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Eine Reise wert

Marco Vollmar, zurzeit in Davos28. Januar 2007

Zwar gibt es beim alljährlichen Weltwirtschaftsforum in Davos selten handfeste Ergebnisse. Ein Besuch des Schweizer Skiorts lohnt sich trotzdem immer, meint Marco Vollmar und erklärt warum.

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Es ist beinahe wie jedes Jahr. Nach fünf Tagen Weltwirtschaftsforum in Davos fragt man sich. Was bleibt? Ist der Zustand der Welt wieder ein Stück verbessert worden, wie es sich das Forum jedes Jahr aufs Neue vornimmt? Oder bleibt das Treffen ein „elitärer Jahrmarkt der Eitelkeiten“, ein „Disneyland der CEOs“ wie Spötter meinen. Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. Unbestritten ist aber, dass es der Erfinder des Forums, Klaus Schwab, auch in diesem Jahr wieder geschafft hat, exklusivste Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur zusammenzubringen. 24 Staats- und Regierungschefs, 800 Unternehmensführer aus aller Welt sind in den verschneiten Schweizer Skiort gekommen, um in über 220 offiziellen Panels, Diskussionsveranstaltungen und Empfängen sich über die Veränderung der internationalen Machtgleichgewichte auszutauschen. Hier trafen sich Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, die israelische Außenministerin Zipi Livni und Israels stellvertretender Premier Shimon Peres, um über den Friedensprozess im Nahen Osten und die Einführung einer gemeinsamen Wirtschaftszone zu sprechen. Hier wohnten 30 Handelsminister Hoteltür an Hoteltür und haben vereinbart, die schwierigen Freihandelsgespräche in den nächsten Monaten wieder aufzunehmen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und der britische Premier Tony Blair haben den fortschreitenden Klimawandel als wesentlichste Herausforderung dieses Jahrhunderts auf die internationale Agenda gesetzt.

Ein Argument der Forums-Gegner, hier teilen sich die Mächtigen und Reichen hinter verschlossenen Türen die Welt auf, trifft schon längst nicht mehr zu und gehört in die Mottenkiste globalisierungskritischer Folklore. Denn - und das haben die Macher mit ihrer Agenda bereits umgesetzt – die weltweiten Machtgleichgewichte verschieben sich Stück für Stück. Teilnehmer aus China und Indien, Brasilien und Mexiko sowie Teilen Afrikas haben in diesem Jahr eine sehr viel größere Rolle gespielt und den Dialog auch mit Vertretern von Nichtregierungsorganisationen gesucht. Anti-Globalisierungsdemos - in diesem Jahr Fehlanzeige. Wirklich auffällig und von vielen positiv zur Kenntnis genommen, dass die gesetzten Themen wie Klimaschutz, Welthandel und Internet in diesem Jahr wirklich im Vordergrund standen. Kein Hollywood-Star vor Ort, dessen Glamour von den Inhalten abgelenkt hätte. Stattdessen wieder mehr Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, die die Gelegenheit zum Austausch mit den Mächtigen nach Kräften genutzt haben. Sie alle kommen, weil das Treffen auch ohne Vertragsabschlüsse Mehrwert schafft. Es ist das zufällige Gespräch, der beiläufige Kontakt, der Davos für alle so interessant erscheinen lässt. Das ist und bleibt das Erfolgsrezept des Weltwirtschaftsforums und seines Gründers Klaus Schwab.

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