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"Das war echt wichtig für die"

8. Juni 2018

Mit dem Besuch der KZ-Gedenkstätte haben Kollegah und Farid Bang für Schlagzeilen gesorgt - obwohl die Presse außen vor blieb. Wir haben mit denen gesprochen, die die beiden Deutschrapper bei der Führung begleitet haben.

Rapper Kollegah und Farid Bang in KZ-Gedenkstätte Auschwitz
Bild: picture-alliance/dpa/Iak/B. Oertwig

"Warum der Besuch des Skandal-Rappers in der KZ-Gedenkstätte eine Farce ist" titelte die "Jüdische Allgemeine" in einem ganz persönlichem Kommentar. Der Autor sieht den Auschwitz-Besuch der beiden Deutsch-Rapper und den Echo-Skandal äußerst kritisch, vor allem die Diskussion um die umstrittenen Textzeilenauf dem aktuellen Album. In der Reise von Kollegah und Farid nach Oświęcim sieht er wenig Sinn: "Der Erkenntnisgewinn der beiden Skandal-Rapper dürfte sich in engen Grenzen gehalten haben." 

Auf ähnlich skeptische Positionen stößt man auch in anderen Medien. Wir haben deshalb bei denen nachgefragt, die Kollegah und Farid Bang nach ihrem Rundgang über das Gelände der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau persönlich erlebt haben und mit ihnen vor Ort ins Gespräch gekommen sind: junge Auszubildende des VW-Konzerns und polnische Berufsschüler, die für zwei Wochen Bildungsarbeit in der Internationalen Jugendbegegnungstätte in Oświęcim sind.

Christoph Heubner vom Internationalen Auschwitz-Komitee, der die Einladung an die beiden Musiker nach dem Echo-Skandal im Mai 2018 spontan ausgesprochen hatte, zeigte sich hochzufrieden mit dem Verlauf. Seine Ausführungen zur Geschichte des früheren KZ und Vernichtungslagers Auschwitz seien angekommen, sagte er im DW-Interview. Den Termin der Reise hatte Heubner zusammen mit dem jeweiligen Management der Rapper organisiert - als private Reise, ohne Presse und ohne Fotografen.

Erschütternde Konfrontation mit der deutschen Geschichte

Kollegah und Farid Bang hätten eine "ganz normale Führung" auf Deutsch mitgemacht, betont der stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Auschwitz Komitees gegenüber der Deutschen Welle. "Wir sind über das Gelände gegangen und haben ihnen erklärt, was sie sehen. Und wir haben ihnen Geschichten von Überlebenden erzählt: von Polen und Juden, von Sinti und Roma und sowjetischen Kriegsgefangenen, die häufig so alt waren wie die beiden Rapper heute."

Christoph Heubner hat die Musiker durch die Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau begleitetBild: DW/H. Mund

Von dem menschenverachtenden und grausamen Alltag in einem deutschen Konzentrationslager hätten die beiden offenbar nicht viel gewusst, so Heubner. Vor allem das Ausmaß der von den Nationalsozialisten industriell geplanten Judenvernichtung, die brutale Bürokratie der SS, habe die Rapper geschockt. Das bestätigen auch Niklas Henk und Dogay Kilic, die mit den anderen Jugendlichen und Auszubildenden aus Deutschland und Polen am Ende der Führung dazu stießen. Das Internationale Auschwitz Komitee hatte das Treffen arrangiert.

Die beiden jungen Deutschen aus Salzgitter sind Auszubildende beim Autokonzern VW. Zwei Wochen lang absolvieren sie in Oświęcim und der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau zusammen mit polnischen Berufsschülern ein Bildungsprogramm: vormittags besuchen sie Workshops zum Thema "Holocaust" und zur Geschichte von Auschwitz, nachmittags arbeiten sie dann an der Erhaltung der Gedenkstätte im polnischen Oświęcim mit. Von Rasen mähen bis zur Säuberung von Fundstücken aus dem früheren KZ Auschwitz gab es viel für sie zu tun.
 

Niklas (20) und Dogay (22) haben die Rapper bei der Führung getroffenBild: DW/H. Mund

"Nicht nur krasse Typen, die sie auf der Bühne vorgeben zu sein"

Dass sich die beiden Musiker der heiklen Situation, das ehemalige Konzentrationslager zu besuchen, gestellt haben, hat die Jugendlichen offensichtlich beeindruckt: "Die Art und Weise, wie die sich uns gegenüber verhalten haben und wie die argumentiert haben", so Niklas im Interview mit der DW, "lässt auf jeden Fall darauf schließen, dass sie nicht nur die krassen Typen sind, die sie auf der Bühne vorgeben zu sein. Und dass denen dieser Besuch ein wirkliches Anliegen war."

Am Ende der Führung über das weitläufige Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers, berichtet Christoph Heubner, hätten Kollegah und Farid Bang zusammen mit den Jugendlichen genau an dem Platz gestanden, an dem heute nur noch die Ruinen des von der SS gesprengten Krematoriums V zu sehen sind. An dieser Stelle seien die Deportierten - Frauen, Kinder, alte und junge Menschen - damals vergast und später verbrannt worden. Ihre Asche wurde anschließend in den nahe gelegenen See gestreut. Rundherum erstreckt sich eines der vielen Birkenwäldchen, daher der Name Auschwitz-Birkenau.

Sichtlich betroffen: Kollegah und Farid Bang Bild: picture-alliance/dpa/J.Deodat/IAK

Ein geschockter Farid Bang - Lob an die Azubis 

Diese schrecklichen historischen Details hätten in dem Moment nicht nur die Jugendlichen tief erschüttert, erzählt Dogay. "Von Farid Bang kam in dem Moment eine extreme Reaktion. Er stand da und hat total schockiert gefragt: 'Hier, genau an dieser Stelle?' Das war so eine Situation, wo man echt gemerkt hat, wie wichtig das für die war und dass das nicht geschauspielert oder eine Promo-Aktion war."

Am Schluss des gemeinsamen Rundgangs hätten die Jugendlichen dann noch eine große Portion Anerkennung von den Deutschrappern kassiert, erzählt Niklas - und in seiner Stimme schwingt ein bisschen Stolz mit: "Da kam am Ende ein ausdrückliches Lob von Kollegah und Farid Bang, dass wir diese Arbeit hier machen."

"Für die Auschwitz-Überlebenden ist der Besuch der Rapper eine Genugtuung", sagte Christoph Heubner. "Und auch eine Geste an ihre jungen Fans, dass Hass, Menschenverachtung und Antisemitismus in keiner Kunst einen Platz haben sollten."

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