1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

"Verzweifelt und ein bisschen ratlos"

12. Mai 2013

Der deutsche Verteidigungsminister de Maizière sieht nach den Anschlägen in der Türkei sehr schwarz. Er warnt vor einem militärischen Eingreifen in Syrien. Und die Türkei wirft der Weltgemeinschaft Tatenlosigkeit vor.

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere (foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

Nach dem schwersten Bombenanschlag in der Türkei seit Beginn des Bürgerkriegs im Nachbarland Syrien droht eine Ausweitung des Konflikts. Nach Angaben türkischer Regierungspolitiker führen Spuren zum Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Die syrische Opposition sieht die Verantwortlichen für die Terrorangriffe an der Grenze ebenfalls in Damaskus. Bundesverteidigungsminister Thoams de Maizière zeigt sich tief pessimistisch über die weitere Entwicklung.

Im Ersten Deutschen Fernsehen gestand der CDU-Politiker kleinlaut ein: "Wir sind verzweifelt und ehrlich gesagt auch ein bisschen ratlos über die Einflussmöglichkeiten von außen". Auch die Bemühungen der USA und Russlands, nun gemeinsam eine Konferenz zu organisieren, seien nur ein Hoffnungsschimmer, "mehr ist es nicht". De Maizière warnte erneut davor, militärisch zu intervenieren: "Ein militärisches Eingreifen wäre sehr, sehr aufwendig und verlustreich", sagte er. Zudem sei man "weit weg von einem Mandat des UN-Sicherheitsrats".

Gespannte türkisch-syrische Beziehungen

01:45

This browser does not support the video element.

Die UN schweigen

Für den "barbarischen Terrorakt" vom Samstag sei auch die Weltgemeinschaft aufgrund ihrer Tatenlosigkeit verantwortlich, beklagte angesichts dieser Situation der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu bei seinem Besuch in Berlin. Das Attentat zeige, "wie ein Funke zum Flächenbrand wird, wenn die internationale Gemeinschaft schweigt und der UN-Sicherheitsrat nicht handelt".      

Bei der Explosion zweier Autobomben in der Grenzstadt Reyhanli waren mindestens 46 Menschen getötet worden, etwa 140 wurden verletzt. 

Linksextremisten sollen für Anschlag verantwortlich sein

Die Polizei in der Türkei nahm bislang neun Verdächtige fest. Es soll sich um Linksextremisten handeln. Nach Angaben türkischer Medien sind die Verdächtigen Mitglieder der "Revolutionären Volksbefreiungspartei/-front" (DHKP-C) sowie einer Splittergruppe der "Türkischen Volksbefreiungspartei-Front" (THKP-C). Die türkische Regierung wirft ihnen vor, die Tat in Abstimmung mit dem syrischen Geheimdienst verübt zu haben.

Alle Festgenommenen seien türkische Staatsbürger, wurde Vizeregierungschef Besir Atalay von türkischen Medien zitiert. Nach seinen Angaben haben die Beschuldigten die Tat teilweise gestanden. Innenminister Muammer Güler sagte, unter den Festgenommenen sei auch der Planer.

Die Täter seien an der Erkundung des Anschlagsorts und der Beschaffung der Fahrzeuge beteiligt gewesen. Nach weiteren Verdächtigen werde noch gesucht. Die Tat sei von Gruppen verübt worden, die in engem Kontakt stünden zum Assad-Regime in Damaskus und zum syrischen Geheimdienst, hieß es.

Türkei auf der Seite der Rebellen

Syrien wies jede Verantwortung zurück. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana zitierte Informationsminister Omran al-Subi mit den Worten, die türkische Regierung habe zugelassen, dass aus der Grenzregion ein Zentrum für den internationalen Terrorismus geworden sei. Ankara trage deshalb die direkte moralische und politische Verantwortung für das, was geschehe.

Die Türkei steht auf der Seite der syrischen Aufständischen und hat zahlreiche Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Reyhanli ist nicht weit entfernt vom Grenzübergang Cilvegözü, über den viele Flüchtlinge aus Syrien in die Türkei kommen.

 SC/wl (dpa, afp, ARD)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen