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DDR und BRD: Fotos vor dem Mauerfall

Stefan Dege22. August 2015

Rudi Meisel war einer der wenigen Menschen, die den Alltag der Deutschen in der DDR und BRD durch die Kamera beobachten durfte. Zehn Jahre lang machte er Fotos. Das Berliner Amerikahaus widmet ihm eine Ausstellung.

Ausstellung Rudi Meisel Landsleute C/O Berlin EINSCHRÄNKUNG
Bild: Rudi Meisel

Wie lebten die Menschen hüben wie drüben, diesseits und jenseits der Mauer? Rudi Meisel war als Fotoreporter von 1977 bis 1987 ein professioneller Grenzgänger. Er berichtete für international namhafte Magazine wie Spiegel, TIME, Newsweek oder GEO. Bei seinen zahlreichen Reisen in die DDR standen ihm Aufpasser zur Seite. Meisel ließ sich davon aber nicht einschränken.

Mal sitzen Wartende auf einer Bank in dem Ostberliner U-Bahnhof Alexanderplatz, auf der sich ein junges Pärchen leidenschaftlich küsst, mal ist da die bestürzende Tristesse eines Neubaukomplexes in Halle-Neustadt, dessen Modernität zur unbefestigten, und deshalb matschigen, Straße kontrastiert. Auf einem anderen Bild stehen Schürzen tragende Hausfrauen beim fröhlichen Schwatz vor ihrer Haustür in Wernigerode im Harz. Halbwüchsige lassen auf einer Abraumhalde in Essen einen Drachen steigen. Eine Frau inspiziert die Kette eines Panzers am West-Berliner Tag der Streitkräfte. Kein Zweifel: Rudi Meisels Aufnahmen sind wertvolle Zeitdokumente.

Meisels Bilder überdauern die deutsche Teilung

Seine Kamera fokussiert den Moment und hält ihn für die Ewigkeit fest. So überdauern Lachen, Kuss oder skeptischer Blick sogar die deutsche Teilung. "Biedere Behaglichkeit, unwirtliche Wohnsiedlungen, nachbarlicher Schwatz, jugendliche Rebellion kurzweilige Volksfeste und baufällige Strassenzüge" schreibt Ausstellungskurator Felix Hoffmann in einem Text zu der Werkschau in der c/o Galerie im Amerikahaus in Berlin, "irritieren und erstaunen ob der Ähnlichkeit ihrer Sujets". Für Rudi Meisel war der Unterschied zwischen den beiden Deutschlands gar nicht so groß: "Es gab den gleichen Mief im Westen wie im Osten. Nur dass der West-Mief ein paar Chromstreifen hatte", sagte er einmal.

Rudi Meisel, Jahrgang 1949 stammt aus Wilhelmshaven und wuchs in Osnabrück auf. Nach dem Studium der Fotografie an der Folkwangschule Essen arbeitete er von 1971 an als freier Reportagefotograf ,später als Architekturfotograf unter anderem von Norman Foster. Für seine Werke wurde Rudi Meisel vielfach ausgezeichnet. Heute lebt und arbeitet er in Berlin.

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