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Zahlengewitter

29. Juli 2010

Zahlengewitter für die Aktionäre: Gleich sieben DAX-Konzerne haben am Donnerstag Quartalszahlen vorgelegt. Sie zeigen, dass sich die Wirtschaft von der Krise schneller erholt als viele Experten erwartet haben.

Ein Boersenmakler zeigt vor der Anzeigentafel des Deutschen Aktienindex (DAX) an der Wertpapierboerse in Frankfurt nach oben. (Foto: apn)
Die Kurve zeigt nach obenBild: AP
BASF-Chef Jürgen Hambrecht: Gute GeschäfteBild: picture-alliance/dpa

Bis auf Lufthansa, die noch nicht aus den roten Zahlen gekommen ist, haben alle Konzerne am 29.07.2010 beeindruckende Wachstumszahlen hingelegt. Allerdings weisen Beobachter darauf hin, dass die überwiegend zweistelligen Steigerungsraten leicht zu erreichen sind, wenn man die Rückkehr zum normalen Geschäft mit dem niedrigen Niveau des Krisenjahres 2009 vergleicht. Und auch die Ausblicke, die die DAX-Unternehmen ihren Aktionären geben, fallen durchaus unterschiedlich aus.

So rechnet der Chemieriese BASF nach einem Gewinnsprung im zweiten Quartal auch in den Sommermonaten bis Ende September mit guten Geschäften. "Das dritte Quartal wird ordentlich ausfallen", sagte Konzernchef Jürgen Hambrecht am Donnerstag zu Reuters. Das weltgrößte Chemieunternehmen hatte zuvor gemeldet, dass der Gewinn vor Abzug von Zinsen und Steuern sowie vor Sondereinflüssen im zweiten Quartal um 94 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro gestiegen ist. Die Konjunkturerholung habe das Geschäft beflügelt, hieß es.

Erholung querbeet

Siemens-Chef Peter Löscher: Prognose deutlich angehobenBild: picture alliance/dpa

Siemens rechnet mit einem Konjunkturaufschwung. "Die Erholung der Weltwirtschaft kommt weiter voran", sagte Konzernchef Peter Löscher in München. Er glaube nicht an einen weiteren Konjunkturabsturz. Die Wirtschaft der Schwellenländer werde dieses Jahr mit sechs bis sieben Prozent wachsen, die Wirtschaft in den Industrieländern um zwei bis drei Prozent. "Wir sehen querbeet, dass sich die Konjunktur stabilisiert hat", sagte Löscher. Im laufenden Geschäftsjahr, das für Siemens Ende September abläuft, peilt der Konzern ein Ergebnis "deutlich" über dem Rekordwert des Vorjahres von 7,5 Milliarden Euro an.

Der Lastwagen- und Motorenhersteller MAN hat von der einsetzenden Erholung auf den Nutzfahrzeugmärkten im zweiten Quartal profitiert. Im wichtigen Lastwagengeschäft fuhr der Münchner Konzern damit zurück in die schwarzen Zahlen. Die ersten, zaghaften Erholungssignale des ersten Vierteljahres hätten sich verstärkt, schrieb Vorstandschef Georg Pachta-Reyhofen in einem Brief an die Aktionäre. Das operative Ergebnis legte im zweiten Quartal verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um fast das Doppelte auf rund 276 Millionen Euro zu. Unter dem Strich stand im zweiten Vierteljahr ein Ergebnis von 151 Millionen Euro, nach 27 Millionen Euro im ersten Quartal 2009.

Wachsende Zuversicht

Bayer profitiert von der Erholung der WeltwirtschaftBild: picture alliance/dpa

Beim Pharma- und Chemiekonzern Merck wächst nach einem kräftigen Gewinnsprung im zweiten Quartal die Zuversicht. Dank der hohen Nachfrage nach Flüssigkristallen für Flachbildschirm-Fernseher und steigender Erlöse im Pharmageschäft hob der Konzern bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Prognose an. Auf Konzernebene kletterte der Umsatz von April bis Juni um 16 Prozent auf den Rekordwert von 2,2 Milliarden Euro. Das Ergebnis nach Steuern stieg um 70 Prozent auf 187 Millionen. Damit reiht sich Merck in die Liste von Chemiekonzernen ein, die von der weltweiten Konjunkturerholung immer stärker profitieren.


Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat im zweiten Quartal dieses Jahres seinen Umsatz erneut steigern können, verzeichnete aber einen Gewinnrückgang um 1,3 Prozent auf 525 Millionen Euro. Wie das Unternehmen in Leverkusen mitteilte, legte die Einnahmen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 14,6 Prozent auf 9,2 Milliarden Euro zu. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen steigerte das Unternehmen gleichzeitig um 8,6 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr zeigte sich Konzernchef Werner Wenning zuversichtlich. Zwar liege die Geschäftsentwicklung in der Pflanzenschutz- und Gesundheitssparte hinter den Erwartungen. Dies werde jedoch durch die kräftige Erholung in der von der Wirtschaftskrise besonders schwer getroffenen Chemiesparte MaterialScience kompensiert.

Rote Zahlen

Lufthansa: Noch nicht aus den roten ZahlenBild: AP

Die Lufthansa ist im Passagiergeschäft trotz der anziehenden Nachfrage im ersten Halbjahr nicht aus den roten Zahlen gekommen. Im Kerngeschäft stand ein Verlust von 342 Millionen Euro zu Buche, nach einem Gewinn von 35 Millionen im gleichen Vorjahreszeitraum. Deshalb will der Konzern weiter an der Kostenschraube drehen. "Insbesondere aufgrund des eingetretenen Preisverfalls und der veränderten Nachfrage auf der Kurzstrecke werden wir die Kostensenkungsmaßnahmen weiterhin entschlossen vorantreiben", sagte Finanzvorstand Stephan Gemkow. Der Konzern habe trotz eines guten zweiten Quartals das Ergebnis früherer Jahre nicht wieder erreicht. Zu dem Verlust trugen auch die defizitären neuen Töchter British Midland und Austrian Airlines bei.

Die weltweit steigende Pkw-Nachfrage lässt den Gewinn von Volkswagen unerwartet stark steigen. Der operative Gewinn des Wolfsburger Konzerns verdoppelte sich nach Angaben vom Donnerstag im zweiten Quartal auf 1,99 Milliarden Euro. Im Krisenjahr hatte VW dank der Abwrackprämie 928 Millionen Euro eingefahren. Nach dem Ende der staatlichen Stütze sorgt nun die hohe Pkw-Nachfrage aus China und den USA für gute Geschäfte. Der Umsatz schwoll im zweiten Quartal um 22 Prozent auf gut 33 Milliarden Euro an. Für das Gesamtjahr erwartet Europas größter Autobauer weitere Zuwächse, allerdings dürfte die Dynamik in der zweiten Jahreshälfte nachlassen, teilte der Vorstand mit.

Autor: Rolf Wenkel (dpa, apn, rtr,ots)

Redaktion: Andreas Becker