ein. Sie verfallen in eine Kältestarre.
Bild: picture-alliance/blickwinkel/K. Wothe
Winter ist keine Insektenzeit
Auch die meisten Insekten ziehen sich zurück - etwa in Löcher im Holz, Stroh oder Gestein. Eine Ausnahme bilden die Mücken. Ihre Eier können einen harten Winter unter dem Eis überdauern. In der Nähe des Menschen gibt es die kleinen Plagegeister ganzjährig. Irgendwo - im Keller, in Baumhölen oder auf Dachböden - finden sie fast immer eine kleine frostfreie Wasserlache, um Eier abzulegen.