Feature: Biomasse
20. Juni 2011 Bioenergie aus nachwachsenden Rohstoffen sorgt für Wärme, Strom und Treibstoff. Sie macht unabhängig von Erdöl oder Kohle und ermöglicht eine dezentrale Energieversorgung. Ihr Einsatz ist dabei auch eine Maßnahme gegen den Klimawandel, denn bei der Verbrennung entsteht nur soviel klimaschädliches Kohlendioxid, wie beim Wachstum aufgenommen wurde. Schattenseiten lassen sich nicht vermeiden. Der Anbau von „Energiepflanzen“ kann große Flächen verschlingen und in Konkurrenz zu Nahrungs- und Futtermitteln stehen. Werden gar wertvolle Naturräume wie Regenwälder oder Moore in riesige Monokulturen aus Ölpalmen, Soja oder Zuckerrohr verwandelt, dann wird Bioenergie vom Segen zum Fluch. Entscheidend ist, ob die Nutzung nachhaltig ist, also vereinbar mit Naturschutz und Nahrungsmittelbedarf. Das Feature „GLOBAL IDEAS – Biomasse“ stellt beispielhafte Projekte vor.
Biodiesel für die Galápagos-Inseln (Ecuador)
In einem Gemeinschaftsprojekt der deutschen GIZ mit ecuadorianischen Partnern wurden in Deutschland Diesel-Generatoren auf den Betrieb mit Pflanzenöl umgerüstet. Gleichzeitig ernteten Kleinbauern in der Küstenprovinz Manabí die Samen von Jatropha-Sträuchern, die ihre Felder als Hecken begrenzen. Eine Kooperative presst mittlerweile aus den ölhaltigen Samen regelmäßig Pflanzentreibstoff und bietet den Bauern damit ein wichtiges Zusatzeinkommen. GLOBAL IDEAS ist bei der Ankunft der Generatoren nach ihrer Reise um die halbe Welt auf den Galápagos-Inseln dabei. Denn Ecuador hat ein ehrgeiziges Ziel: Das Archipel, Weltnaturerbe der UNO, soll eines Tages zu 100% mit erneuerbaren Energieträgern versorgt werden.
Pflanzenöl und Biogas in Chhattisgarh und Maharashtra (Indien)
Die Adivasi, die indigene Bevölkerung des Subkontinents, nutzen seit jeher verschiedene einheimische Ölpflanzen, wie z.B. Kusum, Mahua oder Sal für traditionelle Produkte. Nun aber „ernten“ sie auch Energie. Durch den Aufbau einer selbstverwalteten Infrastruktur mit Ölpressen, Bewässerungsanlagen, Landmaschinen und Stromgeneratoren werden sich die ärmlichen Lebensverhältnisse der Adivasi deutlich verbessern. 24 Dörfer mit rund 9000 Menschen sind am Projekt RESRA (Renewable Energy Supply for Rural Areas) in der Provinz Chhattisgarh beteiligt. Und auch die Biodiesel-Stationen der AERF (Applied Environment Research Foundation) in der Provinz Maharashtra haben sich zu Erfolgsprojekten entwickelt, die - wie die Initiatoren hoffen - in vielen anderen Gebieten Indiens Schule machen werden.
Der indonesische „Zuckerplan“ von Willie Smits
Dr. Willie Smits ist in den Niederlanden geboren, heute lebt er als Forstwissenschaftler und Tierschützer auf der Insel Sulawesi. Er ist ein Macher, der in keine Schablone passt und überzeugt ist, die Energieprobleme der Menschheit lösen zu können. „Bioethanol aus Palmzucker“ heißt sein einfaches Konzept. Deshalb hat er auf Borneo und Sulawesi massiv die Nutzung der Zuckerpalme vorangetrieben, einer Pflanze, die zahlreiche verwertbare Produkte liefert, nur in Mischkulturen wächst und die Menschen zu nachhaltigem Waldschutz motiviert. In Nord-Sulawesi baute Smits die weltweit erste Fabrik für Palmzucker auf, die neben Zucker mittlerweile auch Bioethanol produziert. Nun will der Visionär beweisen, dass dies mit dem Palmsaft auch in ganz großem Stil möglich ist. Eine Idee, die die Welt verändern könnte.
Ein Film von Jörg Seibold