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Kein Clown ins Weiße Haus!

Soric Miodrag Kommentarbild App
Miodrag Soric
17. Juni 2015

Als Schauspieler hätte er sich in "Kir Royal" gut gemacht. Als jener Fabrikant, der mit Geld alles Mögliche will. Aber Donald Trump ist kein Schauspieler. Er will US-Präsident werden. Miodrag Soric findet: Fehlbesetzung!

Bild: Reuters/Jim Young

Ein paar Trump-Sätze gefällig? "Wann haben wir Japan das letzte Mal bei was auch immer geschlagen?" "Mexiko ist das neue China." "Niemand kann bessere Mauern bauen als ich". Oder: "Als unsere Truppen den Irak verließen, hätten sie das dortige Öl mitnehmen sollen". Und schließlich: "China baut so große Brücken, dass unsere aussehen wie kleine Kartoffeln."

Im Stakkato verbreitet Donald Trump so viel Unfug, dass ich mit dem Schreiben nicht mehr nachkomme. Er sagt das alles mit sehr ernstem Gesicht. Auch, dass er Präsident der Vereinigten Staaten werden will. Muss man das ernst nehmen?

Zumindest hat er dem unübersichtlichem Kandidatenfeld bei der Republikanischen Partei eines voraus: Der amerikanische Wähler kennt Trump: seine glänzenden Anzüge, schrillen Krawatten, das nach vorne geföhnte spärliche Haar und die laute Stimme. Seit Jahrzehnten tritt der Milliardär im Fernsehen auf – ob bei Realityshows oder bei CNN. Nie ist er bescheiden, immer sehr direkt, oder wie er es formulierte: "Ich bin eigentlich ein sehr netter Kerl."

Ein "straight shooter"

Amerikaner haben eine Schwäche für "straight shooter" - Menschen, die Klartext reden. Sie mögen Politiker, die es zu etwas gebracht haben. Trump, der Milliardär, sagt: Er sei nicht käuflich. Vielmehr kaufe er Politiker: "Meine Lobbyisten sind phantastisch."

Anders als seine Mitbewerber liest er seine Reden nicht vom Teleprompter ab. Den von seinen Beratern vorbereitete Text legt er beiseite. Er spricht frei: von den bösen Russen, Chinesen, Iranern und Mexikanern. In seiner Welt ist die USA umzingelt von Feinden. Bemerkenswert, wie er während der Wahlkampfrede wie selbstverständlich die Brücke schlägt zu seinen namentlich genannten Hotels, zu seinen Immobilien ("Trump Tower") in erster Lage, zu seinen Golfplätzen, die zu den besten der Welt gehören, wie er versichert. Er legte in seiner Rede eine Art "Werbepause" ein. So wie im Fernsehen. Er nutzt die kostenlose Werbezeit, die ihm die amerikanischen Networks gewähren. Und man beginnt zu ahnen, wie er so reich geworden ist.

Miodrag Soric, DW-Korrespondent in Washington

Wenn andere ganz seriös wirken

Und der amerikanische Wähler? Viele könnten sich zumindest theoretisch vorstellen, ihn zu wählen. Dass sie sich am Ende wirklich für ihn entscheiden, ist unwahrscheinlich. Sie wollen keinen Clown im Weißen Haus. Über den Blödsinn, den Trump verbreitet, freuen sich einige seiner Konkurrenten, etwa der texanische Senator Ted Cruz. Im Vergleich zu Trump wirkt der sonst als radikal verschriene Tea-Party-Favorit so seriös wie ein Schweizer Notar.

Lohnt es sich also, die Auftritte von Trump weiter zu verfolgen? Gelegentlich benennt er ja auch Probleme: die Schwäche des US-Bildungssystems, den Verfall der einheimischen Infrastruktur. Vielleicht zwingt das bei den bevorstehenden Fernseh-Debatten andere Kandidaten, sich dazu zu äußern.

Vor allem hat Donald Trump Unterhaltungswert. "Ich werde einen wie General Patton finden, um den Islamischen Staat zu besiegen". Schon beginnt vor dem geistigen Auge der Hollywoodfilm, bei dem die Islamisten mit ihren Kalaschnikows unter dem Arm reißaus nehmen.

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