Heftige Unwetter mit Starkregen in Deutschland: Vollgelaufene Keller, so viel Regen an einem Tag wie sonst in einem Monat. Und Klimaexperten sagen: Daran muss sich Deutschland gewöhnen.
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Was für ein sch... Wetter
Der Hochsommer macht Pause in Deutschland. Starkregen, Unwetter und Temperaturen wie im Herbst sorgen für Unbehagen. Es drohen Überschwemmungen und Schlammlawinen. Ist der Klimawandel hierzulande angekommen?
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Hochwasserwarnung nach Starkregen
Heftiger Regen sorgt in weiten Teilen Deutschlands für Überschwemmungen. Besonders betroffen ist Deutschlands Mitte, wie hier in Niedersachen. In Sachsen-Anhalt steigen die Wasserstände einiger Flüsse stark an. Für Regionen im Harz gilt teilweise bereits die höchste Alarmstufe 4, wie die Hochwasservorhersagezentrale in Magdeburg mitteilt. Flächen entlang der Gewässer sind bereits überflutet.
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Feuerwehr im Dauereinsatz
Im Süden Niedersachsens hat der Dauerregen in der Nacht in einigen Orten zu Überschwemmungen geführt. Keller liefen voll, Bäche traten über die Ufer. Wie der Deutsche Wetterdienst meldet, sind innerhalb eines Tages zwischen 50 bis 80 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, teilweise sogar 100 Liter pro Quadratmeter - soviel viel wie sonst in einem ganzen Monat.
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Kleiner Bach, reißender Fluss
Die Böden können nach den starken Regenfällen der letzten Wochen nicht mehr viel Wasser aufnehmen. So kann es schneller zu Überflutungen und Hochwassern kommen. Kleine Bäche werden zu reißenden Flüssen, wie dieser Nebenfluss der Lenne im niedersächsischen Göttingen. An größeren Flüssen wie Elbe oder Saale herrsche keine Gefahr, so die Hochwasservorhersagezentrale.
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Kanalisation völlig überlastet
Auch die Kanalisation konnte diese enormen Wassermengen nicht mehr aufnehmen. So kam es bereits in der vergangenen Woche in vielen Städten zu überschwemmten Straßen. Hier in Köln wurden sogar Gullydeckel von dem hohen Wasserdruck hochgedrückt.
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Von Regengüssen überrascht
Dieser Fahrradfahrer in Köln versucht, sich seinen Weg durch die überfluteten Straßen zu bahnen. Viele Unterführungen und Straßenzüge standen unter Wasser. Viele Einwohner waren auf die Fluten nicht vorbereitet.
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Schicht im U-Bahn-Schacht
Vollgelaufene Straßen und U-Bahn-Schächte brachten den Verkehr in Städten wie Köln (Foto) und Berlin zeitweise zum Erliegen. In Berlin musste die Feuerwehr am Sonntag 435 Mal ausrücken und rief zum zweiten Mal den Ausnahmezustand aus. Dabei ging es meist um vollgelaufene Keller und herabgestürzte Äste.
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Kleine Erfrischung
Der andauernde Regen sorgt für eine willkommene Abkühlung, zumindest für diese beiden Frauen in Hennigsdorf (Brandenburg). Nach Temperaturen von 30 Grad Celsius am Samstag stürzten die Temperaturen innerhalb eines Tages auf gerade mal 20 Grad. So frisch soll es bis zum kommenden Wochenende bleiben. Durchhalten! Denn dann ist Besserung in Sicht.
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Vorsicht Einsturzgefahr
Am vergangenen Mittwoch hatte der Besitzer dieses E-Bikes Glück im Unglück. Bei einem heftigen Gewitter stürzte der Baum um und begrub sein Fahrrad unter dem Stamm. Der Fahrradfahrer kam verletzt in ein Mönchengladbacher Krankenhaus und überlebte. Im 100 Kilometer entfernten Dortmund wurde am selben Tag eine Radfahrerin von einem Baum erschlagen.
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Gefährliche Grüße vom Himmel
Diese spektakulären Blitze waren während des Unwetters über München zu sehen. Am Wochenende mussten in Hessen viele Rettungskräfte ausrücken. Blitzeinschläge sorgten für Hausbrände. Im Werra-Meißner-Kreis brannte eine freistehende Scheune mit land- und forstwirtschaftlichem Gerät komplett aus.
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Zum zweiten Mal innerhalb eines Monats haben die Behörden am Wochenende in Berlin den Ausnahmezustand ausgerufen. Heftige Regenfälle hatten Straßen unter Wasser gesetzt, teilweise meterhoch. Die Feuerwehr der Hauptstadt wurde den Notrufen nicht mehr Herr. Laut einem Zeitungsbericht musste die Feuerwehr innerhalb von anderthalb Stunden 185 Mal ausrücken. Und in der Bodenseeregion wüteten die Unwetter derartig, dass Zugstrecken wegen umgestürzter Bäume oder abgerutschter Berghänge gesperrt werden mussten.
Schneller Wechsel von Hitze und heftigem Regen
Das sind Zustände, an die sich die Deutschen nach Ansicht von Klimaforschern gewöhnen müssen. Der Treibhauseffekt lässt eben nicht nur Eisberge schmelzen und den Meeresspiegel ansteigen, er hat auch immer stärkere Auswirkungen auf Mitteleuropa. "Wir haben den schnellen Wechsel von heißer Trockenheit und heftigen Regenfällen schon lange vorhergesagt, jetzt wird das von Jahr zu Jahr deutlicher", sagt Mojib Latif, Meteorologe und Klimaforscher am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel der DW. "Auch in Deutschland ist die Durchschnittstemperatur seit etwa 1880 um 1,4 Grad gestiegen, das bleibt nicht ohne Folgen." Einerseits verstärke sich durch die Erderwärmung das subtropische Azorenhoch des Nordatlantiks, aber auch die Tiefs blieben Europa erhalten. "Und mit jeden Grad an Temperatur-Steigerung nimmt die mögliche Regenintensität um sieben Prozent zu", erklärt Latif. Auch hätten die Wetterstationen lange Zeit nur die Regenmengen über viele Tage und Wochen hinweg gemessen. Aber das Problem seien jetzt die vielen kurzen, heftigen Regenfälle. "Da fehlen noch ausreichende Messdaten für exakte Vorhersagen". Generell aber gelte: Wärmere Luft kann mehr Wasser aufnehmen, die Regengüsse werden heftiger.
Arktis erwärmt sich schneller als andere Regionen
Klimaforscher Mojib LatifBild: DW
Aussagen, die auch der Meteorologe Peter Hoffmann von Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) bestätigt. "Die Arktis erwärmt sich durch den Klimawandel stärker als andere Regionen, das verändert das Verhältnis von Tiefs und Hoch, ihre Zugbahnen über Mitteleuropa", sagt Hoffmann der DW. "Und gerade haben wir ein Tief über Mitteleuropa, das mehrere Tage dort verweilt und die heftigen Regenfälle mit verursacht." Hoffmann weist noch auf einen anderen Zusammenhang hin: Wenn in Mitteleuropa so viel Regen fällt wie derzeit, trägt das auch zur extremen Trockenheit im Süden des Kontinents bei.
Klimaforscher Peter HoffmannBild: PIK/K.Karkow
Regen in Mitteleuropa gleich Trockenheit im Süden
So haben die Behörden in Rom wegen extremen Wassermangels Alarm geschlagen. Die italienische Hauptstadt wird gerade von hohen Temperaturen und extremer Trockenheit heimgesucht. Die Verantwortlichen erwägen sogar eine stundenweise Abschaltung der Wasserversorgung in Privathaushalten, nachdem das Niveau des Braccianer Sees, eines Hauptreservoirs für Trinkwasser, 160 Zentimeter unter den Normalstand gesunken ist. Und der Vatikan stellte wegen der Wasserknappheit sowohl die Springbrunnen auf dem Petersplatz als auch die Zierbrunnen in den Vatikanischen Gärten ab.
Hier noch mit Wasser: Am Petersplatz in Rom. Bild: picture-alliance/Arco Images/I. Gercelman
Beide Klimawissenschaftler betonen: Auch bei bester Klimapolitik muss Mitteleuropa fürs Erste mit solchen Wetterszenarien leben: "So leicht lässt sich der Schalter nicht umlegen", sagt Hoffmann. Und Latif meint: "Zwar ist das Klima oft auch ein chaotisches System. Aber auf starken Regen und große Trockenheit im schnellen Wechsel müssen wir uns erst einmal einstellen."