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Davos erwartet Trump und Thunberg

Ashutosh Pandey dk
20. Januar 2020

Erstmals seit September werden der wortgewaltige US-Präsident und die schwedische Umweltaktivistin wieder zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein. Doch beim Gipfel soll es eigentlich um weit Wichtigeres gehen.

Italien Greta Thunberg und Donald Trump auf Plakat bei einer Demo in Rom
Bild: Imago Images/ZUMA Press/C. Minelli

Die schwedische Klimaschützerin Greta Thunberg kehrt in den schweizerischen Winterkurort zurück, um auf dem 2020 World Economic Forum (WEF) ihre starke und eindeutige Forderung zu vertreten: Macht ein Ende mit dem "Wahnsinn" der fossilen Kraftstoffe! Thunberg adressiert damit nicht nur, aber vor allem, den US-Präsidenten, Donald J. Trump. Der hatte in der Vergangenheit versucht, die Umweltschutz-Aktivistin lächerlich zu machen und behauptet, der Teenager habe ein "Wut-Management-Problem". Trump, der zu den bekanntesten Klimawandel-Skeptikern gehört, kommt wieder nach Davos - im letzten Jahr war er wegen des Streits um den US-Haushalt nicht gekommen.

Es wird das erste Mal seit dem UN-Klimawandel-Gipfel in New York im vergangenen Jahr sein, dass Thunberg und Trump bei der gleichen Veranstaltung auftreten. Dort hatte man die bösen Blicke gesehen, die Thunberg dem Präsidenten zuwarf, als sich ihre Wege zweimal kurz gekreuzt hatten.

Später, Thunberg war gerade vom Time-Magazin zur "Person des Jahres 2019" gekürt worden, sagte sie der BBC, sie hätte "niemals ihre Zeit verschwendet", um mit Trump beim UN-Gipfel über die Klimakrise zu sprechen. "Ehrlich gesagt, ich hätte wahrscheinlich gar nichts gesagt. Offensichtlich hört er nicht auf Wissenschaftler oder Experten, warum hätte er da mir zuhören sollen?"

2019 in New York: Blicke sprechen Bände. Mal sehen, ob es 2020 in Davos zu einem Treffen Thunbergs mit Trump kommtBild: Reuters/A. Hofstetter

Globaler "Notfall"

Thunberg, die im vergangenen Jahr in Davos gesagt hatte, dass "unser Haus in Flammen steht", hat bei den Organisatoren des WEF Unterstützer gefunden. Auch beim inzwischen 81-jährigen Forums-Gründer Klaus Schwab, der sagte, die Welt stehe vor einem "Notfall".

"Wir wollen, was den Klimawandel angeht nicht an einen Punkt der Unumkehrbarkeit anlangen", sagte Schwab am vergangenen Dienstag gegenüber Reportern. "Wir wollen der nächsten Generation keine Welt hinterlassen, die immer lebensfeindlicher wird und immer weniger bewohnbar. Denken Sie nur an die Buschbrände in Australien."

Die jährliche Risikoübersicht, die der WEF am Dienstag veröffentlichte, stellte Klimawandelfolgen und andere Umweltbedrohungen noch vor jene Gefahren, die von geopolitischen Spannungen oder Cyberattacken ausgehen. Es ist das erste Mal, dass in der Übersicht die fünf größten Gefahren Umweltprobleme sind: von extremen Wetterereignissen bis hin zum Versagen von Wirtschaft und Regierungen, die Klimawandelfolgen zu lindern und sich veränderten Umweltbedingungen anzupassen.

Stakeholder-Interessen statt Shareholder-Kapitalismus

Das Hauptthema des diesjährigen WEF, der in einer Zeit stattfindet, in der auch die zunehmende Uneinigkeit und gegenseitige Entfremdung von Staaten und Handeltreibenden den Klimawandel zu beschleunigen droht, ist Nachhaltigkeit.

Der Gipfel soll dem klassischen Kapitalismus eine neue Bedeutung eröffnen. Statt um einen Kapitalismus, der den Interessen der Sharehoder verpflichtet ist, soll es um ein Modell gehen, das die Interessen der Stakeholder im Auge hat, all jener also, die im weiteren Sinne am Unternehmen ein Interesse haben - nicht nur als Aktionär, sondern auch als Mitarbeiter oder Kunde. Ein Konzept, nachdem Geschäfte nicht nur den Interessen der Besitzenden, sondern dem Gemeinwohl dienen sollen.

"Wer Geschäfte macht, muss den Stakeholder-Kapitalismus im Auge behalten", so Klaus Schwab. "Das heißt, es geht nicht nur darum, Profite zu maximieren, sondern in Zusammenarbeit mit Regierung und Gesellschaft seine Fähigkeit und Fertigkeiten dazu zu nutzen, die Aufgaben dieser Dekade anzunehmen. Die Handelnden müssen aktiv zu einer zusammenhaltenden und nachhaltigen Welt beitragen."

Davos 2020: Die Zahlen

Zum diesjährigen Gipfel werden rund 3000 Teilnehmer aus fast 120 Ländern erwartet - mit einem Frauenanteil von 25 Prozent. 53 Staat- und Regierungschefs haben zugesagt, unter ihnen Guiseppe Conte aus Italien, Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Präsident der Vereinigten Staaten.

Dazu kommen 1700 Unternehmenschefs und die Vorstandsvorsitzenden von acht der zehn werthaltigsten Unternehmen der Welt. Für sie werden mehr als 350 Sitzungen und Workshops veranstaltet. Interessanter Nebenaspekt: 88% Prozent der Autos, die für den Gipfel unterwegs sein werden, sind Hybridfahrzeuge oder fahren ganz elektrisch.

Will "den Stakeholder-Kapitalismus im Auge behalten". Klaus Schwab, Gründer des World Economic ForumBild: picture-alliance/Keystone/S. Di Nolfi

Davos wird immer grüner

Das große Treffen, das 2020 zum 50. Mal stattfindet und so sein Goldenes Jubiläum feiert, ist oft für seinen eigene Umweltbilanz gescholten worden, vor allem wegen der vielen Meilen, die seine Teilnehmer auf dem Weg in die Schweizer Berge zusammengeflogen haben. 

Der WEF seinerseits legt großen Wert auf die Feststellung, dass der aktuelle Gipfel zu den nachhaltigsten internationalen Treffen, die es bislang gegeben hat. Das Versprechen lautet: Verschmutzungsrechte zu kaufen, um die Flugmeilen zu kompensieren, mehr elektrisch betriebene Fahrzeuge zu nutzen und lokale Lebensmittel anzubieten.

"Das ist etwas, das wir sehr ernst nehmen", so WEF-Managing Director Adrian Monck Reporten gegenüber. "Es gibt nichts schlimmeres als eine Organisation, die ein Problem erkennt und dann nichts dagegen unternimmt."

Außerdem plant das Forum ein Modell, mit Mitteln privater und öffentlicher Fonds eine Billion (in Zahlen: 1.000.000.000.000!) Bäume in den nächsten zehn Jahren zu pflanzen.

Geopolitische Spannungen

Der Gipfel, der am Dienstag beginnt und bis zum Freitag dauern wird, richtet den Blick außerdem auf Themen wie globale Handelskriege, Ungleichheit, Rekordverschuldungen und geopolitische Spannungen im Nahen und Mittleren Osten.

Führende Politiker aus dem Irak, aus den palästinensischen Autonomiegebieten, aus Pakistan und aus Afghanistan werden beim Gipfel erwartet. Der iranische Außenminister Javad Zarif wird allerdings nicht erscheinen - wegen der Proteste nach dem Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeuges.

Zarif's Absage ist aber auch auf die steigenden Spannungen im Mittleren Osten zurückzuführen, die seit der Tötung des iranischen Generals Qassem Soleimani durch einen Luftangriff der USA zu Beginn dieses Monats weiter eskalieren.

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