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Giftige Chemikalien

Thomas Kohlmann / fs5. Mai 2015

Die meisten Staaten der Welt wollen Giftstoffe aus dem Verkehr ziehen. In Genf diskutieren Experten diese Woche, welche Chemikalien noch auf der Verbotsliste landen sollen. Wir stellen die wichtigsten Gifte vor.

Symbolbild Reagenzgläser (Foto: Fotolia/ Tom)
Bild: Fotolia/Tom

Vom 4. bis 15. Mai 2015 geht es in Genf um die Frage, welche Giftstoffe weltweit aus dem Verkehr gezogen werden sollen. Dann treffen sich dort Vertreter der Unterzeichnerstaaten von gleich drei internationalen Konventionen, die den Umgang mit gefährlichen Chemikalien regeln - und das sind jeweils mehr als 150 Staaten.

Die Übereinkommen von Rotterdam und Basel regeln den Handel und die Entsorgung gefährlicher Chemikalien. Das Stockholmer Übereinkommen widmet sich sogenannten persistenten organischen Schadstoffen (POP) - das sind Stoffe, die sich nicht von selbst mit der Zeit zersetzen und damit dauerhaft Mensch und Umwelt gefährden.

Das dreckige Dutzend

2001 wurde das Stockholmer Übereinkommen (POP-Konvention) von den ersten Vertragsstaaten unterzeichnet. 2004 trat es in Kraft. Die ersten organischen Substanzen oder Substanzgruppen, die damit verboten wurden, waren das sogenannte "Dreckige Dutzend" - vor allem Insektizide und Pestizide, aber auch einige Industriechemikalien und Nebenprodukte von unsauberen Verbrennungsprozessen, nämlich Dioxine und Furane.

Einige Stoffe des Dreckigen Dutzends sind hingegen kaum bekannt, etwa die Pestizide Aldrin, Chlordan, Dieldrin, Endrin, Heptachlor, Mirex, Hexachlorbezol und Toxaphen. Bei den Gesprächen in Genf könnten jetzt noch weitere Pestizide auf die Verbotsliste kommen. Zur Debatte stehen das Herbizid Paraquat-Dichlorid und das Insektizid Fenthion.

DDT nur zur Malariabekämpfung zugelassen

Anders sieht es mit Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) aus. In den meisten westlichen Ländern ist das Insektizid seit den 1970er Jahren verboten. Nach dem zweiten Weltkrieg war es in großen Mengen in der Landwirtschaft eingesetzt worden. Zur Bekämpfung von Läusen, die Typhus übertragen haben, wurde DDT auch direkt an Menschen eingesetzt. Durch die Haut kann DDT nicht aufgenommen werden.

Später zeigte sich aber, dass die Chemikalie sich durch die Nahrungskette in der Muttermilch anreicherte - über den Umweg aus dem Körperfett, das offensichtlich als Speicher diente. DDT, das in hoher Konzentration Kopfschmerzen, Übelkeit, Brechreiz, Verwirrung und Muskelzittern auslösen kann, steht zudem im Verdacht das Brustkrebsrisiko zu erhöhen.

In Afrika werden traditionelle Behausungen mit DDT eingesprüht. Malaria ist hier viel gefährlicher als das Insektizid.Bild: picture-alliance/dpa

Nicht nur Menschen sind durch DDT gefährdet: Die Forderung zum Verbot der Substanz erhielt Unterstützung als Forscher nachweisen konnten, dass die Eierschalen von Raubvögeln, wie Adlern, Falken aber auch von Pelikanen, durch DDT immer dünner wurden und diese Tiere vom Aussterben bedroht waren.

Seit einigen Jahren erlebt DDT eine Renaissance in Malaria-Gebieten Afrikas. Das Gift wird dort mit großem Erfolg genutzt, um Wohnhäuser gegen die Anopheles-Mücke - den Überträger der Krankheit zu imprägnieren. Nur für diesen Zweck macht das Stockholmer Abkommen eine Ausnahme.

Krebs durch Elektronik

Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind die wohl bekannteste Stoffgruppe der Industriechemikalien unter dem Dreckigen Dutzend. Ihre Verwendung wurde in den USA schon in den 1970er Jahren verboten, aber in vielen anderen Ländern ging die Produktion und die Nutzung in elektronischen Bauteilen bis 2001 weiter, als die POP-Konvention in Kraft trat.

PCB waren beliebt, weil sie schwer entzündlich und chemisch stabil sind, einen hohen Siedepunkt haben und Strom nicht leiten, also ideal als Isolatoren wirken. Ein beliebter Einsatzbereich waren daher Kondensatoren, die in einer Vielzahl von Elektrogeräten verbaut wurden, aber auch Motoren oder hydraulische Geräte. Darüber hinaus fanden sich PCB auch in Kunststoff- und Gummiprodukten, Farbpigmenten und sogar im Kopierpapier wieder.

Elektroschrott enthält oft noch PCB-haltige Kondensatoren oder MotorenBild: picture-alliance/dpa

PCB lösen ganz verschiedene direkte Vergiftungserscheinungen aus, etwa Haarausfall und Hautreaktionen - vorausgesetzt Menschen sind der Substanz über einen längeren Zeitraum ausgesetzt. Vor allem sind PCB aber auch krebserregend, schädigen das Nervensystem und die Fortpflanzung.

Die Stoffe kommen als helle bis gelbliche Flüssigkeiten daher, können aber auch dunkel, fest und wachsartig aussehen.

Asbest: Nicht organisch - trotzdem gefährlich

Nicht nur organische Verbindungen könnten in Genf auf den Verbotslisten der drei Konventionen landen. Der Stoff Asbest, der in vielen Ländern schon heute verboten ist, steht dort auch zur Diskussion.

Aufgrund seiner stabilen Faserstruktur und Hitzebeständigkeit wurde Asbest jahrelang in Baumaterialien, zur Isolation oder im Brandschutz eingesetzt. Wenn heutzutage in Deutschland Gebäude abgerissen werden, die mit Asbest gebaut worden waren, muss der Schutt als Sondermüll entsorgt werden. Und das ist teuer, denn Asbest ist hier seit 1993 verboten, weil der Stoff schwer krebserregend ist.

Was in Deutschland längst verboten ist, wird in Indien verbaut: Dachplatten aus AsbestBild: CC-BY-Biswarup Ganguly

In Indien ist die Gesetzeslage indes ganz anders: Das Land ist der weltgrößte Wachstumsmarkt für Asbest. Die Importe haben sich in den letzten Jahren sogar fast vervierfacht und die Regierung unterstützt die Bauindustrie des Landes mit günstigen Zollgebühren für Baumaterialien, darunter auch Asbest.

Asbest ist stark krebserregend, weil die winzigen Fasern sich in den Lungenbläschen festsetzen, dort nicht abgebaut werden können und Entzündungen hervorrufen. Die Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) schätzt, dass Jahr für Jahr etwa 100.000 Menschen, die auf der Arbeit Asbeststäuben ausgesetzt sind, daran sterben. Experten gehen davon aus, dass noch Tausende weitere Opfer hinzukommen, die anderswo mit Asbest in Kontakt kommen.

Quecksilber - nicht mehr unersetzbar

Für das Schwermetall Quecksilber gibt es eine eigene internationale Konvention: Das Minamata-Übereinkommen von 2013. Benannt ist es nach einem japanischen Fischerdorf, in dem Tausende von Menschen in den 1950er Jahren an einer Quecksilbervergiftung erkrankten.

Damals wurde das Metall etwa in Fieberthermometern eingesetzt. Auch in elektronischen Schaltern kam Quecksilber häufig zum Einsatz. Heute sind solche Instrumente fast überall verboten. Aber Quecksilber ist noch ein Bestandteil von Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen. All das ist nicht mehr nötig, denn durch die Entwicklung moderner Halbleiter und durch LED-Leuchtstofflampen könnte man heute auf Quecksilber ganz verzichten.

Der technische Fortschritt macht es möglich: Quecksilber kann heute ganz aus dem Verkehr gezogen werdenBild: Fotolia/marcel

Aber sogar in einigen Goldminen wird es noch genutzt, um Gold aus dem Erz abzuscheiden. Diese Form des Bergbaus hinterlässt dann in der Regel ein völlig vergiftetes Ödland.

Auch aus unsauberen und ungereinigten Verbrennungsgasen - etwa aus Braunkohle - kann es in die Umwelt gelangen, wenn das verdampfte Metall über Land oder Ozeanen niedergeht. Vor allem Fische nehmen das Schwermetall auf und lagern es in ihrem Fettgewebe ein. So gelangt es durch die Nahrungskette zurück zum Menschen.

Quecksilbervergiftung zeigt sich durch Kopfschmerzen, Übelkeit und Brustschmerzen. Schwere Vergiftungen betreffen das Zentrale Nervensystem und rufen psychotische Störungen hervor bis hin zu einem Delirium und zu Halluzinationen. Zittern und Muskellähmungen oder. Spasmen folgen. Konzentrationen von 150 bis 300 Milligramm gelten als tödlich.

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