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Programmkino im Netz

Karsten Kaminski21. Dezember 2013

Kinoblockbuster auf dem heimischen Sofa zu sehen ist für viele ganz normal geworden. Das Angebot wird jetzt erweitert: mit Internetportalen, die Spartenfilme zeigen. Bedeutet dies das Ende des Programmkinos?

Kinosaal
Bild: Mammut Vision/Fotolia

Das Bild von gepolsterten Sesselreihen, die vollbedeckt mit Popcornkrümeln sind, könnte bald Vergangenheit sein. Vielleicht wird es von digitalen Video-Portalen ersetzt, die man auf dem Laptop, auf dem Tablet oder unterwegs mit dem Smartphone aufrufen kann. Diese "Videos-on-Demand" kann man aus dem Internet herunterladen oder live streamen. Bekannt sind größere Anbieter wie "Maxdome" oder "movie.de", die die Kinohits für weniger als die Hälfte des Geldes, das man an der Kinokasse zahlt, zeigen. Nun kommen Spartenfilme hinzu - und das mit einer immer größeren Auswahl.

Zu den bekannteststen gehören die Plattformen "Mubi" oder "alleskino.de". Bei "Mubi" wird jeden Tag ein anderer Film gezeigt. Für knappe fünf Euro im Monat gibt es zum Beispiel "Bang Boom Bang", einen deutschen Film aus dem Jahr 1999, oder auch eine Grafitti-Streetart Reportage über den Künstler Banksy mit deutschen Untertiteln.

Das neue Geschäftsmodell mit Nischenprogrammen im Netz funktioniert: "Mubi" startete erst 2013 in Deutschland und plant jetzt auch, in Mexiko, Russland und Brasilien die Plattform zu etablieren. Der Geschäftsführer hat bereits einen Sitz im Silicon Valley.

Video on demand auf dem Erfolgkurs

Die deutsche Variante "alleskino.de" ist gerade dabei, diesen Weg nachzugehen. Hier sollen irgendwann einmal alle deutschsprachigen Filme zu sehen sein. Man hat kein Abo, sondern zahlt einen bis fünf Euro pro Film, den man sich innerhalb von 48 Stunden angucken kann. Das Angebot ist bisher nach deutschen Städten kategorisiert, wie etwa Berlin mit Filmen wie "Berlin Calling" oder "Die Welle".

Paul Kalkbrenner hat den kultigen Soundtrack zu "Berlin Calling" geschrieben und spielt die HauptrolleBild: picture-alliance/dpa

Rund 500 deutsche Filme gibt es bereits auf der Plattform. Bis zum erklärten Ziel, wirklich alle deutsche Filme anzubieten, ist es noch ein weiter Weg. Es seien rund 12.000 Titel, sagte Andreas Vogel von "alleskino.de" im DW-Interview: "Für unsere Plattform arbeiten wir eng mit Filmstiftungen und Archiven zusammen. Wir digitalisieren sogar alte Filme, die auf 35mm gefilmt wurden und können somit Filme zeigen, die es in den Programmkinos noch nicht zu sehen gab."

Auch wenn die Gründer von "alleskino.de", darunter auch der Fernsehregisseur Hans W. Geißendörfer, bis jetzt noch nicht wirklich Geld mit der Plattform verdienen, sind sie zuversichtlich. "In zwei bis drei Jahren könnte ich mir vorstellen, dass wir damit auch finanziell Erfolg haben", so Vogel. Die Zahlen sprechen dafür. Der Bundesverband für audiovisuelle Medien verkündete schon im Bericht für das 3. Quartal 2013, dass der Umsatz im Bereich Video-on-Demand gestiegen ist. Es sei das beste Neunmonatsergebnis in der Geschichte des deutschen Home Entertainment-Marktes. Außerdem wird prognostiziert, dass die Umsätze der Digitalanbieter weiter steigen werden - genau das wird auch durch die neuen Portale im Netz bemerkbar. Heißt das jetzt das Aus für das Programmkino?

"Menschen gehen weiterhin ins Kino"

Mit klaren Aussagen halten sich die Fachleute eher zurück. Der Filmhistoriker Olaf Brill sieht Video-on-Demand als aufstrebendes Modell im Internet, aber damit noch nicht das Ende der Programmkinos: "Durch diese Plattformen haben wir Nischenprodukte, die man sonst nicht finden kann. So kann es sein, dass wir in Zukunft ein größeres und viel breiteres digitales Programm haben, was vorher von den Programmkinos nicht abgedeckt werden konnte". Trotzdem bestehe nicht direkt eine Konkurrenz: "Es kann natürlich sein, dass durch die Verbreitung der Video-on-Demand-Plattformen das Kino in Zukunft als Relikt des 20. Jahrhunderts gelten könnte. Aber ich denke, dass die Menschen immer noch Spaß haben werden, interessante Filme im Kino zu sehen. Das sieht man zum Beispiel bei Stummfilmen - dafür gibt es immer noch genug Liebhaber."

Noch ist das Angebot klein, doch schon jetzt macht das Stöbern auf "alleskino.de" SpaßBild: alleskino.de

Die Programmkinos schauen trotzdem nicht sehr optimistisch in die Zukunft. Christian Schmalz, Programmkinobetreiber aus Köln befürchtet, dass es gerade Kinos in kleineren Städten schwer haben werden: "Durch die Digitalisierung wird alles immer schneller. Die Menschen kommen einfacher an die Filme. Das führt dazu, dass die Leute auf dem Land eher zu Hause bleiben." Trotzdem habe das Kino in seinen Augen noch eine gesellschaftliche Relevanz und sei als Kulturtreffpunkt nicht wegzudenken: "Das Kino bietet noch eine gewisse Exklusivität, zum Beispiel bei Filmpremieren. Erst wenn das wegfällt, sieht es kritisch aus für die Zukunft des Kinos." Problematisch für die Kinobetreiber sei der Preisunterschied zwischen klassischem Kino und den neuen Internetportalen. Unter fünf Euro sei es viel zu schwer, Filme in einem Kinosaal anzubieten.

Plattformen sollen mit Programmkinos zusammen arbeiten

Andreas Vogel von "alleskino.de" will die Programmkinos sogar unterstützen. Die Digitalisierung von Filmen soll nämlich nicht nur seine Plattform bereichen, sondern auch das Kinoangebot: "Wir können uns vorstellen, mit den Programmkinos zusammenzuarbeiten. Der Aufwand mit der Rechteklärung von Filmen und die technische Wiederherstellung muss sich lohnen. Also wollen wir die Filme auch im Kino zeigen."

Die deutsche Plattform sieht sich also lieber als Partner und nicht als Feind der Programmkinos. In den USA entwickelt sich der Markt immer schneller, aber auch dort gibt es noch ein ausgewognens Kinoprogramm - fragt sich nur , wie lange noch.

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